Auch wenn die Gottesdienste abgesagt sind, soll das Gemeinschaftsgefühl bleiben. Foto: Schwarzwälder Bote

Krise: Kirchen suchen gute Lösung für kommende Zeit / Balance zwischen Vorgabe und Auftrag ist Herausforderung

Gottesdienste, Kommunionen, Konfirmationen und Firmungen sind abgesagt. Auch die Pfarrer haben mit den "einschneidenden Vorgaben des Bundes", wie sie sagen, zu kämpfen. Doch um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, seien diese wichtig, sind sie sich einig.

Rottweil/Zimmern o. R. Bedingt durch die Kindergartenschließungen und Gottesdienstabsagen gebe es dieser Tage vieles neu zu organisieren, berichten die Seelsorger. Entscheidungen seien schnell wieder überholt und so müsse man oft sehr schnell handeln.

"Es ist schon sehr schwierig, die Balance zu finden zwischen den Verordnungen und dem kirchlichen Auftrag", sagt Gabriele Waldbaur, Geschäftsführende Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Rottweil, die in diesen Tagen in engem Austausch mit ihrem katholischen Kollegen Timo Weber und Oberbürgermeister Ralf Broß steht. "Wir sind jetzt gemeinsam auf der Suche, welche Wege beschritten werden können", informiert sie.

Solidarität und Gemeinschaft spürbar machen

Solidarität und Gemeinschaft spürbar zu machen, sei in diesen Zeiten eine wichtige Aufgabe. "Wir sind sehr bemüht, nach Lösungen zu suchen, wie wir unsere Gemeindemitglieder erreichen können. Keiner soll das Gefühl bekommen, dass er in dieser Situation allein ist", sagt der katholische Stadtpfarrer Timo Weber.

Über die Homepage soll der Bibeltext für den Sonntag in jedem Fall mitgeteilt werden, und das Pastoralteam wird sich über diese Plattform zu Wort melden. "Die Kirchen sind offen, die Leute können hierher auch zum Gebet kommen", informiert Weber. Man habe bei der Madonna von der Augenwende das Marienlied samt einem Gebet zum Mitnehmen ausgelegt. "Und ich habe unserer Künstlerin mitgeteilt, dass wir die neue Osterkerze ganz dringend benötigen, auch wenn es kein Osterfest mit der Gemeinde geben wird. Aber die Osterkerze ist ein ganz wichtiges Symbol", so Weber weiter. "Dass wir keinen Kontakt zu unserer Gemeinde haben, das macht mich traurig, aber das fördert natürlich auch die Kreativität", so Weber hoffnungsvoll.

"Auch für mich und meine Gemeinde sind es sehr einschneidende Veränderungen", gibt Zimmerns katholischer Pfarrer Josef Kreidler zu. Momentan sei er noch mit organisatorischen Dingen befasst, berichtet er. Aber das Gemeindeleben dürfe man natürlich nicht aus den Augen verlieren, wenngleich das nun weitgehend stillstehen würde.

Gottesdienste seien verboten, doch Beerdigungen gebe es ja weiterhin. "Die Trauerfeiern finden auf dem Friedhof im Freien statt und die Menschen werden angehalten, Abstand zu halten", erklärt er. Eines ist für ihn aber ganz klar: "Abschiednehmen kann man nicht verschieben. Für die Trauerarbeit ist das gemeinsame Abschiednehmen sehr wichtig", betont er. Requien würden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Für Josef Kreidler ist es ganz klar, dass sich auch die Kirchen an die Vorgaben halten. "Wichtig ist aber, dass wir jetzt nicht nur die Einschränkungen sehen, sondern auch, dass man aus Krisen lernen kann", so der katholische Seelsorger.

Einkaufsservice für die älteren Mitbürger wird organisiert

Dass in diesem Jahr kein gemeinsames Osterfest, das wichtigste Fest in der katholischen Kirche, gefeiert werden kann, bedauert Kreidler sehr. Dies sei ein großer Einschnitt. "Aber Ostern setzt auch Gemeinschaft voraus", so der Seelsorger, der verspricht in der nächsten Zeit über das Amtsblatt und die Homepage mit seiner Gemeinde zu kommunizieren. Oder auch gern über das Telefon.

Im evangelischen Pfarrhaus in Flözlingen laufen derweil die Drähte heiß, vieles gilt es auch hier zu regeln. "Der Kirchengemeinderat hat beschlossen, dass alle Vorgaben der Landeskirche ohne weitere Einzelbeschlüsse umgesetzt werden", informiert Kristina Reichle, die derzeit alle Hände voll zu tun hat, für die älteren Flözlinger einen Einkaufsservice zu organisieren. Gemeinsam mit Ortsvorsteher Manfred Haas und Werner Lang bietet sie diesen Hilfsdienst ab dem Wochenende an. "Sobald sich der Erste bei uns meldet, geht es los", verkündet sie erfreut über den großen Zusammenhalt im Ort.

Wer den Einkaufsservice benötigt, der kann sich unter Telefon 07403/9 10 44 im evangelischen Pfarramt, unter 07403/17 15 bei Werner Lang, oder unter 0170/ 3 21 61 85 bei Ortsvorsteher Manfred Haas melden.

Bei Beerdigungen bittet Pfarrerin Reichle die Leute um Verständnis. Die Landeskirche gibt vor, dass nicht mehr als 25 Personen an einer Trauerfeier teilnehmen sollten. "Das muss man schon verstehen. Und wir müssen erklären, dass es hier auch um den Schutz jedes Einzelnen geht", sagt sie.

Um die Osternachtsfeier tue es ihr sehr leid, gibt sie zu. "Aber jeder Sonntag ist Ostergedächtnis. So können wir das immer feiern", sagt sie. Für dieses Jahr ermuntert sie ihre Gemeinde, daheim in der Familie zu feiern – ohne Gäste wohlgemerkt. Wer aber dennoch Stille für das Gebet sucht, der kann gern die Flözlinger Kirche aufsuchen, die täglich geöffnet ist, lädt sie ein. Ansonsten würde die Seelsorge nun eben über das Telefon oder per E-Mail erfolgen.