Ute Drews Foto: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalwahl: Fraktion löst sich wegen inneren Meinungsverschiedenheiten auf / Fokus soll nun stärker auf dem Verein liegen

Rottenburg. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Fraktion und des Vereins entschied die Wählerinitiative Rottenburg (WIR), bei den bevorstehenden Kommunalwahlen nicht mehr als Fraktion anzutreten. Man will sich nun auf den Verein konzentrieren, sagt die neue Vereinsvorsitzende Ute Drews.

Offen ist, ob man in fünf Jahren vielleicht wieder als Liste oder Fraktion antritt. Dies hänge nicht zuletzt davon ab, ob man Persönlichkeiten aus Rottenburg dazu motivieren kann, sich auf einer WIR-Liste aufstellen zu lassen. Der WIR-Stadtrat Peter Cuno betonte bereits im vergangenen Jahr, dass er bei der WIR-Fraktion aufhören will. Auch WIR-Stadtrat Jörn Heumesser warf das Handtuch. Er wird am kommenden Montag eine neue Liste namens "Freie Wähler Rottenburg" gründen.

1994 wurde die WIR gegründet, in diesem Jahr wird das 25-jährige Bestehen gefeiert. Ute Drews ist Vorsitzende des Vereins Wählerinitiative Rottenburg, dem derzeit rund 35 Mitglieder angehören. Drews war von Anfang an mit dabei und hat Höhen und Tiefen der WIR miterlebt. Mit vier Personen war die WIR-Fraktion im Gemeinderat vor 25 Jahren vertreten. Dies waren damals Ute Drews, Peter Cuno, Edgar Fiechtner und Brigitte Baur.

Drews war drei Wahlperioden mit dabei, sie gehörte bis 2009 der WIR-Gemeinderatsfraktion an. Auch Cuno war von Anfang an mit dabei. Doch Cuno signalisierte 2018, dass er aus Altersgründen nicht mehr bei den Kommunalwahlen kandidieren will. Fünf Jahre war Heumesser mit dabei, auch er legte genauso wie die anderen WIR-Mitglieder immer wieder den Finger in die Wunde.

Als Grund für das Scheitern der WIR-Gemeinderatsfraktion nannten Drews und Vorstandsmitglied Kornelia Daub Missverständnisse und Informationsdefizite innerhalb der Fraktion. "Es gab Knatsch in der Fraktion der WIR", bekennt Drews. Eine Zeit lang sei es gelungen, die Missverständnisse auszuräumen, dann aber war endgültig die Luft raus.

Drews und Daub berichten im Gespräch mit unserer Zeitung, dass man 2018 eine Liste für die Kommunalwahlen aufstellen wollte. Damals war man noch guten Mutes, doch habe man nurmehr elf Bürger gefunden, die sich für eine WIR-Liste aufstellen ließen. Man wollte mehr Menschen für die Liste bekommen, doch gelang es nicht, mehr Kandidaten zu finden. So habe man dann auch entschieden, nicht mehr an den Kommunalwahlen im Mai 2019 teilzunehmen. "Wir wollten in all den Jahren als Gemeinderatsfraktion immer ein Gegengewicht zur SPD, zu den Grünen und der CDU sein", sagt Drews. Nun nutze man die Chance, als Verein neue Kräfte zu sammeln und dann gegebenenfalls in fünf Jahren wieder im Gemeinderat mit einer Liste anzutreten. 2018 wurde auch ein Programm erstellt, welches nun leider Makulatur ist. Allerdings vielleicht nicht ganz, denn das Programm kann auch für den Verein von Bedeutung sein.

In all den 25 Jahren hat die WIR viel organisiert – vom Frühschoppen in der Zehntscheuer bis hin zum politischen Stammtisch oder einem Bürgerentscheid für ein zweites Städtisches Gymnasium, das heutige PKG. "Jetzt erst recht", sagt Drews, da WIR-Themen wie das Jugendhaus Klause, die Stadtbibliothek oder das Stadtbild immer noch aktuell seien.