Verkehr: Experten informieren im Ergenzinger Ortschaftsrat zur Gäubahn-Anbindung in den nächsten Jahren

Auf Einladung der Ergenzinger Interessengemeinschaft Bahn gastierten mit Rainer Kaufmann (IG Gäubahn) und dem Nahverkehrsexperten Ulrich Grosse zwei Hochkaräter in Sachen Bahnwesen im Ortschaftsrat Ergenzingen.

Rottenburg-Ergenzingen. Die Bahnexperten vermeldeten in Sachen Anbindung der Gäubahn an den Stuttgarter Hauptbahnhof zumindest mittelfristig keine allzu guten Nachrichten. Ohnehin bedingt durch die schon mehrfach verschobene Einweihung der Aufzüge, die der Barrierefreiheit am Ergenzinger Bahnhof dienen sollen, bescheiden geworden, machte das an diesem Abend in der Mensa der Gemeinschaftsschule aber den Kohl auch nicht mehr fett. Dass diese noch vor Ostern zusammen mit der Erhöhung der Bahnsteige gefeiert werden soll, glaubt ohnehin niemand. Dementsprechend war auch die öffentliche Resonanz – eher bescheiden.

Rainer Kaufmann berichtete zunächst über die Entwicklung der Gäubahn-Anbindung. Über diese sei niemand glücklich. Das Hauptthema sei die Unterbrechung des Prozesses, bedingt durch die Baumaßnahmen von Stuttgart 21. Mindestens zwei bis drei Jahre könne diese dauern, eher noch länger, so Kaufmann skeptisch. Das ursprüngliche Ziel sei bekanntlich eine umstiegsfreie Verbindung der Gäubahn nach Stuttgart gewesen. Nur deshalb habe Stuttgart 21 so viele Befürworter besonders von den Anliegergemeinden erfahren.

Wie Ulrich Grosse dazu erklärte, werde es die Gäubahn von Horb über Herrenberg bis zum Hauptbahnhof in Stuttgart wohl bis 2025 unverändert geben. Die S-Bahnlinien S 4, S 5 und S 6 werden dann infolge neuer Haltestellen verschwenkt. Ab Mitte 2025 höre die Gäubahn dann im Stuttgarter Norden auf und somit bliebe auch die sogenannte "Panoramabahn" zumindest bis dorthin erhalten. Dann sei Schluss mit lustig. Das habe weniger mit bautechnischen Gründen, als mit der Stadt Stuttgart zu tun. Letztere habe nämlich der Deutschen Bahn das Gelände, das mit den Gleisen ins Tal zum Hauptbahnhof führe, für 800 Millionen Euro abgekauft und zugesagt bekommen, dass sie ab 2021 frei darüber verfügen könne. Jede Verzögerung koste die Bahn dann rund 30 Millionen Euro an Zinsen.

Die Stadt Stuttgart habe zudem bereits einen Wettbewerb für die künftige Nutzung der Fläche ausgeschrieben. Die Gäubahn werde dann alternativ dazu nur noch bis Stuttgart-Vaihingen verkehren. Es solle dann aber 2025 von dort aus alle fünf Minuten eine S-Bahn zum Hauptbahnhof fahren.

Diese Umstiegsphase werde allerdings länger dauern, so Grosse, da sich die eigentlich geplante Führung der Gäubahn über den Flughafen mangels Planfeststellung um mindestens drei oder sogar noch mehrere Jahre verzögere. Dazu sagte Kaufmann: Das Planfeststellungsverfahren habe sich immer weiter in die Länge gezogen, die Erörterungsversammlung sei laufend verschoben worden. Jetzt solle diese im Juli stattfinden, daran glaube aber keiner.

In Vaihingen Anschluss an sechs S-Bahnlinien

Reisende aus Richtung Horb hätten mit dem Umstieg in Vaihingen aber Anschluss an alle sechs S-Bahnlinien. Umsteigen könne man dann schon in Vaihingen oder aber am künftig neuen Bahnsteig Stuttgart-Nord. In Richtung Universität, aber auch Feuersee und Stadtmitte würden sich deutliche Fahrtzeitverkürzungen ergeben. Grosse stellte dann auch heraus, dass der Umstieg in Vaihingen mit der Fertigstellung des Tiefbahnhofes und der Trassenführung über den Flughafen wieder entfalle. Die Strecke über den Flughafen sei zwar länger als bislang, aufgrund der höheren Geschwindigkeit der Züge und trotz des Haltes am Flughafen aber genauso schnell. Im Übrigen habe man vom Flughafen aus die Möglichkeit, mit Regionalzügen in Richtung Ulm, Lindau, Nürtingen und Tübingen zu fahren. Im Übrigen, so Grosse, solle auch die Bahnstrecke Horb-Nagold durchgehend elektrifiziert werden. Dadurch würden sich auch gute Anbindungen über Ergenzingen ergeben. Von dort aus, so Grosse, könne man irgendwann – im Idealfall – Stuttgart (über den Flughafen) in 44 Minuten erreichen.