Schluss mit freier Fahrt: Die B 27 zwischen Rottweil und Schömberg wird monatelang gesperrt. (Symbolfoto) Foto: Ingo70/ Shutterstock

Verbindung zwischen Rottweil und Schömberg für ein halbes Jahr dicht. Stadt weiß von nichts. Mit Kommentar

Rottweil - Diese Nachricht sorgte im Gemeinderat für fassungslose Gesichter: Die B 27 zwischen Rottweil und Schömberg wird ab Mai für ein halbes Jahr gesperrt. Die Stadt erfuhr davon erst am Dienstag bei einer Besprechung im Landratsamt. "Das erwischt uns kalt", so Oberbürgermeister Ralf Broß.

Die Hauptachse von Rottweil nach Balingen wird monatelang gekappt, Neukirch quasi abgehängt, Pendler und der Busverkehr beeinträchtigt – und die Stadt wird über diese Pläne des Straßenbauamts erst kurz vorher informiert? Wie kann das sein? Diese Frage stellte sich am Mittwochabend im Gemeinderat, als Tiefbauamtsleiter Roland Hönisch die Nachricht kundtat.

Vollsperrung ein Unding

Im Zusammenhang mit geplanten Brückenbaumaßnahmen der Stadt in Zepfenhan platzte die Bombe: "Wir haben gestern bei der Straßenbaukonferenz im Landratsamt erfahren, dass die B 27 ab Mai ein halbes Jahr lang gesperrt wird", so Hönisch. Die Sperrung sei laut Informationen des Straßenbaumamts vom Bereich der Böhringer Steige bis Schömberg geplant.

"Wie kann es sein, dass das Landratsamt die Stadt über so eine Maßnahme erst so spät informiert?", machte Monika Hugger (CDU) ihrem Ärger Luft. Hier könne mit der Kommunikation wohl etwas nicht stimmen. Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) erinnerte daran, dass Neukirch damit komplett abgehängt sei. "Wenn das wirklich eine Vollsperrung wird, kann der dortige Laden zumachen." Sie forderte, dass die Stadt sich beim Straßenbauamt unbedingt für eine Teilsperrung stark machen müsse, sodass wenigstens ein Fahrstreifen befahrbar bleibe. Hier sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, wurde von der Verwaltungsbank signalisiert.

Bild mit UnterschriftDie B 27 zwischen Schömberg und Rottweil soll für ein halbes Jahr gesperrt werden.

Die Frage nach der Umleitungsstrecke konnte Roland Hönisch noch nicht endgültig beantworten. Sicher sei, dass von Schömberg ausgehend der Verkehr gleich an der Abfahrt Richtung Wellendingen nach links umgeleitet wird. Wie die Umleitung von Rottweil kommend aussieht, müsse noch geklärt werden. Allzu viele Möglichkeiten gibt es da nicht, wurde am Ratstisch schnell deutlich. Auch für den Busverkehr sind große Beeinträchtigungen zu erwarten.

Frühere Info erwünscht

"Wir würden uns hier eine frühere Information wünschen und werden das Landratsamt darauf hinweisen", meinte Oberbürgermeister Broß, dem der Ärger ebenfalls ins Gesicht geschrieben stand. Schließlich seien von solch einer großen Maßnahme auch Unternehmen und der Einzelhandel betroffen. Die Frage von Ingeborg Gekle-Maier, die die Strecke täglich fährt, was denn an der Straße eigentlich kaputt sei, blieb vorerst unbeantwortet. Dies muss das Straßenbauamt, das bei einer Bundesstraße im Auftrag des Regierungspräsidiums agiert, noch erläutern.

Dass die Sperrung der B 27 nun die geplante Brückenbaumaßnahme in Zepfenhan tangiert, wurde fast zur Nebensache. Trotzdem muss überlegt werden, wie nun beides gleichzeitig realisiert werden kann. Für 247.000 Euro wird die Brücke über den Vollochbach saniert, die Arbeiten wurden an die Firma Stotz aus Balingen vergeben – das Ergebnis der Ausschreibung liegt 94.000 Euro über dem Planansatz. Für 444.480 Euro wird die Brücke über die Prim in der Altstadt saniert, hier hat die Firma Bau-Steeb aus Sulz den Zuschlag bekommen. Und eine weitere Sperrung kündigt sich an: Ab 5. März wird die Brücke über die Feldbergstraße saniert. Die erforderliche Sperrung dauert laut Tiefbauamtsleiter Hönisch bis Mitte April.

Ob und wie man dann ab Mai von Rottweil nach Schömberg und Balingen kommt, muss das Straßenbauamt noch erläutern – den Pendlern, Unternehmen und der Rottweiler Stadtverwaltung.

Kommentar: Null Verbindung

Von Corinne Otto

Luftlinie liegt nicht mal ein Kilometer zwischen Landratsamt und Rottweiler Rathaus – in Sachen Kommunikation sind es scheinbar Welten. Ab Mai wird die B 27 zwischen Rottweil und Schömberg für ein halbes Jahr voll gesperrt – und nichts, kein Anruf, nicht einmal eine klitzekleine Mail erreicht die Stadt als Vorwarnung. Erst jetzt, bei einer ohnehin anberaumten Konferenz, werden die direkt Betroffenen in Kenntnis gesetzt – viel zu spät. Dabei sollte man es im Landratsamt besser wissen: Abstimmungsschwierigkeiten bei Baustellen haben schon des Öfteren für Ärger gesorgt – man erinnere sich nur an den Baustellenmarathon im Sommer. Regierungspräsidium und Straßenbauamt spielen sich da gerne gegenseitig den Schwarzen Peter zu, nach dem Motto: "Ich war’s nicht!" Ärgerlich. Bei den überrumpelten Bürgern und Unternehmen zählt diese Ausrede längst nicht mehr.