Statistik: Revierleiter Peter Zerfass legt Rottenburger Gemeinderat Zahlen zu Kriminalität und Unfällen vor

Auch der Rottenburger Revierleiter Peter Zerfass glaubt nicht an Statistiken. Jedenfalls nicht blind. Trotzdem fiel sein Polizei-Bericht an den Gemeinderat über Unfälle und Kriminalität ganz positiv aus. Mit einer Ausnahme.

Rottenburg. "Brennpunkte" nannte der Hauptkommissar auf Nachfrage auch: Bahnhof, Schänzle, Eugen-Bolz-Platz in der Kernstadt. Aber solche Orte, wo sich Trinker oder Kiffer, vielleicht auch mal Kleindealer oder gar Fixer treffen, machen ihm nicht wirklich Sorgen. In Rottenburg und seinen Teilorten gibt es weder Plätze oder Gebiete, die als Brutstätten von Kriminalität gelten müssten. Noch fallen, was den Straßenverkehr angeht, irgendwelche Unfallschwerpunkte auf.

Damit begann Peter Zerfass bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend seinen Bericht. Schlimme Unfälle passieren immer wieder, auch in seinem Rottenburger Revier. Aber es sind gerade im Jahr 2018 nicht so viele, dass Prozente irgendeine Aussagekraft hätten. Die Zahl der Verkehrstoten etwa ist gegenüber dem Vorjahr von drei auf einen gesunken, also um mehr als 66 Prozent.

Der leichte Rückgang bei den absoluten Unfallzahlen um 8,1 Prozent sagt auch nicht viel aus. Erfreulich ist immerhin, dass die gesamten Personenschäden um ein Siebtel weniger wurden. Bei 19 Crashs war – leicht rückläufig – Alkohol im Spiel. Drogen in keinem einzigen Fall. Das führt Zerfass auch auf die Kontrollen seiner Beamten zurück. Besonders erfreulich ist, was er so ausdrückte: "Ganz und gar unauffällig" sei Rottenburg "bei Schulwege-Unfällen". Im Klartext: kein einziger.

Viel ist vom Anzeigeverhalten der Bürger abhängig

Die Kriminalitäts-Statistik bilde das Geschehen nicht ab, schickte Zerfass seiner Bilanz voraus: "Das Dunkelfeld kennt man eben nicht." Viel sei vom Anzeigeverhalten der Bürger abhängig. Insgesamt sei die Kriminalitätsbelastung in Rottenburg "ziemlich gleichbleibend". In der Kernstadt wurden 1524 Fälle angezeigt, in einem Ort wie Ergenzingen waren es 148. Die Bereiche Körperverletzung und Rohheitsdelikte liegen vorn, Betrug und Diebstahl folgen.

Bei der Aufklärung gab es einen leichten Rückgang in die Nähe des Landesdurchschnitts. Von 959 ausgemachten Tatverdächtigen hatten 311 keinen deutschen Pass, 96 waren Flüchtlinge. Den niedrigsten Stand gab es im Vorjahr bei den Wohnungseinbrüchen, die bei den Menschen besondere Verunsicherung hervorrufen. Zehn vollendete und sechs versuchte Einbrüche wurden aber nicht aufgeklärt. Hier handelt es sich wohl um reisende Banden.

Das betrifft auch die üblen und immer gerisseneren Betrugsmaschen von Telefonattacken mit sogenanntem Call-ID-Spoofing, bei der als angeblichem Anrufer oft eine gefälschte 110-Nummer auf dem Display Vertrauen erwecken soll. Vom "Enkeltrick" über falsche Polizisten wollen die hoch organisierten Kriminellen damit vor allem älteren Menschen an Bargeld, Schmuck und andere Wertsachen. Um das Dreifache stiegen binnen Jahresfrist die angezeigten Versuche im ganzen Präsidium Reutlingen an, beim "Enkeltrick" sogar um mehr als 500 Prozent. Im Rottenburger Revier blieb es allerdings bei gescheiterten Versuchen. Insgesamt wurden 48 solcher Vorfälle angezeigt. Man solle, appellierte Peter Zerfass an die Räte und die Öffentlichkeit, "bei jeder sich bietenden Gelegenheit potenzielle Opfer informieren". Das seien eben gerade ältere Menschen.

Insgesamt aber, so schloss der örtliche Polizeichef, sei Rottenburg "weiterhin eine sichere und lebenswerte Stadt".