Von der Trompete über die Bassgitarre bis zum Dirigentenstab: Heinz Bökles musikalische Talenten sind vielfältig. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Heinz Bökle gibt nach 41 Jahren den Dirigentenstab beim Musikverein Wolfenhausen ab

Wer im beschaulichen Wolfenhausen einen gewissen Heinz Bökle besuchen will und kein Navi hat, landet trotzdem ziemlich schnell in der Hölderlinstraße. Da wohnt er nämlich, der Vollblutmusikus, den jeder im Ort kennt.

Neustetten-Wolfenhausen. Seit nunmehr 41 Jahren ist der heute 71-Jährige Dirigent des örtlichen Musikvereins. Im Rahmen eines Konzertes wird er am 13. April in der "Stäble-Halle" in Remmingsheim verabschiedet. Den Dirigentenstab übergibt er dann an seinen Sohn Hardy, der das Dirigentendiplom ebenfalls in der Tasche hat und bislang Jugenddirigent war. Wenn man so will, bleibt alles in der Familie, die sich seit jeher der Musik verschrieben hat.

Schon Bökles Vater Alfred war Organist und Chorleiter des Gesangvereins. Bökle, seine drei Kinder und auch die Enkel sind musikalisch veranlagt, selbst verspürte als Jugendlicher schon das Verlangen, Klarinette zu spielen. Also ging der 13-Jährige zu Christian Kuohn, dem Kassierer des Musikvereins, – allerdings ohne Wissen des Vaters – und fragte ihn nach einer Klarinette. Kuohn hatt keine Klarinette, bot Bökle aber eine Trompete an, die Letzterer mitnahm.

Zu Hause übte er geheim, bis ihm eines Tages der Vater auf die Schliche kam. Der war zwar erstaunt über die Machenschaften seines Sohnes, freute sich aber trotzdem. 1960 trat Bökle dann in den Musikverein Wolfenhausen ein. Der damalige Dirigent erkannte sofort, welch ein Juwel er da in seinen Reihen hatte. Getreu dem Motto "Jonger des schaffsch du" durfte Bökle schon in jungen Jahren als Solist bei der "Post im Walde" oder auch beim "alten Dessauer" ran.

Bökle gab sich aber mit seiner Trompete allein nicht zufrieden. Bei Rudi Kurz in Hirrlingen ließ er sich am Akkordeon ausbilden, spielte später beim Akkordeonorchester Remmingsheim und verstand dann auch die Kunst, Akkordeon und Trompete gleichzeitig zu spielen. Zudem verschrieb er sich der Tanzmusik. Zunächst bei den "Tennessee Boys", dann bei den "Stäblesbuben", die sich dem Oberkrainer-Stil verschrieben hatten und schließlich auch bei den "Cornelis" – aus ihnen wurde später die "Batman Group" – war er an der Bassgitarre aktiv.

Kurzum: Das Engagement wurde vielfacher, die Auftritte häufiger und sie spielten sich dann vor allem auch in größeren Hallen in Herrenberg und Tübingen ab. Mit Stolz erzählt Heinz Bökle auch heute noch, dass die "Batman Group" zweimal als Vorgruppe bei den legendären "Lords" auftrat. Zwei weitere Jahre bei den "Blauen Jungs" aus Herrenberg rundeten sein Engagement bei Tanzkapellen ab.

1978 kam der Musikverein seiner Heimatgemeinde auf ihn zu: "Heinz, dau muscht bei aus Dirigent macha." Gesagt, getan: Bökle übernahm die Kapelle, machte neben her bei der Privatmusikschule Hekkler in Heidelberg zwei Jahre lang immer samstags seinen "Diplomdirigenten". Seinen ureigenen "Swinging-Tuch-Stil" hat er bis heute beibehalten. Zudem versteht er es – Konzerte einmal ausgenommen –, mit seiner Kapelle auf die Stimmung der Besucher einzugehen.

Die Teilnahmen an diversen Wertungsspielen in der Mittelstufe waren fast immer mit der Note "sehr gut" gekrönt. Einmal habe man das "Hervorragend" lediglich um einen Punkt verpasst, erzählt Bökle, der sich auch für die Werbung von Jungmusikern nie zu schade war. Neben seiner Tätigkeit in Wolfenhausen hat er auch zwei Jahre lang den Musikverein Lustnau dirigiert.

Getreu dem Motto "Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu" ist Bökle seit nunmehr 45 Jahren auch Mitglied des magischen Zirkels von Deutschland. Der Hobbymagier überrascht auch heute noch – obwohl durch einen bösen Sturz gehandicapt – mit seinen Zaubertricks. Höhepunkt bislang war eine Mittelmeerkreuzfahrt, bei der Bökle zusammen mit weiteren Illusionisten zum festen Programm gehörte.

Wenn Bökle am 13. April nach 59 Jahren als aktiver Musiker und 41 Jahren als Dirigent seines Musikvereins aufhört, wird er den Menschen im Gäu trotzdem noch als Musikus erhalten bleiben und auch die Frage "Heinz hosch dei Örgele dabei?" wird wohl nicht verstummen. Letztlich weiß Bökle aber auch, wem er Vieles zu verdanken hat – nämlich seiner Ehefrau Waltraud, die ihn bei allem was er tat, kräftig unterstützte.