Oberbürgermeister Stephan Neher (links) überreicht Helmut Kurz das Bundesverdienstkreuz am Band samt der Verleihungsurkunde. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Verleihung: Helmut Kurz erhält Verdienstkreuz / Generationen von Religionslehrer ausgebildet

Große Ehre für den Rottenburger Religionspädagogen Helmut Kurz. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh ihm auf Vorschlag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Verdienstkreuz am Bande, die erste Stufe des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Rottenburg. Damit wurde das außerordentliche religionspädagogische Engagement von Helmut Kurz gewürdigt, der als Professor am Tübinger Lehrerausbildungsseminar Generationen von Religionslehrer ausbildete.

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher freute sich, dass er diese hohe Auszeichnung übergeben durfte und dies an einem ganz besonderen Ort. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit konnte der Verwaltungsfachmann eine solche Feierstunde im Foyer des Bischöflichen Ordinariats Rottenburg durchführen. "Ich wäre nicht einmal in den kühnsten Gedanken auf die Idee gekommen, ihnen, lieber, hochverehrter Herr Kurz, hier in diesem wunderbaren Gebäude kurz gesagt das Bundesverdienstkreuz übergeben zu dürfen", so seine einleitenden Worte. Neher wertete den Religionsunterricht als Schlüssel und Türöffner für Toleranz in der Religionsfreiheit. Konform ging er mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, der forderte, dass muslimischer Religionsunterricht auch an deutsche Schulen gehört. "Aber dazu braucht es Lehrer und geeignete Ansprechpartner, die eine vertrauensvolle Arbeit zwischen Staat und Religion ermöglichen – und hier waren und sind sie einer der Vermittler", so Neher in Richtung Helmut Kurz.

Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr, Leiterin der Hauptabteilung Schulen im Bischöflichen Ordinariat, ging dann in ihrer Laudatio detailliert und facettenreich auf das Wirken von Kurz ein. Sie verglich die Leistung des Pädagogen Kurz mit der Goldmedaille im Zehnkampf, die der Leichtathlet Niklas Kaul vor wenigen Wochen gewann. "Eine Medaille im Sport strebt man an, dafür trainiert man. Für ein Bundesverdienstkreuz kann man nicht trainieren, das strebt man auch nicht an – das wird einem für seine Verdienste verliehen", machte sie die Unterschiede klar.

Die Ordinariatsrätin nannte den Geehrten einen hervorragenden Lehrer, der meisterhaft didaktische Zusammenhänge greifbar machen konnte und so ein Glücksfall für das Tübinger Lehrerausbildungsseminar war. Sie merkte auch an, dass Kurz ein Mann ist, der sein Wissen in vielen Büchern festhielt und es auch heute, 20 Jahre nach seiner Pensionierung, immer noch tut. "Helmut Kurz war überzeugt von dem was er lehrte", hob sie eines der herausragenden Merkmale des Geehrten hervor.

In ihrer Laudatio widmete Augustyniak-Dürr auch dem Ehrenamt, das Kurz immer begleitete, einen weiten Raum. "Er packte an, wo er gebraucht wurde, war bei den Ostermärschen und den Friedensdemos ebenso engagiert wie bei Pax Christi, der internationalen katholischen Organisation der Friedensbewegung oder kämpfte gegen das Vergessen um die Gräueltaten des Hitler-Regimes. "Er lieh den Menschen seine Stimme und für ihn war die Anteilnahme am Leben anderer selbstverständlich", betonte die Rednerin.

Das Bild, das Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr vom Geehrten skizzierte, rundeten zwei Wegbegleiter von Helmut Kurz in ihren sehr persönlichen und von tiefer Freundschaft geprägten Grußworten ab.

Elke Mildner, die in Rottenburg allgemein bekannte Gründerin der "Oase" und des "Rasthauses" nannte Kurz einen Mann des Ausgleichs, der immer eine helfende Hand und ein offenes Ohr hat. "Ich freue mich, dass du da bist und zum Wohle der Menschheit wirkst", rief sie ihrem Studienfreund zu. Auch Hans Schuh, der lange Zeit im Rottenburger Priesterseminar verantwortlich für die religionspädagogische Ausbildung der Alumnen und Leiter des religionspädagogischen Instituts im Priesterseminar war, fand nur lobende Worte für den Mann, mit dem er über 40 Jahre einen gemeinsamen Weg ging, der nicht nur von beruflichen Belangen, sondern auch von unvergesslichem Streuselkuchen gesäumt war. "Von mir bekommst du das Verdienstkreuz für Freundlichkeit und Mitmenschlichkeit verliehen", sagt Schuh.

Gerührt bedankte sich der Geehrte für die vielen Worte voller Dank und Hochachtung bei allen Anwesenden. Und bei dem Unbekannten, der ihm vor 25 Jahren mit einer Niere ein neues Leben gab. "Ihr, und Jesus Christus, ward all die Jahre mein Rückhalt und meine Stärke".

Die Feierstunde wurde musikalisch umrahmt von Inga Behrendt, Professorin an der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg. Nach dem offiziellen Festakt traf man sich zum zwanglosen Gespräch.