Aus einem Kanal im Salar de Uyuni werden Rohstofflösungen abgebaut. Foto: Ismar Foto: Schwarzwälder Bote

Lithiumgewinnung: Bolivien und Firma aus dem Kreis Rottweil gründen ein Joint-Venture / Feier in Berlin

In einer Schlüsseltechnologie in der Automobilbranche rücken Bolivien und Deutschland zusammen. Es geht um die Lithiumgewinnung für Autobatterien. Eine Firma aus dem Kreis Rottweil ist federführend beteiligt. Ohne Risiko ist die Partnerschaft nicht.

 

Berlin/Zimmern. Es ist eine Währung, die in der Automobilbranche immer mehr an Bedeutung gewinnt: Lithium, auch weißes Gold genannt. Der Salar de Uyuni im Südwesten Boliviens ist die weltweit größte Salzwüste mit den höchsten Lithium-Vorkommen. 10 Mio. Tonnen werden dort vermutet.

Am Mittwoch soll in Berlin ein deutsch-bolivianisches Joint-Venture zur Gewinnung des seltenen und begehrten Metalls gegründet werden. Lithium wird für die Herstellung von Autobatterien für E-Autos benötigt. Aber auch für die Akkus von Mobiltelefonen und Laptops sowie für Speichersysteme von Solarenergie wird der Rohstoff gebraucht.

Die Wirtschaftsministerien des Bundes und Baden-Württembergs sind in das Projekt mit dem ressourcenreichen Andenstaat früh involviert worden. Nicht ohne Grund: Politik und Wirtschaft dürften allein aus strategischen Gründen ein Interesse am Zustandekommen der Partnerschaft haben. Bislang sind die deutschen Autobauer in Sachen E-Mobilität auf ausländische Lieferanten angewiesen. Sollte die Zusammenarbeit mit Bolivien tragen, würde das den Unternehmen in Deutschland den direkten Zugriff auf das modische Metall erlauben. Hierzu passt die Ankündigung von Daimler, für Batteriezellen für Elektro-Fahrzeuge in den kommenden Jahren mehr als 20 Mrd. Euro auszugeben. Mit diesem Geld sollen mehrere Batteriewerke gebaut werden. Die Zellen will Daimler jedoch von Lieferanten beziehen.

Es gibt etwas zu feiern bei dem Festakt, zu dem Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU, Balingen) in die Landesvertretung nach Berlin eingeladen hat und zu dem sich hochrangige Vertreter aus Bolivien angekündigt haben.

Der südamerikanische Staat gilt als arm

Das Konsortium wird auf deutscher Seite von einer Firma aus dem Kreis Rottweil angeführt: die ACI Systems GmbH aus Zimmern als Teil der ACI-Gruppe. Die Firma, die auf den Sektoren der erneuerbaren Energien und der E-Mobilität unterwegs ist, hatte sich nach einem langwierigen Auswahlverfahren gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt.

Die Unerfahrenheit und die Unternehmensgröße von ACI Systems sind möglicherweise ein Risiko. Ein weiteres Wagnis stellt das Partnerland selbst dar, das von dem Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) vertreten wird. Es hält 51 Prozent an dem Joint-Venture. Der Staat mitten in Südamerika gilt als arm. Er taugt in Sachen Bestechung nicht zum Vorbild: Auf dem Korruptionsindex von Transparency International steht Bolivien auf Platz 112 von 180, Deutschland nimmt den zwölften Rang ein.

In Bolivien wiederum ist das Interesse groß, nicht erneut unter die Räder internationaler Konzerne zu geraten. Diese Erfahrung mussten die Bolivianer in der Vergangenheit mit der Ausbeutung ihrer Mineralien- und Erdölvorkommen machen. Das erklärt die Entscheidung zugunsten der ACI Systems GmbH.

Der Mittelständler verspricht den Aufbau von bis zu 1000 direkten und 10 000 indirekten Arbeitsplätzen unter anderem in den Bereichen Transport, Logistik und Services. Der Start der Produktion von Lithium als Rohstoff ist für die zweite Jahreshälfte 2021 terminiert – bis Ende 2022 soll eine Produktionskapazität von 35 000 bis 40 000 Tonnen Lithiumhydroxid jährlich erreicht werden. Somit würde Bolivien mit dem weißen Gold viel Geld verdienen können.