Zum Jubiläum gab es zwei ausverkaufte Konzerte in der Zehntscheuer: Der Erwachsenenchor der Musikschule Rottenburg „Sing it!“ feierte zehnjähriges Bestehen.
Leiterin Gwendolyn Kurz und ihr 50-köpfiger Chor waren bestens gelaunt, als sie nach einem Jazz-Intro swingend in den Saal kamen und auf der Bühne Platz nahmen.
Der Chorname „Sing it“ war auch das Programm für das Konzert. Klassik, Pop, Rock, Lieder aus verschiedenen Ländern – es war ein bunter Mix, den das Publikum zu hören bekam. Und auch fürs Auge gab es etwas. Die Sängerinnen und Sänger hatten ein paar Requisiten mitgebracht, außerdem ihre eigene Kapelle, die sich zum großen Teil mit Musikern aus eigenen Reihen zusammensetzte.
Man merkte schon zu Beginn – der Musikschulchor hatte sich fürs Jubiläum etwas Besonderes einfallen lassen, und zwar unter dem Motto „Wunschträume“. Beim Samstagskonzert durfte das Publikum eigene Träume aufschreiben. Gwendolyn Kurz las einige davon vor: Mal einen Ausflug mit Oldtimer und Picknick machen, unterm Eiffelturm mit „meiner Frau Tango tanzen“ oder auf einer Ranch leben und jeden Abend am Lagerfeuer Cowboylieder singen. Durchaus erfüllbar, wie die Chorleiterin fand.
Musikalisch geht es in den Wilden Westen
So ging es auch gleich in den Wilden Westen. „Oh Shenandoah“ handelt von einem Mann, der sich in eine amerikanische Ureinwohnerin verliebt. Die Bassstimmen nehmen bei diesem hochromantischen Westernlied eine tragende Rolle ein. Mit „Irish Blessing“, choralartig mehrstimmig gesungen, ging es nach Irland, und dann war der Chor bereits in der Hippiezeit Mitte der 1960er-Jahre mit „California Dreamin’“ angekommen. Flower Power war angesagt und der Traum von stets schönem Wetter.
Nicht immer gehen Träume jedoch in Erfüllung. Bei „Por una Cabeza“ geht es um einen unverbesserlichen Zocker. Die Band stimmte den Tango an und begleitete das Lied, bekannt aus mehreren Filmen. Ein Paar tanzte dazu auf der Bühne.
„Weit, weit weg“, wünschte sich Hubert von Goissern auf Österreichisch, und dieser Wunsch ließ sich ebenfalls erfüllen. Mit „Ykanaka Vhangeri“, einem Stück mit Trommelbegleitung, machte der Chor die weite Reise nach Südafrika. Den Kontrastpunkt zu diesem spontanen Ausdruck der Lebensfreude bildete das Stück „Adiemus“, das mit seiner Monotonie in Trance versetzen kann.
Besinnung und Action auf der Bühne
Ein besonderes Instrument, eine Handpan oder Handtrommel, mit der Melodie und Rhythmus gleichzeitig gespielt werden können, kam bei dem Titel „Evening Rise“ zum Einsatz. Die Schwermütigkeit des Nordens brachte der Chor mit „Drömmarna“, übersetzt Träume, von Jean Sibelius zum Ausdruck. Nach dem besinnlichen und ruhig vorgetragenen „Abendlied“ von Josef Rheinberger gab es wieder Action auf der Bühne und in den Zuschauerreihen. „Die Nacht ist nicht zum Schlafen da“ rief zur Revolte beziehungsweise zum Mitklatschen auf. Bei den „Nights in White Satin“ waren die Konzertbesucher aufgefordert, die schöne Melodie mitzusingen.
„Augen schließen“, forderte die Dirigentin die Zuhörer auf. Wer’s getan hat, sah allerdings nicht, wie die Sänger mit den Händen schnalzten und immer lauter werdend mit Schenkelklopfen einen strömenden Regen zum Rocktitel „It’s Raining Men“ erklingen ließen. Das war das Schlusslied eines abwechslungsreichen und klasse Konzerts mit einer souveränen Dirigentin, die gleichzeitig humorvoll das Programm moderierte.
Weitere Informationen
Die Chorgründerin
Gwendolyn Kurz, die Schauspiel, Gesang und Rhythmik in Berlin und Zürich studierte, hat vor zehn Jahren den Chor der Musikschule „Sing it!“ gegründet. Weil er zu groß für die Räume der Musikschule ist, wird wöchentlich 90 Minuten lang in der Aula des Sankt Meinrad-Gymnasiums geprobt. Einmal jährlich nimmt der gemischte Erwachsenenchor an einem Probenwochenende auf der Schwäbischen Alb teil. Eine professionelle Stimmbildnerin ist während der intensiven Probephasen mit dabei. Das zahlt sich aus: Der Musikschulchor bot bei seinen beiden Konzerten ein hohes gesangliches Niveau, vermittelte dabei aber auch die Freude am Singen.
Musiker
Die Musiker beim Konzert waren Giovanni Panno (Klavier), Bernhard Eckert-Gross (Perkussion/ Gitarre), Michael Kurz (Geige), Annette Stäbler, Ute Roming (Querflöten), Gilla Geilen-Meier (Handpan), Martin Lauterwasser (Fassbass) und Chris Andelfinger (Akkordeon).