Gegenstände, die bei Grabungen im heutigen Rottenburger Ortsteil Hemmendorf gefunden wurdenFotos: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Römisches Stadtmuseum Sumelocenna zeigt Besonderes der Freiherren von Ow-Wachendorf

"Adels-Häuser. Erlebte Objekte und Räume des Adels in der Region, Teil I: Merkur, Münzen, Memoiren" heißt die derzeitige Sonderausstellung mit erlesenen Exponaten aus der Sammlung des Adelsgeschlechts der Starzacher Freiherren von Ow-Wachendorf im Römischen Stadtmuseum Sumelocenna.

Rottenburg/Starzach. Ob Waffen oder Schilde, Krüge, Münzen oder diverse Grabbeilagen aus längst vergangenen Jahrhunderten, das sammeln und archivieren geschichtsträchtiger Funde, wie die von eigenen Ausgrabungen, hat im Hause der Freiherren von Ow-Wachendorf eine sehr lange Tradition. Seit Kurzem zeigt das Römische Stadtmuseum Sumelocenna die Sonderausstellung "Adels-Häuser. Erlebte Objekte und Räume des Adels in der Region, Teil I: Merkur, Münzen, Memoiren" mit erlesenen Exponaten aus der Sammlung des Wachendorfer Adelsgeschlechts.

Am vergangenen Samstag gab es von 10 bis 13 Uhr im Halbstundentakt Führungen mit Stadtarchivar und Museumschef Peter Ehrmann durch die Sonderschau. Und da habe es schon am Vormittag einen starken Andrang gegeben, war von der Archäologin Britta Rey gegen Mittag beim Empfang im Museum zu hören. Corona-bedingt gab es eine Besucherzahl-Obergrenze pro Führung, so dass bei Erreichung des Wertes die Interessierten an der nächsten Führung (mit Mund- und Nasenschutz) teilnehmen konnten.

Zu begutachten, ja zu bestaunen sind bei der Ausstellung so manche, selten zu sehende Exponate, welche meist von den Freiherren selbst bei Ausgrabungen entdeckt wurden. So die Ketten aus Glas- und Bernsteinperlen oder eine aus Holz gefertigte Feldflasche aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, die Hans Otto von Ow-Wachendorf (1842 bis 1921) 1888 bei den Ausgrabungen des durch seine Holzerhaltung bekannten alamannischen Gräberfelds in Seitingen-Oberflacht im Landkreis Tuttlingen entdeckte. Der genannte Freiherr fand bereits 1887 bei Grabungen im heutigen Rottenburger Ortsteil Hemmendorf in einem Reitergrab diverse alamannische Utensilien, wie Teile einer Reitergarnitur oder die Fragmente einer Schwertgarnitur (Eisen mit Einlagen aus Silber und Messing), welche im Römermuseum zu bestaunen sind.

Als einzigartig wird in der Ausstellung die Beigabe eines aus Holz gefertigten Klappstuhls beschrieben, von dem nur noch die eiserne Achse erhalten ist. Er wurde 1904 ebenfalls von Baron Hans-Otto in einem alamannischen Adelsgrab bei Ammerbuch-Entringen gefunden. Beachtenswert sind dabei auch die weiteren Funde, wie ein seltenes Goldgriffschwert (Statussymbol der Männerelite), ein Schildbuckel (zum Schutz der Hand) mit vergoldeten Nieten) oder der Nackenschutz eines Helms, der leider bei der Bergung durch Arbeiter beim Hopfenreuten zerstört wurde.

So um die Jahre 1369/1370 wurde am "Hirrlinger Weg" im heutigen Wachendorf-Starzach ein Schatz vergraben, von dem Heller und Pfennige aus diversen Gebieten wie Ulm, Straßburg, dem Bistum Augsburg und anderen Gebieten ausgestellt sind. Entdeckt wurden sie bereits 1871 von Hans Karl von Ow-Wachendorf (1814 bis 1882).

In der Reihe der geschichtsträchtige Relikte sammelnden und Spuren suchenden Freiherren von Ow-Wachendorf können hier nicht alle aufgeführt werden. Manche erhielten hohe Dekorierungen. Wie der erwähnte Hans-Karl mit seinen Beiträgen zur Geschichte der Region sowie Württembergs, die teils weltweite Bedeutung hatten. Der erhielt für seine Forschungsarbeiten 1873 das Ehrendiplom, die "höchste Auszeichnung" der Wiener Weltausstellung. Hans-Karl trat schon früh (1852) in den Württembergischen Altertumsverein ein – was die ausgestellte Mitgliedurkunde dokumentiert. Der wurde 1843 als zentrale Institution begründet und ist somit neun Jahre älter als der heimische Sülchgauer Altertumsverein.

Kuratiert wurde die Ausstellung von der promovierten Archäologin Dorothea Ade vom Sülchgauer Altertumsverein, die auch das umfangreiche Archiv der Freiherren von Ow-Wachendorf betreut. Im Schloss Wachendorf wohnt die freiherrliche Familie, das letztlich ein Museum ist. Es ist nach Absprache für eine begrenzte Anzahl an fachlich Interessierten in einer Gruppe zugänglich. Anmeldung unter Telefon 07478/1285.