Autor Felix Huby hatte in der Stadtbibliothek vor vielen Zuhörern, unter anderem Stephan Neher, gelesen. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Krimiautor Felix Huby liest aus seinem neuesten Werk in der Rottenburger Stadtbibliothek

Zeitgeschichte packend und spannend erzählt – dies ist nicht einfach, gelingt aber dem Autor und ehemaligem Spiegelredakteur Felix Huby, der kürzlich in der Stadtbibliothek seinen neusten Roman "Spiegeljahre" vorstellte.

Rottenburg. Im Café Stadtgespräch tummelten sich mehr als 100 Zuhörer, und man lauschte gespannt den Erfahrungsberichten und den gelesenen Passagen aus Hubys neustem Roman.

Eingeladen hatten zu der Lesung der Förderverein Schwäbischer Dialekt sowie der Förderverein der Stadtbibliothek. Oberbürgermeister Stephan Neher führte in den Abend ein, und auch Nehers kleine Tochter Emma lauschte gespannt dem "Märchenonkel", zumindest so lange, bis Neher sich vorzeitig verabschiedete, da Emma schlafen gehen musste.

Ein "Märchenonkel" jedoch ist Huby – bürgerlich Eberhard Hungerbühler – freilich nicht. Er ist ein Geschichtenerzähler par excellence, nimmt seine Motive jedoch aus der Zeitgeschichte der jüngsten Vergangenheit. Es ist nach Hubys "Heimatjahren" und "Lehrjahren" sein dritter autobiografischer Roman in Folge. Hubys Buch kreist um all jene hochspannenden und politisch brisanten Themen, über die er als Spiegel-Korrespondent für Baden-Württemberg berichtete. Etwa den großen Atommüllskandal, über den Terror RAF, über Stammheim und die Selbstmordserie einiger RAF-Mitglieder. Politisch hochbrisant war aber sicherlich auch Hubys Recherche, die zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Hans Karl Filbinger geführt hatte.

Einblick in den Stammheim-Prozess

Der Autor zeigte sich in der Stadtbibliothek als großer Erzähler, in seine Lesepassagen flocht er einige Anekdoten oder Erklärungen zum besseren Verständnis ein. FelHuby gibt sich für das Buch das Pseudonym Christian Ebinger – Ebinger deshalb, weil Hubys Vater aus Albstadt-Ebingen stammt. Huby selbst stammt aus Dettenhausen und war bis 1979 Journalist, zuletzt beim Spiegel. Seitdem arbeitet der 71-Jährige als freier Schriftsteller und ist Autor verschiedener Kriminalromane, von Sachbüchern oder von 34 "Tatorten" mit den Kommissaren Bienzle, Palu und Schimanski. Zudem schrieb er elf Theaterstücke und zahlreiche TV-Serien. Mittlerweile lebt und schreibt Huby in Berlin.

Mit dem Sebastian-Blau-Preis wurde er ausgezeichnet, ebenso mit anderen hochkarätigen Literaturpreisen. Beim Leseabend fieberten die Zuhörer mit Hubys Roman-Alter Ego mit, etwa wenn er als wichtigster Berichterstatter über die Verbrechen der Baader-Meinhof-Bande bezeichnet wird. Man bekommt einen Einblick in den Stammheim-Prozess, bei dem Christian Ebinger ganz vorne dran ist – auch, als Jean Paul Sartre nach Stammheim kommt oder als Terroristen das Flugzeug Landshut kapern und die Freilassung der Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe erzwingen wollen. Christian Ebinger alias Felix Huby schildert packend die Suizide der RAF-Mitglieder und wie diese ans Tageslicht kamen.

Hubys eigene Gedanken und Überlegungen fließen hier natürlich mit ein, es sind nicht nur "kalte" Zeitgeschichten, sondern mit Leben und Spannung gefüllte Erzählungen.

Felix Huby ist jener Journalist, der wenig später den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Karl Filbinger mit dessen Kriegsgerichtsurteil konfrontierte. Filbingers berühmt-berüchtigter Satz "Was damals (unter Hitler) Recht war, kann heute nicht Unrecht sein" kostete Filbinger wenig später sein Amt. Mit der Filbinger-Episode endete der spannende und hochinteressante Abend mit dem Autor Huby. Eine regionale Brauerei hatte Brezeln und Getränke gesponsert, so dass man noch eine Weile zusammensaß und in den Büchern von schmökern konnte. Bereitwillig signierte der Autor auch seine Bücher und versah sie auf Wunsch mit einer persönlichen Widmung.