Am und in der Nähe des Kreisverkehrs Tübinger Straße und Poststraße haben sich innerhalb von knapp sechs Wochen drei Unfälle ereignet. Momentan ist diese Zahl aber noch nicht so groß, dass die Polizei akuten Handlungsbedarfsieht. Foto: Begemann

Polizei sieht keinen akuten Handlungsbedarf. Sprollstraße wegen Baumaßnahme momentan voll gesperrt.

Rottenburg - Die Woche nach den Weihnachtsferien war keine gute in Rottenburg – gleich zweimal mussten die Rettungskräfte ausrücken, um verunglückten Fußgängern zu Hilfe zu kommen. Sechs solcher Unfälle wurden innerhalb von nur knapp zwei Monaten aktenkundig. Stadt und Polizei sehen aber nur bedingt Handlungsbedarf.

Der Eugen-Bolz-Platz im Zentrum von Rottenburg ist nicht nur den Einwohnern der Stadt ein Begriff, treten hier doch seit Jahren internationale Künstler beim Rottenburger Sommer-Open-Air auf. Doch auch sonst ist der Platz im wahrsten Sinne des Wortes ein belebter Ort, das Drehkreuz für innerörtliche Wege und den Durchgangsverkehr. So kann es zu den Hauptverkehrszeiten am Kreisverkehr mit seinen fünf Zufahrten, der zusätzlichen Anbindung an den Zentralen Omnibusbahnhof sowie den Fußgängerüberwegen an der Seebronner-, Sülchen-, und Sprollstraße des Öfteren auch zu entsprechenden Rückstaus kommen, weiß die Polizei aus ihrer langjährigen Erfahrung. Gefährliche Situationen für die Verkehrsteilnehmer bleiben da nicht aus.

Polizeipräsidium gibt Entwarnung

Doch von den sechs Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Fußgängern und Radfahrern, die zwischen 22. Dezember und 20. Februar publik wurden, passierte nur einer an diesem Verkehrsknoten. Zwei Tage vor Weihnachten übersah gegen 18 Uhr eine 59-jährige Autofahrerin bei der Einfahrt in den Kreisverkehr eine 61-jährige Pedelec-Fahrerin, die daraufhin stürzte und in eine Klinik musste.

Viel öfter wurden die Rettungskräfte dagegen in die Tübinger Straße gerufen. Die Hälfte aller Verkehrsunfälle, die in diesem Zeitraum öffentlich bekannt wurden, passierten also auf der anderen Seite des Neckars, am oder in der Nähe des Kreisverkehrs Tübinger Straße und Poststraße. Während am 7. Januar gegen 22 Uhr eine 40-jährige Fußgängerin beim vorschriftsmäßigen Überqueren eines Fußgängerüberwegs vom Fahrzeug eines 22-jährigen Rottenburgers zu Boden geschleudert und schwer verletzt wurde, wurde gerade einmal vier Tage später zur Mittagszeit ein neunjähriges Kind vom Auto einer 55-Jährigen erfasst, als das Kind auf die Fahrbahn lief. Das Mädchen trug glücklicherweise nur leichtere Blessuren davon.

Knapp fünf Wochen später übersah ein 80-jähriger Autofahrer beim Verlassen des Kreisverkehrs einen Fußgänger. Der 53-Jährige musste schwer verletzt zur intensivmedizinischen Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden.

"Auch wenn vielleicht im Rahmen der eigenen Wahrnehmung dies als Häufung empfunden wird, so liegt momentan noch keine Unfallhäufungsstelle im Sinne unserer Erfassungskriterien vor", sagt Martin Raff vom Polizeipräsidium Reutlingen mit Verweis auf die interne Statistik der Polizei. Er erklärt: "Das wäre beispielsweise der Fall, wenn sich am Eugen-Bolz-Platz fünf Fußgänger- und Radfahrerunfälle mit Sach- oder Personenschaden gleichen Unfalltyps pro Jahr oder fünf Unfälle mit Verletzten ohne Bewertung des Unfalltyps innerhalb von drei Jahren ereignet hätten." Dies sei bisher allerdings nicht der Fall, die Beamten sehen daher keinen akuten Handlungsbedarf.

Da die Unfälle im fließenden Verkehr passiert seien, würden diese in den Zuständigkeitsbereich der Polizei fallen, bestätigt Birgit Reinke, Leiterin des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerengagement bei der Stadt Rottenburg. "Aber selbstverständlich wendet sie sich auch an uns, wenn ein Unfallschwerpunkt festgestellt wird, dem gegebenenfalls mit verkehrsrechtlichen Maßnahmen oder baulichen Maßnahmen entgegen gewirkt werden könnte", betont Reinke. "Dies ist aber hier bislang nicht der Fall, beim Ordnungsamt ist bislang kein akuter Problemfall aufgeschlagen", sagt Reinke mit Blick auf die Unfälle in der Tübinger Straße.

Am Eugen-Bolz-Platz würden dagegen die straßenbaulichen Veränderungen bereits laufen, um die Stau- und damit potenziell auch Unfallgefahr einzudämmen, erklärt Reinke. Bereits im Juli vergangenen Jahres entschied der Rottenburger Gemeinderat, den Fußgängerüberweg am Eugen-Bolz-Platz Ecke Sprollstraße umzubauen. Untersuchungen samt Videoaufzeichnungen im Frühjahr 2018 hatten nämlich gezeigt, dass gerade zu den Spitzenzeiten die vielen Fußgängerquerungen zu Rückstauungen im Bereich des Kreisverkehrs geführt hatten. Durch die Verlegung des Fußgängerüberwegs um 20 Meter weg vom Kreis wird nun zusätzliche Aufstellfläche geschaffen und somit die Rückstausituation deutlich entzerrt, so die Hoffnungen der Räte.

Arbeiten dauern noch bis Montag, 25. März

Die Baumaßnahme, deren Gesamtkosten sich auf 100 000 Euro belaufen, befindet sich mittlerweile auf der Zielgeraden, teilt die Stadt mit. Seit dem 21. März und noch bis zum 25. März, 12 Uhr, muss die Sprollstraße im Bereich Sofienstraße bis Kreisverkehr Eugen-Bolz-Platz voll gesperrt werden. Ursächlich sind die abschließenden Asphaltierungsarbeiten einschließlich der nötigen Vor- und Nacharbeiten. Das Überqueren der Sprollstraße für Fußgänger ist während dieser Zeit nur im Bereich der Einmündung Sofienstraße möglich. Die Umleitung über die Sofien- und Mechthildstraße ist ausgeschildert.