Foto: Schnekenburger

Aus 1950er-Jahren mitten hinein in Fastnacht. Buntes Programm in Stadthalle.

Rottweil - Ohne Krimi soll die Mimi bekanntlich nie ins Bett gehen – und am Sonntagabend die Rottweiler und ihre Gäste mit Sicherheit nicht ohne Narrenmarsch aus der Stadthalle. Dort servierte die Stadtkapelle ihr großes Fasnetskonzert.

Der olle Bill-Ramsey-Schlager mit der Mimi und dem Krimi hat es nicht von ungefähr ins Programm geschafft. "Stadtkapelle Goes ’50s" ist das Motto am Sonntag in der Stadthalle, die Zeit der Schnulzen und der schnellen Beine, da wurde noch Swing und schon Rock’n’Roll gespielt. Genug also, für ein buntes Programm, zumal natürlich die Fasnetsmusik aus den Viererbund-Städten nicht fehlen darf.

Gewundert haben dürfte sich Bernd Kohlhepp dagegen ob der Juzger, die ihm nach den Märschen hundertfach entgegen schallen. Beim 23. Fasnetskonzert sei es endlich geglückt, "einen echten Schwaben" für die Moderation zu gewinnen, Ralf Stölzl nach dem marschmäßigen Einzug der Stadtkapelle. Der Vorsitzende geht auch auf das Plakat ein, das die Jugendkapelle gestaltet hat. Ein bisschen Käfer, ein bisschen Petticoat, ein bisschen Narrenkleid – das Fasnetskonzert gewissermaßen verbildlicht: Damit tut man auch Traditionalisten nicht wirklich weh. Weil aber viele, im Saal sind, und sehr, sehr viele, die sich bestens mit der Fasnet auskennen, stellt Bernd Kohlhepp gleich zu Beginn klar, dass er nichts über die Fastnacht sagen werde.

Gut, obwohl das Setting einen Saal voller Spezialisten und einen Laien auf der Bühne vorsieht, normalerweise sei es anders herum, wagt sich der schwäbische Kabarettist dann doch ein bisschen vor – und schlägt sich gut. Bis zur Pause knüpft er die Stücke zusammen– und ziemlich lebendig das Band von der Bühne zum Publikum, gleich, woher es kommt. Nach der Pause kommt er in seiner Rolle als "Herr Hämmerle" wieder, den man so zum Beispiel auch vom Ferienzauber kennt. Dieses Wort ist Kohlhepp übrigens auch über die Lippen gerutscht – bei der Ansage eines Medleys.

Man sieht: Rottweil hinterlässt durchaus Eindrücke. In diesen Tagen mit der Vorbereitung auf die Fasnet. Und da arbeitet die Stadtkapelle gestern Abend kräftig mit. Clemens Berger hat ein Programm zusammengestellt, das viele bekannte Stücke serviert. Den Anfang macht die Jugendkapelle. Überlingen gibt übrigens den Takt an. Das große Orchester liefert anschließend launige Schlager, knackig arrangiert, die das Publikum ganz ohne Aufforderung mitsingt. Da sind aber auch Bigband-Nummern und Kompositionen für Blasorchester, etwa von Leroy Anderson, in denen die Stadtkapelle so nebenbei zeigen kann, was sie wirklich zu bieten hat.

Das dynamische Spiel mit den Farben, die Entwicklung der Spannungsbögen, elastische Tempi – was dem Dirigenten Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet, die allerdings nur funktionieren, wenn die Musiker auf Zack sind – und dabei viel Spielfreude sorgen für einen unterhaltsamen Abend, der auch Fastnachtsfremden wohl bekommt. Ein hauseigenes Trompetensextett liefert feine Qualität, Dominik Wittmann, der zur Verstärkung bei den Klarinettisten sitzt, macht mit "Fly Me To The Moon" auch als Sänger eine gute Figur. Verwunderung gibt es nur, als der "Elzacher Schuttigmarsch" als neues und sicher einmaliges "Vorspiel" den Klassiker "Wenn der weiße Flieder..." erhält. Kurz vor Schluss stellt die Stadkapelle dann die Frage "Que sera, sera?". Die Antwort braucht es nicht. Nur so viel: Beide Kapellen spielen, Berger dirigiert das Publikum, das hat sich längst erhoben und singt in Vorfasnetsfreude: "Auf, wachet auf..."