Nach dem Tiger kommt die Maus, die die Zuckerrüben auf Lastwagen verlädt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Erntezeit bedeutet für die Gebrüder Buchele Hochsaison

Wenn bei den Landwirten zwischen Hochdorf und Korntal-Münchingen die Zuckerrübenernte ansteht, dann ist bei den Gebrüdern Jürgen und Bernd Buchele aus Rottenburg-Ergenzingen Hochkonjunktur.

Rottenburg-Ergenzingen. Die Bucheles kümmern sich darum, dass die geernteten Zuckerrüben letztlich dort landen, wo sie bereits sehnlichst erwartet werden. Nämlich im Südzucker-Werk Offenau bei Heilbronn. Allerdings sind die beiden Brüder in verschiedenen Bereichen tätig. Da gibt es zum einen die Rodegemeinschaft, die dafür sorgt, dass die Zuckerrüben geerntet werden, zum andern die Abfuhrgemeinschaft, die für Transport und Lieferung zuständig ist. Die beiden Institutionen arbeiten zwar zeitlich etwas verzögert, aber trotzdem Hand in Hand.

I n der Erntezeit wird rund um die Uhr gefahren

Bernd Buchele gehört zur Rodegemeinschaft, die rund 160 Mitglieder umfasst. Sie wurde 1990 gegründet, nachdem 25 größere Betriebe im Oberen Gäu eine Rodemaschine für rund 450 000 Euro angeschafft hatten. Mittlerweile sind zwei dieser sogenannten Köpfrodebunker im Einsatz. Eine davon, die rund 15 Meter lang und mit 598 PS ausgestattet ist, vom Typ "Euro-Tiger V8-4", wird von Bernd Buchele gefahren. Der "Tiger" vereinigt verschiedene Arbeitsgänge: Er schneidet den Rüben die Blätter ab, zieht sie aus dem Boden und "bunkert" sie in seinem Inneren. Sechs Reihen gleichzeitig rodet das landwirtschaftliche Hochleistungs-Monster. Wenn dessen Rübentank dann voll ist, fährt Bernd Buchele an einen vorher ausgemachten Platz am Feldrand und der "Tiger" spuckt seinen Inhalt dann rumpelnd wieder aus.

Dieses Jahr sei er am 9. November fertig mit der Ernte gewesen, sagt Bernd Buchele. "Insgesamt haben wir 994 Hektar Zuckerrüben abgeerntet." Wenn dann die ersten Zuckerrübenhaufen an den landwirtschaftlichen Zufahrtswegen liegen, ist das ein Zeichen dafür, dass die Abfuhrgemeinschaft tätig werden muss.

Zu dieser Abfuhrgemeinschaft gehört Jürgen Buchele, der einen der sieben Lkw fährt, die zu der landwirtschaftlichen Maschinengemeinschaft der Zuckerrübenanbauer Herrenberg-Leonberg (LMZ) gehören. Dazu gesellt sich noch die sogenannte "Maus", die eigentlich dort anfängt, wo für den "Tiger" Schluss war. Sie macht sich über die Zuckerrübenberge her und mit erstaunlicher Geschwindigkeit reinigt und befördert die rund 300 000 Euro teure Maschine – auch selbstfahrender Rübenreinigungslader genannt – die Zuckerrüben über diverse Walzen auf die Ladefläche der Lastwagen.

In der Erntezeit wird laut Jürgen Buchele rund um die Uhr gefahren. Das Ganze muss natürlich durchorganisiert sein. Damit wirklich nichts schief läuft, treffen sich die "Zuckerrübenmannen", wie sie im Volksmund genannt werden, immer wieder bei Jürgen Buchele, der zusammen mit weiteren sechs Fahrern abwechselnd den Lkw Nummer fünf steuert. Buchele ist nämlich für die Einteilung der Fahrer und auch dafür verantwortlich, dass die Fahrzeuge zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und der Transport der Zuckerrüben reibungslos verläuft.

Diese Transporte werden noch bis zum 20. oder 22. Januar 2018 gefahren, natürlich getreu dem Motto "Zeit ist Geld". Apropos Geld: Für die Bauern ist es von großer Bedeutung, was Südzucker für den Zucker aus der diesjährigen Ernte bekommt. Abgerechnet wird allerdings erst im nächsten Sommer. Die Zuckerpreise sind zuletzt stark eingebrochen. Dazu kommt, dass mit dem 30. September diesen Jahres der letzte Schutzzaun der europäischen Union gefallen ist, der den Zuckerrübenanbauern verlässliche Preise für ein bestimmtes Kontingent sicherte. Nun müssen sich die Anbauer und Zuckerfabriken dem freien Wettbewerb stellen und sind damit auch den Kapriolen des Weltmarktes ausgeliefert.