Solifer-Tag 2: Die Besucher des Solifer-Aktionstags konnten sich im Sonnensaal an zahlreichen Ständen über das Angebot und die Leistungen der Bruderhausdiakonie sowie verschiedener Kooperationspartner informieren. Fotos: Wolf Foto: Schwarzwälder Bote

Solifer: Hilfen und Dienste zeigen, wie Inklusion Realität werden kann zum Wohle vieler Menschen

Das vor zehn Jahren gegründete Solifer sorgt mit seinen Diensten und Hilfen dafür, dass nicht nur die tatsächlichen Barrieren für Menschen mit Beeinträchtigungen abgebaut werden, sondern auch die mentalen Barrieren in den Köpfen und Herzen der Menschen.

Kreis Rottweil. Draußen war es trüb und regnerisch. Drinnen machte der Sonnensaal im Kapuziner seinem Namen allen Ehre: Beim Markt der Möglichkeiten konnten sich die Besucher davon überzeugen, dass der Name, den die Bruderhausdiakonie für ihre Behindertenhilfe mit der Beratungsstelle in Rottweil gewählt hat, völlig zu Recht besteht – Solifer, die Sonne bringend. Als die junge Erwachsene Melissa mit ihrer Mutter auf der Bühne stand, selbstbewusst, fröhlich, frei von der Leber in einer beeindruckend authentischen Weise die Fragen von Mirjam Pfau vom Solifer-Team beantwortete, wurde deutlich, wie Inklusion Realität werden kann, wie Menschen mit Behinderung an dem gesellschaftlichen Miteinander ganz selbstverständlich teilhaben können.

Iris Wössner, "das Gesicht der Bruderhausdiakonie und von Solifer" in Rottweil, lud ein, den Markt der Möglichkeiten zu erkunden und den großen, bunten Strauß an inklusiven und speziellen Angeboten der Bruderhausdiakonie und deren Kooperationspartner Kreis Rottweil kennenzulernen. Informationen über Solifer, die Aktion Gieb, das Media-Office, die Behindertenwerkstatt, das Kinder- und Jugendreferat der Stadt Rottweil und die differenzierten, auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmten Wohnangebote der Bruderhausdiakonie im Kreis gab es reichlich. Neben Mitarbeitern und Ehrenamtlichen zeigten auch Betroffene gerne, wie sie innerhalb von Solifer und der Bruderhausdiakonie eingebunden sind.

Nach der musikalischen Einstimmung durch Amann Riek vom Media-Office und Lauritz Rottweiler, der derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr ableistet, lud die Leiterin der Bruderhausdiakonie im Kreis Rottweil und der Region, Christine Trein, die Gäste, darunter auch der Vorsitzende des Stiftungsrats der Bruderhausdiakonie, Professor Martin Beck, ein, in lockerer Runde den Geburtstag von Solifer mitzufeiern. Christian Ruf, Bürgermeister der Stadt Rottweil, würdigte die "enorme" Leistung sowie das vielfältige Angebot von Solifer. Hier werde Inklusion gelebt. Bei der Bruderhausdiakonie und Solifer stehe der Mensch in seiner Individualität im Mittelpunkt. Ruf hob das "hervorragende Netzwerk" und die Kooperationen mit der Volkshochschule sowie dem Kinder- und Jugendreferat hervor, durch die Menschen mit Behinderung der Zugang zu ganz allgemeinen Angeboten ermöglicht würden. Er lobte das schlagkräftige sechsköpfige Solifer-Team für seine Arbeit. Zum Leben, zur Gesellschaft gehöre die Vielfalt und das Verschiedensein. Die Inklusion sei ein anhaltender Prozess, der sich auf die Arbeitswelt wie die Freizeitgestaltung erstrecke.

Der Sozialreferent des Kreises, Bernd Hamann, erinnerte an die Gründung von Solifer am 1. April 2008 am Friedrichsplatz in einem kleinen Kreis mit Iris Wössner. Inzwischen hätten mehr als 1000 Personen das Angebot von Solifer in Anspruch genommen. Die Bruderhausdiakonie sei ein geschätzter Kooperationspartner des Landkreises in dem Bereich Behindertenhilfe und Inklusion. "Wir müssen etwas in den Herzen und Köpfen der Menschen bewegen", betont Hamann.

Angebote begleiten auf vielfältige Weise

Mirjam Pfau, seit zweieinhalb Jahren als Heilpädagogin bei Solifer, rekapitulierte die rasante Entwicklung des Solifer-Angebots in den vergangenen zehn Jahren. Melissa hatte als Jugendliche das Solifer-Angebot kennen gelernt. Sie freue sich, dass sie nun auch als junge Erwachsene Angebote wie Kegeln, Ski- und Sommerfreizeiten, andere Sport- und Spielfeste, Disco oder Segelfreizeiten nutzen kann. "Die Segelfreizeit hat mir besonders gut gefallen", erzählt sie strahlend. Für die Eltern bedeute dies eine spürbare Entlastung, ergänzte Melissas Mutter. Melissa wolle ja nicht nur mit ihren Eltern etwas unternehmen und zusammen sein, sondern auch mit anderen jungen Menschen. Dank Solifer werde ihrer Tochter die Teilhabe am ganz normalen Leben ermöglicht. Sie verhehlt nicht, dass zwischendurch auch mal dunkle Wolken aufziehen. Zum Beispiel, als Melissa unversehens aus der Pflegestufe herausgefallen ist, weil man die Versicherung gewechselt hat. Da habe es anderthalb Jahre gedauert, bis man wieder in die Pflegestufe aufgenommen worden sei. "Das zermürbt", unterstreicht die Frau. Für die Zukunft wünscht sich Melissa einen Freizeittreff sowie vor allem "gute Arbeitskollegen, die mich unterstützen, und Freunde, die etwas mit mir machen".

Die Besucher, darunter viele Eltern mit Kindern, die das Solifer-Angebot schätzen, konnten selbst beim Mitmach-Theater und dem Musik-Workshop "Inklusion trifft Rhythmus", aktiv werden. Unter der Leitung der Theaterpädagogin Maxi Fleig spielten beziehungsweise improvisierten Jugendliche und Erwachsene das Märchen von der Goldenen Gans, umfunktioniert in das Goldene Kaninchen. Da sah sich selbst der Berichterstatter kurzerhand als Schauspieler verpflichtet, und dazu noch als Prinzessin. Das anhaltende Gelächter bewies, dass alle Akteure voller Spielfreude und mit ungeheurem Spaß bei der Sache waren. Doro Flaig vom Solifer-Team sorgte dafür, dass die Teilnehmer des Musik-Workshops Rhythmus im Blut hatten.