Feuerwerkskörper dürfen in Rottweils historischer Kernstadt nicht gezündet werden. Foto: Schlesinger

Feuerwerksverbot in Rottweiler Innenstadt besteht weiter. Vergleich mit Konstanz.

Rottweil - Wie gefährlich ein Feuer in historischer Bausubstanz sein kann, hat der Brand in Konstanz gezeigt. Alle Gefahrenquellen, die in einer alten Stadt schlummern, könne man zwar nicht beseitigen, aber eingrenzen, so Stadtbrandmeister Müller, beispielsweise durch das Verbot von Feuerwerkskörpern.

 

"Konstanz zeigt uns gnadenlos, dass es trotz bester Ausstattung und Ausbildung der Feuerwehr in einer historischen Innenstadt schnell zu solch einer Katastrophe kommen kann", sagt Rainer Müller. Auch die Rottweiler Innenstadt sei aufgrund der baulichen Gegebenheiten gefährdet. Den leichtfertigen Umgang mit offenem Feuer und das falsche Einschätzen der Gefahr macht Müller als große Risikofaktoren aus.

Raketen und dergleichen sind in der Kernstadt tabu

Ständige Wachsamkeit ist hier oberstes Gebot", rät Müller. Die Gefahr könne man zum Beispiel eindämmen, wenn man Kerzen in Gläser stelle, oder aber auch durch das Installieren von Rauchmeldern. Zudem rät der Stadtbrandmeister im Ernstfall nicht zu lange abzuwarten, bis man die Feuerwehr ruft, sondern dies umgehend zu tun.

Aber nicht nur im Haus gebe es Regeln zu beachten, sondern auch in den Straßen und Gassen der Kernstadt. Denn wenn die Rettungswege zugeparkt seien, würde die Wehr im Ernstfall viel Zeit verlieren.

Das Verbot von Feuerwerkskörpern in der Innenstadt, das es seit vergangenem Jahr gibt, und das auch weiterhin bestehen bleibt, hält Müller für sehr wichtig und gut: "Rottweil ist besonders gefährdet. Die Häuser der Kernstadt haben riesige Dachstühle aus Holz, die oftmals nicht durch Brandmauern vom Nachbargebäude abgeschirmt sind. Ein Feuerwerkskörper kann hier verheerende Folgen haben. Das Silvesterfeuerwerk wird außerdem immer gefährlicher, weil generell mehr Raketen zum Einsatz kommen als früher. Zudem sind die Treibsätze der Feuerwerkskörper in den vergangenen Jahren verstärkt worden. Die erhitzen sich bis auf 2000 Grad und entwickeln sich so zu gefährlichen Brandsätzen", warnt Müller.

"Ein Verbot zum Schutz der Innenstadt ist daher bitter notwendig und wird von der Feuerwehr auch dringend empfohlen", so Müller. Der Stadtbrandmeister erinnert sich immer noch mit Schrecken an einen Fund, der vergangenes Jahr bei Wartungsarbeiten am Alten Rathaus gemacht wurde: Unter dem Dach hatten sich zwei Feuerwerksraketen verfangen – zum Glück waren sie ausgebrannt, ohne einen größeren Schaden anzurichten, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.

Das 2009 erstmals ausgesprochene Verbot habe sich bewährt, sind sich das städtische Ordnungsamt und die Feuerwehr einig. In der Vergangenheit war es in den Altstädten von Villingen und Tübingen bereits zu schlimmen Bränden gekommen, die von Feuerwerksraketen ausgelöst wurden.

"Die Bevölkerung hat das Verbot im vergangenen Jahr akzeptiert", blickt Ordnungsamtsleiter Jörg Alisch auf die Silvesternacht 2009/10 zurück. Es habe keine Verstöße gegeben. Alisch erhielt inzwischen etliche Anrufe von Kollegen aus der Region. "Es wird auch in anderen Städten mit einer ähnlichen baulichen Situation über ein Verbot nachgedacht, wie es bereits in Tübingen, Villingen und Rottweil greift", informiert Alisch.

Das Ordnungsamt macht mit Plakaten in der Innenstadt auf das Verbot aufmerksam. Verboten sind übrigens alle Formen von Feuerwerk – egal ob Raketen, Böller oder Knallfrösche, heißt es in der Mitteilung weiter.

Ordnungsamt und Polizei kündigen vermehrt Kontrollen an

Der Sperrbezirk erstreckt sich über die gesamte historische Innenstadt und orientiert sich in etwa an der ehemaligen Stadtbefestigung. Die Grenze verläuft vom Neckartal im Osten über den Stadtgraben im Süden bis zum Zwinger beim Hochturm, von dort an den Resten der Stadtmauer entlang zum Nägelesgraben im Norden, wo die Gefängnisaußenmauer beziehungsweise ihre gedachte Verlängerung entlang der ehemaligen Stadtmauer die Grenze vorgibt.

"Wir wollen niemandem den Spaß an Silvester verderben. Aber der Schutz der historischen Gebäude hat Vorrang. Und bereits jenseits der Hochbrücke oder am Nägelesgraben ist Feuerwerk ja wieder erlaubt", betont Alisch. Um das Verbot zu kontrollieren, verstärken Polizei und Ordnungsamt ihre Streifen in der Innenstadt. "Ein Verstoß kann richtig teuer werden", mahnt Alisch. "Wer trotz Verbots Raketen oder Böller abfeuert, muss mit bis zu 100 Euro Strafe oder mehr rechnen. Ganz zu schweigen von den hohen Schadensersatzforderungen der Versicherungen, sollte es tatsächlich zu einem Brand kommen."