Kultur: Besucher des Hörstücks "Herr der Ringe" kommen in den Genuss einer weiteren Darbietung

Rottenburg. Die Stadtkapelle Rottenburg hatte im Rahmen der Rottenburger Kulturnacht zum Hörstück "Der Herr der Ringe" eingeladen. Das farbig illuminierte Foyer des Bischöflichen Ordinariats war bei beiden Aufführungen bis auf die Stehplätze gut gefüllt.

Unverhofft kamen die Besucher der ersten Vorstellung um 18 Uhr in den Genuss einer erweiterten Darbietung. Da der Sprecher, Domkapitular Thomas Weißhaar, von einem vorherigen Termin zu Auftrittsbeginn noch nicht am Rednerpult eingetroffen war, musste Dirigent Andreas Lewedey improvisieren. Obwohl für diesen Abend eigentlich nur der fünfte Satz der Sinfonie Nummer Eins von Johan de Meij eingeplant war, schickte er kurzerhand die Musiker nochmals los, um auch noch die Noten zum Eröffnungssatz aufzulegen. Bis endlich zur großen Erleichterung aller Beteiligten der wichtige Akteur mit einer Viertelstunde Verspätung eintraf, konnte Lewedey in der Zwischenzeit sogar noch für den Besuch des Frühjahrskonzerts werben und das Konzept seiner Text-Ton-Collage dem Publikum erläutern: Einige Jahre vor der Filmtrilogie nach J. R. R. Tolkiens Fantasy-Saga "The Lord of the Rings" verarbeitete der niederländische Komponist Johan de Meij 1984-88 den Stoff in einem beeindruckenden fünfsätzigen Werk. Für die Aufführung durch die Stadtkapelle Rottenburg hat Lewedey nun eine kompakte Textversion der Saga verfasst und mit bildhaften Klangmotiven aus de Meijs Sinfonie unterlegt, um das Hörerlebnis, vergleichbar mit Filmmusik, dramatisch zu steigern.

Dann übernahm Sprecher Thomas Weißhaar nacheinander die Rollen des Zauberers Gandalf, des Zwergs Gimli und der Hobbits Frodo, Sam und Pippin Tuk. Dazu intonierte das Orchester an den passenden Stellen die Melodien beispielsweise zum reitenden Gandalf, zu den ängstlichen Schritten der Gefährten, zur schönen Elbenkönigin Galadriel oder dem gruseligen Gollum. Beide Kulturnacht-Aufführungen endeten mit dem versöhnlich-fröhlichen Schlusssatz "Hobbits" und großem Applaus.

Aufteilung in Kapitel

Für das Frühjahrskonzert am Samstag, 11. Mai, um 20 Uhr in der Festhalle Rottenburg plant die Stadtkapelle, das gesamte Hörstück kapitelweise im Zusammenhang mit allen fünf Sinfoniesätzen "Gandalf", "Journey in the Dark", "Lothlórien", "Gollum" und "Hobbits" darzubieten. Für "Herr der Ringe"-Neulinge ist dies eine gute Gelegenheit, den weit verzweigten und umfangreichen Fantasy-Klassiker in einer kompakten und gut nachvollziehbaren Form kennenzulernen.

Abenteuer in Mittelerde

Wer den Tolkien-Stoff aus den Romanen oder den Hollywood-Verfilmungen schon kennt, wird dank der wunderbaren Musik von Johan de Meij bestimmt nochmals neue Facetten an den fantastischen Abenteuern in Mittelerde zwischen Auenland und Schicksalsberg entdecken.

Nach einer bewirteten Konzertpause wird das Motto "Heldenmut und Tapferkeit" weiter verfolgt. In Steven Reinekes Vertonung "Pilatus: Mountain of Dragons" geht es um den Kampf gegen einen mythischen Drachen auf dem Berg am Vierwaldstättersee. An den Helden Robin Hood erinnert der Soundtrack zur Verfilmung des Legendenstoffs mit Kevin Costner in der Titelrolle. Die Filmmusik von Michael Kamen hat Andreas Lewedey für das Orchester eingerichtet. Von tragischen Helden und triumphierenden Blutsaugern handelt das Musical "Tanz der Vampire", basierend auf dem gleichnamigen Film von Roman Polanski. Highlights der poprockigen Musik von Jim Steinman hat Wolfgang Wössner für Sinfonisches Blasorchester arrangiert.

Das Konzertprogramm verspricht wieder Spannung und Unterhaltung fürs Publikum, Anspannung und Anstrengung fürs Orchester, aber allen, die mit dabei sind, bestimmt viel Freude an toller Musik.

Der Eintritt kostet an der Abendkasse regulär 11 Euro, für Mitglieder 9 Euro, für Schülerinnen und Schüler 6 Euro. Saalöffnung ist um 19.15 Uhr.