Ralph Eckert, einer der fünf weltbesten Trickstoß-Billard-Artisten, zeigt seine Show / Nagolder Pool-Billard-Club vermittelt dieses Treffen

Von Peter Morlok Rottenburg. Ein besonderer Gast war in der Justizvollzugsanstalt (JVA): Ralph Eckert, Profi-Billard-Spieler, Weltmeister, Europaranglistenerster, Nationaltrainer von Dänemark, der Schweiz, Thailand und Zypern und Trainer des Europaverbands stellte sich mit Gefangenen an den Tisch. Er zeigte seine phänomenale Show und wagte hinterher eine Runde Poolbillard gegen die Mitglieder der Billardsportgruppe der JVA. Eckert ist einer der fünf weltbesten Trickstoß-Billard-Artisten. Was er mit Queue und Kugeln anstellt, grenzt schon fast an Zauberei und ist für jeden noch so ambitionierten Freizeitspieler nicht einmal ansatzweise nachvollziehbar.

Für den Meister scheinen jedoch auch die kompliziertesten Anordnungen kinderleicht zu sein. Locker plaudernd marschiert er um den Tisch, erklärt, was er als nächstes vorhat und erntet dafür von den Zuschauern immer wieder erstaunte Zwischenrufe. Sie können es nicht glauben, was sie da hören und hinterher mit eigenen Augen sehen.

"Wir spielen jetzt die weiße Kugel mit ordentlich Rückwärtseffet in die Posterrolle, diese beginnt seitlich zu rotieren und versenkt die rote Kugel in der Mitteltasche, die weiße Kugel rollt zurück, gibt der gelben Kugel einen Seitwärtsspin und die fällt dadurch in die Tasche rechts", annonciert er einen Trick, der dann genauso klappt wie angekündigt. Er hat noch mehr solche Dinge auf Lager, die er souverän, freundlich und völlig unaufgeregt spielt.

Er gibt Tipps, plaudert aus dem Nähkästchen, zeigt wie "Chinesisches Billard" – mit zwei Stäbchen, sprich Queues – geht, setzt ganz nebenbei zu Stößen an, bei der die Kugeln wie von Elektromagneten gesteuert ihre Bahn über den Tisch ziehen, um nach mehrfachem Touchieren der Bande im vorher bestimmten Loch zu verschwinden. Billard vom Planeten Weltklasse.

Der Meister kam auf Vermittlung des Nagolder Poolbillard-Clubs in die JVA. Diese hatten dem Gefängnis im letzten Jahr drei Turniertische zur Verfügung gestellt und das Projekt "Pool-Billard hinter Mauern", das sie seinerzeit ins Leben gerufen hatten, ein halbes Jahr lang begleitet.

Das Projekt ist zu Ende, aber der Kontakt in die JVA bleibt bestehen. "Man kennt sich in der Szene", so Thomas Dürr, der Eckert ansprach, ob er mal – ohne Gage – im Knast spielen würde. Der sagte zu, verzichtete auf 2000 Euro und zahlte auch noch das Zug-Ticket von Mannheim nach Stuttgart aus eigener Tasche. Zudem hatte er sein neuestes Buch "Die letzte Freiheit – Reflexionen eines Meisterschülers" dabei, das er für die Gefängnisbibliothek stiftete.

Vielleicht können einige der Insassen dort ein paar Tricks nachlesen, denn ihr aktuelles Können reicht nicht, um Eckert nur eine Sekunde ins Schwitzen zu bringen. Als einer seiner Gegner beim Spiel gegen ihn gleich vier Kugeln hintereinander versenkte, kam schon die Vermutung auf, dass es sich bei dem Herren um einen "Undercover-Profi" handele. Genutzt hat es ihm nichts. Eckert ging nur kurz an den Tisch und das Spiel war für seinen Gegner gelaufen. Aber gegen einen Weltmeister zu verlieren, ist wahrlich keine Schande.

Für die 24 Teilnehmer der JVA-Billardgruppe war diese Demonstration hoher Kunst auf grünem Filz mehr als nur ein willkommener Zeitvertreib und ihr Dank fiel deshalb besonders herzlich aus.