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Laut IG Bau sind 2017 im Kreisgebiet mit 393 deutlich zu wenig Neubauwohnungen entstanden

Vom Single-Apartment bis zum Bungalow: Im Kreis Rottweil sind im vergangenen Jahr 393 Neubauwohnungen entstanden – 209 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Damit wurden vier Prozent weniger neue Wohnungen gebaut als noch im Vorjahr.

Kreis Rottweil. Darauf weist das Verbändebündnis Wohnen, in dem sich Baugewerkschaft und Bauwirtschaft zusammengeschlossen haben, in einem Bericht hin. Das Bündnis beruft sich bei den Zahlen auf die aktuelle Bau-Bilanz der fertiggestellten Wohngebäude des Statistischen Bundesamts.

Demnach haben die Bauherren im Kreis Rottweil im vergangenen Jahr 144,2 Millionen Euro in den Neubau von Wohnungen investiert. "Das klingt viel. Tatsächlich müsste es aber mehr sein, wenn der Kreis Rottweil seinen Beitrag zur Wohnraum-Offensive der Bundesregierung leisten will. Denn der Neubau von bezahlbaren Wohnungen ist die einzige effektive Antwort auf steigende Mieten und hohe Immobilienpreise, von denen auch Baden-Württemberg betroffen ist", sagt Andreas Harnack (IG BAU) vom Verbändebündnis Wohnen.

Bundesweit seien im vergangenen Jahr nicht einmal 285 000 Wohnungen neu gebaut worden. Dabei habe die Große Koalition von CDU/CSU und SPD eine ganz andere Messlatte gelegt: 1,5 Millionen Neubauwohnungen bundesweit bis 2021 – also 375 000 pro Jahr.

"Das bedeutet, dass der Wohnungsneubau schon in diesem Jahr um satte 32 Prozent zulegen müsste. Danach sieht es allerdings bislang weder in Baden-Württemberg noch bundesweit aus", so der Regionalleiter der IG BAU in Baden-Württemberg, Andreas Harnack.

Das Verbändebündnis Wohnen fordert daher der Mitteilung zufolge Bund, Land und die Kommunen auf, mehr für den Wohnungsbau zu tun. Vor allem für bezahlbaren Wohnraum. Für Menschen ohne dickes Miet-Portemonnaie: "Gerade für den sozialen Wohnungsbau muss deutlich mehr getan werden. Dabei auch für den Neubau von Wohnungen, bei denen sich die Menschen die Miete auch leisten können", sagt Harnack.

Auch das Wohneigentum im Kreis Rottweil müsse endlich effektiv gefördert werden. "Es müssen sich wieder mehr Menschen die eigenen vier Wände leisten können – vom Maurer bis zur Industriekauffrau. Handwerker, die Häuser bauen, sollten auch in der Lage sein, sich selbst eine eigene Wohnung anzuschaffen", so das Bündnis Wohnen.

Wohneigentum sei eine wichtige Altersvorsorge. "Die eigenen vier Wände sind da und haben Bestand – unabhängig davon, wie die Rentenhöhe im Alter schwankt. Sie bieten die Sicherheit eines dauerhaften Daches über dem Kopf – ohne Angst vor Mieterhöhungen oder vor einer Kündigung", betont Harnack.

An die heimischen Bundestagsabgeordneten appelliert das Wohn-Bündnis, dem Wohnungsbau jetzt die "politische Power" zu geben, die der Bau braucht. Es komme darauf an, dass Bundestagsabgeordnete wie Volker Kauder in Berlin Farbe bekennen. Sie müssten sich für ein deutlich dickeres Baupaket stark machen Die Kanzlerin habe angekündigt, sechs Milliarden Euro für den Wohnungsbau bis 2021 bereitzustellen – also 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Tatsächlich benötigt würden aber mindestens vier Milliarden Euro jährlich. "Denn im Wohnungsmangel und in steigenden Mieten steckt sozialer Sprengstoff. Gerade beim Neubau von Sozialwohnungen droht ein Desaster, wenn der Bund hier nicht ordentlich Geld in die Hand nimmt und investiert. Tag für Tag fallen Sozialmietwohnungen aus der Bindung. Der Bestand an Wohnungen für Menschen, die einen Wohnberechtigungsschein haben, schmilzt kontinuierlich ab", warnt Harnack.

Eine "Goodwill-Wohnungsbaupolitik" der Länder, bei der die Zahl der Sozialwohnungen von der Kassenlage abhänge, sei fatal. Auch für altersgerechte Wohnungen müsse der Bund dem Wohnungsneubau jetzt "Turbo-Impulse" geben in Form von zusätzlichem Fördergeld und mehr steuerlichen Anreizen, wird beim Verbändebündnis reklamiert. Der Bau brauche vor allem verlässliche Rahmenbedingungen, um Fachkräfte und technische Kapazitäten aufbauen zu können.