Christian Mutz Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Stabwechsel: Bruno Rees übergibt Management des Landkreis-Eigenbetriebs an Christian Mutz

Christian Mutz heißt der neue Chef des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft beim Landkreis Rottweil. Er startet am 1. Oktober als Nachfolger vom sich in den Ruhestand verabschiedenden Bruno Rees in einer Zeit des Umbruchs.

Kreis Rottweil. Das Abfallwirtschaftskonzept des Kreises Rottweil steht nämlich auf dem Prüfstand. Die neue Ausgestaltung wird von vielen Neuausschreibungen begleitet. Das Ganze soll 2020 umgesetzt werden. Also durchaus noch gute Möglichkeiten für Mutz, die eigene Handschrift für das anspruchsvolle Vorhaben ins Spiel zu bringen.

Der 52-Jährige, der in Hohenheim Agrarwissenschaften und an der Universität Stuttgart Abfallwirtschaft studiert hat, stammt aus Epfendorf. Zuletzt wirkte er 14 Jahre als Vertriebsleiter Baden-Württemberg für ein führendes Umweltlabor bei der Betreuung von Abfallwirtschaftsbetrieben, Landratsämtern und Kommunen. Zuvor sammelte Mutz neun Jahre lang in der Entsorgungswirtschaft als Projektleiter bei Großkonzernen Erfahrung. Mit diesen Voraussetzungen sieht sich der neue Abfallchef gut gerüstet für die Aufgabe beim Landkreis Rottweil, wie er bei der Vorstellung im Kreistag betonte, mit der er sich klar gegen den finalen Mitbewerber durchsetzte.

Ein Chip am Behältnis könnte ab dem Frühjahr 2020 die Abfallentsorgung im Kreis Rottweil verursachergerechter regeln. Diese Neuerung ist im Rahmen eines mit zahlreichen Neuausschreibungen verbundenen Konzeptes zu sehen, mit dem die Erzeuger von Abfall verstärkt in Bezug auf die von ihnen erzeugten Mengen in die finanzielle Pflicht genommen werden soll. Dies auch in der Absicht, dadurch höhere Vermeidungsanreize als bisher zu ermöglichen.

Mehr Gebührengerechtigkeit könnte beim neuen Konzept zum Beispiel auch heißen, dass beim Restmüll noch zwölf Leerungen pro Jahr in der Grundgebühr enthalten sind. Wer öfter Abfall abzugeben hat, wird – das dafür zur Verfügung stehende elektronische Identsystem gilt als absolut zuverlässiger und unbestechlicher Mitarbeiter – mit jeder Füllung mehr, die bei den 26 jährlichen Restmüllleerungen ins Spiel gebracht werden, mit jeweils etlichen Euro zusätzlich zur Kasse gebeten. Beim Bioabfall wiederum steht – bezogen auf die Leistung aus der Grundgebühr – die Marschroute 26 aus 36 im Raum.

Wechsel an der Spitze erfolgt in einer Zeit des Umbruchs

An die Hand genommen bei der konzeptionellen Umsetzung wird der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft des Landkreises schon seit vielen Monaten von der Schmidt/Bechtle GmbH. Geschäftsführer Ullrich Schmidt hat zu den Entwicklungen im Abfallmarkt bereits viele Empfehlungen an den Eigenbetrieb und an Arbeitsgruppen des Kreistags gegeben.

Ein Pflichtenheft beschreibt, wie die EU-weite Ausschreibung von Liefer- und Entsorgungsdienstleistungen für den Landkreis Rottweil vonstatten gehen sollte. Die "Operation" Auswechseln der Restmüll- und Bioabfallbehältnisse wegen des Einbringens der Chipkomponente soll bereits im Oktober 2019 vonstatten gehen.

Allein schon dahinter steckt ein Millionendeal, wird doch pro Behältniswechsel mit einem Kostenaufwand von 16 bis 18 Euro gerechnet.

Wenn ein elektronisches Identsystem beim Abfalleinsammeln die Registratur übernommen hat, wird auch Abfall-Schnorrern zunehmend das Handwerk gelegt werden können. Immer wieder stößt man beim Abfallamt in Straßenzügen auf Entsorgungs-Situationen, bei denen mehr Behälter als angemeldete Haushalte zur Leerung bereitgestellt werden.

Dieses Phänomen begründet Bruno Rees auch mit der Masche von sich besonders clever haltenden Zeitgenossen. Behältnisse würden als gestohlen gemeldet, um danach über ein doppeltes Abfallentsorgungsvolumen zu verfügen. Schlawinermäßiges Schwarzentsorgen könne chiptechnisch praktisch ausgeschlossen werden, sagt der Experte.

Bei Altpapier, Sperrmüll und Sondermüllsammlungen soll mit den Neuausschreibungen der alte Leistungsstand tendenziell erhalten bleiben. Aus Kostengründen könnte künftig der Einsatz von Vierradfahrzeugen mit einem um zwei Tonnen größeren Fassungsvermögen erlaubt sein.

Nicht gewünscht wird laut Rees hingegen der Transport mit Seitenladern. "Generell nur noch mit Hecklader im Zwei-Mann-Betrieb. Wegen der Sicherheit", ließ Rees Kreisräte schon vor längerem wissen.

Mit Chipsystem gibt es verursachergerechtere Abrechnungen

Inwieweit von den Neuausschreibungen Kostenvorteile zu erwarten sind, und ob diese sich gar positiv auf die neue Gebührengestaltung niederschlagen, bleibt abzuwarten.

Der verschiedentlich von Kreisräten genannte Wunsch nach Einrichtung von Wertstoffhöhen ist vor allem wegen des zu erwartenden Millionenaufwands umstritten. Da stelle sich die Frage, ob der Recyclinggedanke nicht auch durch die Optimierung der bisherigen Materialerfassungsmöglichkeiten gewährleistet werden könne, lässt Rees wissen.