So sieht’s am Schmotzigen Donnerstag mit der Zeit in der Innenstadt aus. Foto: Archiv/Otto

GHV-Vorsitzender Detlev Maier sieht Tag kritisch. Stadt wartet Besprechung ab.

Rottweil - Es ist immer dasselbe: Die Schmotzigen-Party in der Innenstadt beginnt schön und endet in einem Scherbenhaufen. Für den GHV-Vorsitzenden Detlev Maier ein schlimmer Tag. Die Stadtverwaltung hat sich noch kein Urteil gebildet. Sie will eine Nachbesprechung abwarten.

Es ist Tradition, dass sich morgens die vom Schulunterricht befreiten Schüler in der historischen Innenstadt treffen, um den Freigang zu feiern. Ebenso ist seit Jahren zu beobachten, dass die wohl größte Freiluftparty in der Region mit der Zeit kippt. Die zunächst heiter-gelöste Stimmung schlägt um, die Ordnungskräfte sind mehr und mehr gefordert. Die Spuren der Feier sind am frühen Abend in der ganzen Innenstadt deutlich zu sehen: Scherben, Erbrochenes, Uriniertes.

Läden bleiben geschlossen

Für Detlev Maier, den Vorsitzenden des Gewerbe- und Handelsvereins, ein unzuhaltbarer Zustand: "Ich sehe die Auswüchse am Schmotzigen sehr kritisch, der Einzelhandel in der Innenstadt hat ja schon kapituliert, und öffnet (zu Recht) schon gar nicht mehr die Läden. Man könnte auch sagen, dass man sich ergeben hat. Mit unserer schönen Fastnacht hat das, was sich da abspielt, gar nichts mehr zu tun. Es ist ein Trinkanlass und sonst gar nichts. Themen wie Umweltschutz sind wie weggeblasen", äußert gegenüber dem Schwarzwälder Boten.

Der Culinara-Chef regt einen runden Tisch an, bei dem auch Vertreter von Schulen und Eltern sowie die SMV dabei sein sollten. Er verstehe nicht, weshalb an diesem Tag schulfrei sei. An der Schule dürfe ja auch kein Alkohol getrunken werden. Von Verboten halte er indes wenig, Einsicht wäre das bessere Mittel. "Vielleicht wäre es auch eine Idee, das Parkhaus mit allen Ebenen in einem großen Besen (mit humanen Preisen) zu verwandeln." Security und Sozialarbeiter sorgten für geordnete Verhältnisse.

Die Stadtverwaltung kann noch keine Einschätzung zum Schmotzigen geben. Wie der Sprecher der Verwaltung, Tobias Hermann auf Anfrage mitteilt, wolle man sich im Nachgang zur Fasnet mit allen Beteiligten, insbesondere den Einsatz- und Rettungskräften zu einer detaillierten Nachbesprechung zusammensetzen. Dieses Gespräch werde in den nächsten Wochen stattfinden. Daher wolle man auch nicht vorschnelle Schlussfolgerungen ziehen.

Party in Innenstadt ist keine Veranstaltung

Hermann weist darauf hin, dass "das Zusammentreffen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Schmotzigen keine Veranstaltung ist, sondern dass es jedem von Rechts wegen frei gestellt ist, sich in der Innenstadt auf allen öffentlichen Straßen und Plätzen zu treffen."

Auf die Frage, ob die Selbstverpflichtung des Handels, im Rahmen des Schmotzigen keinen Alkohol an Unter-25-Jährige zu verkaufen, noch trägt, äußert Hermann: "Aus unserer Sicht ist es aus präventiven Gesichtspunkten sinnvoll, diese Maßnahme beizubehalten. Wie immer lassen sich präventive Maßnahmen allerdings nicht in Zahlen und Fakten messen." Aber auch hier verweist die Stadtverwaltung auf das noch ausstehende Gespräch.

In diesem Punkt meint Maier: Im Normalfall werde der Alkohol zu Hause gebunkert. Hier kämen die Elternhäuser ins Spiel, die müssten doch sehen, was ihre Kinder mit in die Stadt nähmen une entsprechend auf die Schützlinge einwirken. Maier betont, er wolle keine Generalkritik an den Jugendlichen üben, "von den 1500 jungen Erwachsenen hat sich sicherlich der Großteil auch im Griff."

Stadt Spalt setzt auf Alkoholverbot

Die Stadt Spalt, am Brombachsee in Bayern gelegen, zählt zur Faschingshochburg. Zum "Unsinnigen Donnerstag" kommen tausende von Menschen, mehrere Reise-Busse, auch aus dem Württembergischen, steuern die Gemeinde an. In diesem Jahr war einiges anders. Aufgrund ähnlicher Erfahrungen wie sie Rottweil von Jahr zu Jahr macht, hat die Stadt Spalt während der Fastnacht eine Allgemeinverfügung erlassen: Konsum, Verkauf und das Mit-sich-Führen von branntweinhaltigen Getränken war in der Öffentlichkeit verboten. Die Busse wurden kontrolliert, Schnaps, Wodka und anderes Höherprozentige musste ausgeleert werden.

Ebenso galt ein Glasverbot, ausgegeben wurden Pfand-Plastikbecher. Zudem wurde der Sicherheitsdienst verstärkt. Die Maßnahmen haben gewirkt, sagt der Erste Bürgermeister Udo Weingart im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Es habe lediglich vier, fünf Vermerke gegeben, deutlich weniger als zuvor. Es sei wesentlich besser gewesen, auch ruhiger. "Es hat sicherlich diejenigen abgeschreckt, die nur zum Trinken kommen wollten."