Die Jury, zusammengesetzt aus Diana Wiedemann (von links), Wilhelm Speitelsbach, Cornelia Biegert, Jürgen Knubben, Bernhard Rüth, Armin Schulz und Till Schaller, diskutiert die eingereichten Arbeiten intensiv. Foto: Mundorff

Sieben Objekte erhalten Prädikat "Beispielhaftes Bauen". Jury wendet strenge Kriterien an.

Kreis Rottweil - "Wir laufen durch den öffentlichen Raum, halten uns in Räumen auf. Wir spüren, dass sie uns beeinflussen", sagt Carmen Mundorff. Entsprechend wichtig ist es, Raum sorgsam zu gestalten. Wie, das zeigt das Verfahren "Beispielhaftes Bauen".

Zum zweiten Mal hat die Architektenkammer Baden-Württemberg im Landkreis Rottweil solch ein Auszeichnungsverfahren durchgezogen. Und die Jury, die sich aus Architekten und Landschaftsarchitekten aus dem ganze Land, dem Bildhauer Jürgen Knubben, Kreiskulturamtschef Bernhard Rüth und Armin Schulz, Leiter der Kreisredaktion des Schwarzwälder Boten, zusammensetzte, hat in teils intensiven Diskussionen sieben Objekte benannt, die dem Anforderungskatalog für beispielhaftes Bauen entsprechen.

Jetzt wurden die ausgezeichneten Entwürfe im Landratsamt vorgestellt. Auch Schirmherr Landrat Wolf-Rüdiger Michel wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass Architektur nicht nur eine Form der angewandten Kunst sei, der alle täglich begegneten. "Gut gestaltete Bauten tragen wesentlich zu unserer Lebensqualität bei, selbst wenn wir dies oft nicht bewusst registrieren." Vom Auszeichnungsverfahren, das den Zeitraum 2007 bis 2016 erfasst und jetzt sieben von 30 eingereichten Bauten aus dem ganzen Landkreis akzentuiert, verspreche er sich "weitere Impulse für eine positive Entwicklung der Baukultur in unserem Landkreis".

Carmen Mundorff erläutert unterdessen die Kriterien, die zu berücksichtigen sind. Es habe durchaus sehr gute Beiträge gegeben, denen die Einstufung als "beispielhaft" nur knapp verwehrt blieb, weil sie bei einem Kriterium nicht den Anspruch erfüllten, wird Diana Wiedemann, die zur Juryvorsitzenden gewählt wurde, später sagen. Und sie wird, bei allem Rationalismus, den solche Entscheidungen erfordern, bei zwei Objekten selbst eine Woche nach den Besichtigungsfahrten geradezu ins Schwärmen geraten: Der Stadtgarten in Schiltach und die Jugendherberge in Rottweil in einem Klostergebäude, das zwischenzeitlich Oberamt, Landratsamt und Polizeidirektion beherbergte, haben es ihr angetan. Das zeigt zweierlei. Insbesondere das Bauen im Bestand kann reizvoll sein, und Bauen heißt bei diesem Verfahren eben nicht zwingend Definition und Gestaltung eines Funktionsvolumens. Außerdem wird noch etwas deutlich: Architektur hat mit Sinnlichkeit zu tun. Oder, anders formuliert: Die Vorstellung, die aus einem Plan erwächst, kann die Richtung weisen, erst die sinnliche Auseinandersetzung mit dem Objekt komplettiert den Eindruck und damit das Argumentbündel.

Das Verfahren, das im Oktober in eine Ausstellung im Hofer-Saal der Kreissparkasse mündet, in deren Zusammenhang auch die Broschüre der beispielhaften Bauten im Landkreis Rottweil 2007 bis 2016 vorgestellt wird, mündet, hat freilich auch ganz andere Gebäude ausgezeichnet. Zum Beispiel den neuen Hallenkomplex in Dornhan mit Umbau des Bestands zu einer Veranstaltungs- und dem Neubau einer Sporthalle mit multifunktionaler Erschließungsachse. Oder das Parkhaus an der Wettestraße in Oberndorf, das sein Volumen nicht preisgibt, sondern sich in die kleinteilige Umgebung gut einfügt. Oder die Fachklassen-Erweiterung der Maximilian-Kolbe-Schule im Rottweiler Teilort Hausen – Teil eines Ensembles, in dem Architektur nicht zum ersten Mal ausgezeichnet wird. Auch ein Wohnhaus hat es in den Preisrang geschafft. Beim Haus Günter in Tennenbronn würdigt Wiedemann die bestechend klare Struktur und die Feinheit der Detailausarbeitung, ein Aspekt, der nebenbei auch in Dornhan und Hausen einige Aufmerksamkeit erregte. Und schließlich gibt es noch ein Gewerbegebäude unter den Auszeichnungen, den Neubau des Verwaltungsgebäudes mit Messraum des japanischen Messzeuge-Herstellers Mitutoyo auf dem Lindenhof in Oberndorf.