Ein Medikament wird plötzlich teurer und stellt eine Patientin vor ein ungeahntes Problem. (Symbolfoto) Foto: Nolte

Hilferuf einer Patientin. Termin bei Facharzt ist nur schwierig zeitnah zu bekommen.
 

Kreis Rottweil - Es ist ein Hilferuf. Eine Patientin wendet sich an uns, weil sie sich nicht anders zu helfen weiß. Es geht um ein Antidepressivum. Von heute auf morgen ist das Medikament teurer geworden. Für die Frau ein finanzielles Problem und Ausdruck eines kränkelnden Gesundheitssystems.

Es ist der Fall einer Frau, die nach eigenen Angaben seit 20 Jahren ein bestimmtes Medikament, Hypnorex, gegen ihre Depressionen einnimmt. Als sie für ein Folgerezept in die Apotheke geht, wird ihr gesagt, dass das gewünschte Arzneimittel wohl für längere Zeit nicht mehr verfügbar sei. Ihr wird empfohlen, ihren Arzt zu konsultieren, um nach einer Alternative zu suchen, schildert sie uns. Dann habe sie unter anderem die Krankenkasse kontaktiert und dort ihr Problem geschildert.

Ihr sei gesagt worden, dass sie für eine Zuzahlung von 26,15 Euro pro Packung das bisherige Medikament, Hypnorex, weiter erhalten könne. Die Patientin wendet ein, das seien 21 Euro mehr als die bisherigen fünf Euro, die sie zuzahlen müsse. Die Antwort: Ob ihr das ihre Gesundheit nicht wert sei? "Insgesamt habe ich für fünf Medikamente eine Zuzahlung zu leisten und finde daher diese Aussage unverschämt." Sie zieht den Schluss: "Hier kränkelt unser Gesundheitssystem von A bis Z."

Termin bei Facharzt ist nur schwierig zeitnah zu bekommen

Auf Anfrage erläutert die Krankenkasse AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg die Systematik: Patienten könnten teilweise davon profitieren, dass Reimport-Unternehmen ein Arzneimittel im Ausland zu den dort günstigeren Preisen einkauften und in Deutschland auf dem Arzneimittelmarkt anböten. Diese reimportieren Arzneimittel seien auf dem deutschen Arzneimittelmarkt oft zu einem niedrigeren Preis verfügbar als die direkt für Deutschland produzierten. Liege der Preis für ein Reimportarzneimittel unter dem von den Kassen erstattbaren Festbetrag von 27,77 Euro, so falle für den Patienten lediglich die gesetzlich vorgeschrieben Zuzahlung von fünf bis zehn Euro an.

"Leider führen solche Reimporteure nach unseren Informationen derzeit Hypnorex nicht. Das heißt, es sind nur die von vornherein für den deutschen Markt produzierten Packungen verfügbar", äußert der Sprecher der Kasse. Der Preis für eine N3-Packung liege derzeit bei 48,92 Euro. Die Krankenkassen dürften diesen Preis nur mit dem Festbetrag von 27,77 Euro erstatten. Für den Rest müsse der Versicherte aufkommen.

Manche Patienten würden sich gemeinsam mit dem behandelnden Arzt bei Preiserhöhungen entscheiden, ein anderes Medikament mit gleichem oder ähnlichem Wirkstoff zu nehmen. Diese Entscheidung obliege aber immer Patient und behandelndem Arzt, so der AOK-Sprecher.

Die Patientin wiederum berichtet uns, wie schwierig es gerade bei psychischen Erkrankungen sei, einen zeitnahen Termin bei Fachärzten zu bekommen. Solle sie die Medikamentierung etwa selbst umstellen und warten, was passiere? Der Wechsel auf ein anderes Medikament bedürfe der Vorsicht, betont sie. Ihre Meinung: Patienten würden hin- und hergeschoben.

Sinngemäß äußert die Patientin, dass bei Rückfällen die erkrankten Menschen wieder eine Klinik aufsuchen müssten, wenn sie den Weg dorthin überhaupt noch fänden. "Die Krankenkassen sollten einmal gegenüberstellen, was das Medikament für einen Monat kostet und was dagegen ein Aufenthalt in einer Klinik", sagt sie.