Von Armin Schulzund Timon Dürr

Rottweil. Wer Angst vor schwarzen Löchern hat, sollte mit dem Teleskop besser nicht ins All schauen – oder Auto fahren. Warum das so ist? Ein Erklärungsversuch. u Das schwarze Loch I: Sie sind mysteriös, monströs und magisch. Und sie sind gefräßig. Wer einem schwarzen Loch im All zu nahe kommt, wird kurzerhand aufgefressen, so die laienhafte Vorstellung hier auf Erden. Auf der Homepage des Instituts für Astronomie und Astrophysik der Universität München ist zu lesen, dass in unserer Milchstraße viele schwarze Löcher vermutet würden, die allerdings typischerweise nur einige Sonnenmassen schwer seien. Na klar. Und: "Am Rande eines schwarzen Loches wird die Schwerkraft so stark, dass selbst Licht nicht mehr entweichen kann. Schwarze Löcher sind also die schwärzesten Körper, die wir kennen." Wem das hier jetzt relativ zu wenig in die Tiefe oder Weite ging, der lese einfach bei Albert Einstein nach. u Das schwarze Loch II: Etwas gesicherter sind die Erkenntnisse bei den schwarzen Straßen-Löchern, auch Schlaglöcher genannt. Hier weiß man: Es sind viele, zu viele. Und auch hier gilt: Sie sind monströs und gefräßig. Kein Tag vergeht, in dem nicht wieder ein neues schwarzes Loch im Asphalt auftaucht und sich nimmt, was es an Bitumen und Teer zu fressen kriegt. u Die Autofahrer: Sie sind die Leidtragenden, sie können, nein müssen einem leidtun. Der Fahrstil wird nicht mehr durch den Sound des Motors oder den Rhythmus der Musikanlage beeinflusst, sondern vom Beat der Straße.

Und wie schreibt ein Facebook-Nutzer namens Alfisti auf unserer Facebook-Seite: "1982 hatte ich einen Alfa und war in der damaligen DDR. Ich musste mit dem Auto Slalomfahren, um den tiefen Schlaglöchern zu entkommen. 2013 habe ich wieder einen Alfa und ich darf wieder Slalomfahren, aber nicht im Osten, sondern bei uns..., vor allem im Kreis Rottweil." u Die Kosten I: Ein von einem Schlagloch verursachter Schaden am Auto geht ins Geld. Das weiß Massimo Politi, Annahme-Meister beim Autohaus Riess in Rottweil. Im schlimmsten Fall könnten das Federbein, die Reifen und die Felgen beschädigt werden. Bei hohen Geschwindigkeiten ist es auch möglich, dass sich die Radaufhängung verformt. "Das kann dann ziemlich teuer werden", so Politi. Beispielsweise müsste ein A-Klasse-Besitzer im schlimmsten Fall für eine Reparatur zwischen 1500 und 2000 Euro hinblättern. u Schwarze Löcher und die Politik: Jetzt wird es kompliziert, dagegen ist die Relativitätstheorie eine einfache Kopfrechenaufgabe. Beispiel Kreuzung Schramberger Straße/Hausener Straße/Marxstraße. Sie ist übersät mit schwarzen Löchern. Drei Baulastträger – Land, Kreis und Stadt – müssten sich einig sein. Sind sie aber nicht. Das Problem: Die Stadt hätte dort gern einen Kreisel gebaut, das will aber das Land partout nicht. Deren Begründung: zu teuer. Lediglich da, wo Unfallschwerpunkte seien oder sich ein Nadelöhr für den Verkehr gebildet habe, dürfe ein Kreisverkehr gebaut werden. Beides trifft hier nicht zu. "Das wäre ja auch peinlich bei einer ampelgeregelten Kreuzung", sagt der Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung Lothar Huber. Das weitere Dilemma: Das Land wird voraussichtlich ihre beiden Straßenäste in diesem Jahr sanieren. Dann müsste man sich von einem Kreisverkehr dort auf lange Zeit verabschieden, so Huber. u Die Kosten II: Auch wenn es zurzeit nicht danach aussieht: Die Stadtverwaltung ist auf den gemeindeeigenen Straßen unterwegs und flickt die kaputten Stellen. Mit einem Kaltmischgut, das so lange hält, bis der nächste Frost das Material wieder herausbeißt. 110 000 Euro gibt die Stadt dafür jährlich aus. Auch die Saline-Kreuzung, eine der meistbefahrenen Kreuzungen Rottweils und in einem erbärmlichen Zustand, wird damit notdürftig ausgebessert. Dabei gehörte auch diese Kreuzung dringend saniert, wissen die Experten. Dafür gibt es indes kein Geld. u Fazit: Nicht wenige Autofahrer werden sich weiter ärgern, bis sich Grundlegendes tut, vermutlich bis sie selbst schwarz sind.