Thyssen-Krupp: Sparte bleibt hinter Erwartungen / Negative Folgen für Standorte?

Das Personalkarussell bei Thyssen-Krupp Elevator dreht sich weiter. Nun hat es den Vorstandsvorsitzenden Andreas Schierenbeck erwischt. Er muss gehen. Negative Auswirkungen auf die Standorte Neuhausen und Rottweil werden befürchtet.

Rottweil. Ungefähr 13 Minuten. So lange benötigt der Vorstandsvorsitzende von Thyssen-Krupp Elevator (TKE), Andreas Schierenbeck, beim ersten Towerrun in Rottweil im September, um durch das Treppenhaus im Testturm von ganz unten nach ganz oben zu gelangen. Der geübte Marathon-Läufer ist damit der schnellste Teilnehmer innerhalb des Konzerns.

Eine zweite Teilnahme als Chef des Aufzugbereichs wird es für ihn nicht geben. Schierenbeck muss mehr als nur die Laufschuhe an den Nagel hängen. Er soll den Konzern verlassen. Ob es mit seinem Drang zu tun hat, wie beim Towerrun nach ganz oben, an die Spitze des Konzerns, zu gelangen? Dort, wo nach dem Abgang seines Mentors und einstigen Förderers bei Siemens, Heinrich Hiesinger, Guido Kerkhoff jetzt das Regiment führt?

Ein Australier scheint Favorit auf die Nachfolge Schierenbecks zu sein

Offiziell kommentiert der Konzern die Personalie nicht. Es steht aber fest, dass an einem Auflösungsvertrag gearbeitet wird. Der Rausschmiss hat indes wohl nichts damit zu tun, Schierenbeck habe wie auch immer geartete Börsengangpläne heimlich geschmiedet und vorangetrieben. Offensichtlich erwirtschaftet die Aufzugssparte nicht die vorgegebene Rendite. Vor allem, so heißt es aus entsprechenden Kreisen, gebe es unterschiedliche Ansichten bezüglich der strategischen Ausrichtung des Konzernbereichs.

Differenzen darüber, wie sich der Aufzughersteller international aufstellen will und wie die einzelnen Standorte in den USA, Asien und Europa zusammenarbeiten sollen, haben schon früher zu Abgängen von Topmanagern geführt. So verließ etwa Alexander Keller, der maßgeblichen Anteil am Bau des Testturms für Hochgeschwindigkeitsaufzüge in Rottweil und dem neuen Technologiepark in Neuhausen hat, vor fast drei Jahren den Essener Industriegiganten. Er war Europachef bei TKE.

Doch wer folgt auf Schierenbeck? Es kursieren bereits Namen. Etwa der von Peter Walker. Der Australier leitete lange Zeit das Asia-Pazifik-Geschäft von TKE und ist seit Februar Mitglied des Vorstands. Sollte er tatsächlich die Aufzugssparte verantworten, wird eine Verlagerung der Aktivitäten zu Standorten in Asien und Amerika befürchtet.

Schon jetzt, so heißt es dem Vernehmen nach, würden einzelne Komponenten, die früher in Deutschland hergestellt worden seien, außerhalb von Europa produziert. Produktion und Entwicklung in Deutschland hätten bereits an Bedeutung verloren.

 Bei der Sparte Thyssen-Krupp Elevator sind weltweit insgesamt rund 50 000 Mitarbeiter beschäftigt. Sie erwirtschaften einen Umsatz von 7,7 Mrd. Euro. Damit zählt die Aufzugssparte zu den wichtigsten und ertragreichsten Geschäftsfeldern des Essener Thyssen-Krupp-Konzerns.