Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder Bote

Schießanlage im Neckartal muss umgebaut werden

Die Historische Bürgerwehr ist in jüngerer Zeit vor allem wegen der Verwerfungen bei der Besetzung der Gremien in den Fokus gerückt. Dass das neue Team dessen ungeachtet einiges auf den Weg bringt, zeigt ein Blick ins Neckartal.

Rottweil. In der Wahrnehmung vieler Bürger ist die Bürgerwehr vor allem eine Art historisierender Folkloreverein mit der Lizenz zum Knall.

Das Neujahrsschießen im Bockshof, ein Spektakel mit festem Platz im öffentlichen Terminkalender, mindert diesen Eindruck nicht unbedingt. Und dass die Truppe den Namen der Stadt gar in die Steuben-Parade in New York getragen hat, ganz ohne den Hund, mit dem man die Stadt international eher verbindet als mit dem Rückgriff auf Schwäbischen Bund oder vielleicht auch die Unterstützung der Eidgenossen, ist ein Aspekt, bei dem man sich schon auf die Schulter klopfen lassen kann. Dass die Bürgerwehr im Neckartal eine Schießanlage betreibt und dort als (Schieß-)Sportverein aktiv ist, scharf, vor allem mit Schwarzpulver und durchaus mit Erfolg, ist dagegen weniger präsent. Wer’s wusste, vertraute in der Regel darauf, dass das schon irgendwie läuft.

Genau das ist allerdings nicht der Fall. Hätte der neue Vorstand mit dem inzwischen wieder auf 225 Mitglieder angewachsenen Verein nicht das Heft des Handelns in die Hand genommen, wäre aus dem Lauf in absehbarer Zeit ein großer Stolperer mit teilweiser Schließung der Anlage geworden. Auslöser ist das Bundesimmissionsschutzgesetz, das Schießstände landesweit vor einige Herausforderungen stellte. Ein paar Jahre ist das schon her, Zeit, die der sportlichen Zukunft der Bürgerwehr fast die Zukunft genommen hätte. Denn bislang ist lediglich die 100-Meter-Bahn auf dem geforderten Stand, der einen eingehausten Kugelfang vorsieht: Kein Geschoss darf den Stand verlassen – auch nicht Richtung Boden, wo Blei und Messing der Projektile als Schaden anrichten könnten. Der Kugelfang mit einer fünfseitigen durchaus beachtlichen Betonwand und einer Sandschüttung, die im unteren Bereich vier Meter Länge misst und die Projektile aufnimmt, ist auch für die 25- und 50-Meter-Bahnen vorgeschrieben. Dort schießen die Bürgerwehrler bislang allerdings nur "in den Dreck", beziehungsweise in den bröseligen Fels.

Erhebliche Umarbeitung

Und: Eile war geboten, um nicht auch noch einen möglichen Zuschuss vom Landessportbund in den Sand zu setzen. Für den Zuschuss notwendig waren unter anderem ein Pachtvertrag für eine Dauer von mindestens zehn Jahren – der bisherige hatte jährliche Kündigungsfrist und ist bereits 1999 abgelaufen –, ein gewisses Kapital und einen genehmigten Bauantrag. Letzteren verlangt auch das Amt.

Die Maßnahme werde als "erhebliche" Umarbeitung eingestuft. An Aufgaben mangelte es also nicht, als der neue Vorstand sein Amt antrat. Zwei Tage nach der Wahl hat die Bürgerwehr wenigstens wieder einen Pachtvertrag, der jetzt bis 2030 läuft und damit eine Auflage der Sportförderung erfüllt. Für den geforderten Bauantrag brauchte es eine Fachplanung. Auch dieses Verfahren ist zwischenzeitlich gelaufen. Das Landratsamt erteilte Anfang Februar die Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz.

Teil dieser Genehmigung ist die Planung. Inzwischen liegt auch die Zusage des Landessportbunds vor. Und gebaut werden kann auch – mit elektrischer Hilfe aus der Steckdose. Denn der Zahlungsrückstand bei der Straßenbauverwaltung für zwölf Jahren Zählermiete, Ablesegebühr und etwas Strom ist beglichen. Die Ankündigung der Zwangsvollstreckung vom Mai 2017 hat sich damit erledigt. Die Bürgerwehr kann also loslegen und die Anlage fit für 2020 plus machen.