Die Fans feierten das Konzert. Foto: Janika Schäfer

Sommer-Open-Air-Konzerte nicht ausverkauft. Aber: Jugendliche bejubeln Auftritt von Gangster-Rappern.

Rottenburg - Die Menge bebt beim Konzert der "187 Strassenbande" in Rottenburg. Überall bewegen sich in die Luft gereckte Arme passend zum Beat. Einige Konzertbesucher rappen die teilweise schnellen Texte leidenschaftlich mit. Und zwischendurch immer wieder der einheitliche Ruf der Fans: "187! 187!"

Der Eugen-Bolz-Platz füllt sich langsam mit Konzertbesuchern. Es sind junge Menschen, meist zwischen 15 und 25 Jahren, die sich ihren Platz möglichst nahe der Bühne suchen. Doreen, 18 Jahre alt, hat sich mit ihren Freunden schon früh einen guten Platz weit vorn ergattert. "Ich höre allgemein gerne Deutschrap. Als ich dann mitbekommen habe, dass 187 hier in die Region kommt, dachte ich: Super, da muss ich hin", sagt sie.

Pünktlich um 19.30 Uhr eröffnet der Rapper Joshi Mitsu den Abend als Opener. Er ruft: "Ich rappe über sehr weltbewegende Dinge wie Party, Drogen und Frauen." Die Konzertbesucher lassen sich zwar auf sein Programm ein, dass sie aber ungeduldig auf die 187-Jungs warten, ist deutlich wahrnehmbar. Gelegentlich ertönt der fordernde Ruf: "187" aus verschiedenen Richtungen. Auf diese müssen die Fans dann allerdings noch eine Weile warten.

Sportliche Klamotten und Goldketten um den Hals

Eine Stunde nach offiziellem Konzertbeginn ist es endlich so weit. Der schwarze Vorhang mit dem Logo der 187-Strassenbande fällt. In sportlichen Klamotten und mit Goldketten um den Hals betreten die ersehnten Rapper die Bühne. Im Hintergrund eine Kulisse, die mit Graffiti besprühtes Gemäuer darstellt. Sofort gehen alle Hände hoch und die Menge schreit begeistert: "187! 187!" Ohne große Worte zu verlieren, beginnt die Gruppe unvermittelt mit ihrem Song "Mit den Jungs".

Auffällig ist die Textsicherheit vieler Fans, die leidenschaftlich und laut mitrappen. Auch geschrien wird viel. So ruft der Rapper Gzuz von den "187ern": "Gebt uns Energie und wir geben euch Energie!"

Der Rapper, mit Zigarette in der einen Hand und Mikrofon in der anderen, schiebt hinterher: "Handys weg! Die hinter euch sehen sonst nichts! Los, macht die scheiß Handys weg und Hände hoch! Das hier ist ein Hip-Hop-Konzert! Hände hoch!" Das fordern die Mitglieder der Hip-Hop-Gruppe im Laufe des Konzertes immer wieder.

"Ich feier die Mucke und die geile Stimmung", sagt Marcel, ein junger Mann aus Bondorf mit Schirmkappe und Sonnenbrille. "Aber der Hauptgrund für mich, weshalb ich diese Band richtig gut finde, ist der, dass sie von ganz unten nach ganz oben durchgestartet sind. Und das alleine, die hatten keine Hilfe." Lieder wie "Optimal" und "Millionär" folgen. Die Atmosphäre heizt sich auf. Unter den allgegenwärtigen Zigarettengeruch mischt sich mittlerweile auch der von Gras und eine Gruppe hat sogar eine Shisha dabei, die angezündet wird.

Gzuz ruft von der Bühne: "Ich will euch alle singen hören, ich will euch alle tanzen sehen, ich will Spaß haben!" Das lassen sich die Fans nicht zweimal sagen. Als der Song "9MM" beim Refrain ankommt, ruft die Menge immer wieder im Chor: "9 Millimeter, 9 Millimeter."

Anschließend zieht Gzuz sein T-Shirt aus und die Fans beginnen zu grölen. Der gesamte Eugen-Bolz-Platz feiert. Doch entgegen Patricks Erwartung bleiben die Besucher friedlich. "Ich erwarte gute Musik und dass ordentlich randaliert wird", hatte der 19-Jährige vor dem Konzert grinsend gesagt. Von Randale ist aber nichts zu sehen. Die Fans konzentrieren sich lieber auf die Songs und auf ihre Idole auf der Bühne.

Ein junger Mann, ebenfalls mit dem Namen Marcel, hat den weiten Weg von Frankfurt auf sich genommen. "Ich bin 187-Fan und dieses Konzert war ein Geschenk", erklärt er.

Am Sonntag stand Limp Bizkit auf der Bühne

Der Gemeinderat Rottenburg hatte sich einige Wochen zuvor öffentlich von den Texten der 187-Strassenbande distanziert und erklärt, wenn er könnte, würde das Konzert abgesagt werden. Von dieser Positionierung lassen sich die Fans nicht beeindrucken. Marcel aus Bondorf meint nur schulterzuckend: "Das ist halt Rottenburg."

Und Doreen findet, dass Rap auch unter die Meinungsfreiheit falle: "Rapper haben auch das Recht, ihre Meinung frei zu äußern. Außerdem ist es doch unsere eigene Entscheidung, ob wir es uns anhören und wie wir die Texte schließlich aufgreifen. Es ist leicht, Dinge negativ zu sehen und zu verstehen." Die Fans der 187 Strassenbande ließen sich jedenfalls nicht davon abhalten, den Auftritt der Rapper zu genießen und ordentlich Party zu machen.

Am Sonntag stand noch das zweite große Konzert des Sommer-Open-Airs in Rottenburg an. Die amerikanische Nu-Metal-Band Limp Bizkit rockte trotz kurzer Setlist die Bühne auf dem Eugen-Bolz-Platz. Nicht alle Fans waren ganz glücklich, sorgte die Band doch mit langen Zwischenintros für Frust bei den Fans und unnötige Pausen, die die Besucher durchstehen mussten.

Insgesamt kann man sagen, hatte der Veranstalter wohl dieses mal nicht das glücklichste Händchen bei der Auswahl der Bands. An beiden Konzerten waren auch noch kurz vor Konzertbeginn Tickets verfügbar und auch das Gelände wirkte nicht gerade brechend voll.