Werner Kessl erläuterte bei der Gedenkfeier gestern auf dem jüdischen Friedhof die Geschichte des von der Stadt Rottweil errichteten Mahnmals. Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Mahnmal steht im Mittelpunkt bei der Gedenkfeier anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Gleich zweimal war der jüdische Friedhof am Wochenende Ort offiziellen Gedenkens. Am Samstag, dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen, dem Antikriegstag, hatten Deutscher Gewerkschaftsbund und Arbeitskreis ehemalige Synagoge zu einer Gedenkfeier geladen. Nach der Kranzniederlegung am Eingang des jüdischen Friedhofs besuchten die Teilnehmer den Stadtfriedhof.

Der Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und dem Appell für Frieden und Solidarität zwischen den Völkern gegen Rassismus und Rechtsextremismus folgte gestern die Gedenkveranstaltung anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur. Im Zentrum auf dem Rottweiler Friedhof stand das restaurierte Mahnmal für die Opfer des Holocaust. Werner Kessl vom Arbeitskreis erläuterte dessen Geschichte, die 1966 eher aus dem linken Lager angestoßen worden war, im Gemeinderat aber mit großer Mehrheit befördert wurde.

Der Stein hat seither durchaus gelitten. 45 Jahre nach der Einweihung haben jüdische Gemeinde, Arbeitskreis ehemalige Synagoge und Stadt das Mahnmal wieder zu einem deutlich sichtbaren Zeichen gemacht. Die Restaurierung war indes auch Anlass, sich mit der grafischen Ausstattung des Mahnmals auseinanderzusetzen.

Kessl erläuterte gestern auch die Fragen bezüglich der Namensliste. Nicht ganz 70 Namen sind aufgeführt. Die Zahl der Bestattungen ist fast doppelt so hoch. Außerdem sind Namen von Menschen darunter, die bekanntermaßen an anderer Stelle beigesetzt sind. Die bereits bei der Ausführung 1966/67 gehegte, naheliegende Idee, die Liste übernehme die Namen der hier Bestatteten, auf deren Grabsteinen die Zeichen nur noch sehr schwer, manche gar nicht mehr lesbar sind, scheidet also aus. Was das Kriterium für diese vom Landesrabbinat erstellte Liste war, wird wohl ein Rätsel bleiben. Gerhard Boos erläuterte anschließend die Geschichte des in unterschiedlichen Traditionen präsenten sechszackigen Sterns, der mit dem Zionismus im 19. Jahrhundert zu einem quasioffiziellen Symbol des Judentums wurde. Wer noch Zeit und Interesse hatte, war anschließend eingeladen, sich historische und neue Grabstellen erklären zu lassen.