Kein ROA ohne Saibronner Schotten. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Eigene Insel im Getümmel bringt Spaß beim Rock of Ages

Von Peter Morlok Rottenburg-Seebronn. "Einmal eine Runde übers matschige Rockgelände": Dieser Tagesordnungspunkt stand für den Rottenburger Gemeinderat am Freitagabend auf der Agenda. Angeführt von Oberbürgermeister Stefan Neher und seinen beiden Bürgermeistern Volker Derbogen und Holger Keppel ging es in Begleitung von Festival-Macher Horst Franz zu den Rockstars, in den VIP-Bereich und einmal rund ums Gelände, um sich über die Parksituationen zu informieren. Für Stefan Neher sowohl Spaß als auch Arbeit, wie er zugab.

Puren Spaß hatte "Oberpudel" Jacob Samuel bei seinem Gastauftritt bei den "Saibronner Schotten". Dass er nicht nur singen kann, sondern auch ganz passabel trommelt, demonstrierte der Poodles-Sänger spontan, als er bei einem Auftritt der Familienband beim Rod Steward-Song "Sailing" zu den Sticks griff und mit Schlagzeuger Ralf Bross den Rhythmus vorgab. Er hob sich damit mehr als positiv von dem ein oder anderen abgehobenen Star ab.

Ian Anderson, schottischer Frontmann des Freitags-Headliners "Jethro Tull" verlangte beispielsweise, dass die rund 20 Personen, die mit einem Fotopass in den Graben durften, sich aus seiner Sicht links unten vor der Bühne aufhalten mussten. Da so kein vernünftiges Arbeiten möglich war, sorgte diese Anweisung für Missmut bei den Medienvertretern. Was den einen ärgert, freut meist den anderen. So kamen die Fans in den vollen optischen Genuss des Auftritts. Kein breiter Rücken störte den Blick auf die Stars.

Klein-Lena, zwischenzeitlich schon acht Jahre alt und Dauergast beim ROA, wusste diesen Umstand besonders zu schätzen. Sie schnappte sich ihre Plastikgitarre und begleitete die Männer um Anderson mit harten Luft-Riffs.

Spaß hatten auch die Gäste aus Opfikon. Am Schweizer Stammtisch im großen Zelt sitzend, am T-Shirt mit dem Aufdruck "Oft kopiert – Seebronn-Opfikon – nie erreicht", leicht zu erkennen, ließen sie das Festival in aller Ruhe an sich vorbeiziehen. Sie kommen jedes Jahr, die Männer aus der Nähe von Zürich.

Nicht so weit müssen die "Saibronner Schotten" anreisen. Eigentlich könnten sie laufen, wohnen sie doch im Festivalort. Aber der Familienclan Bross reist mit großem Gepäck. Mehrere Dudelsäcke, ein großer Trommelwagen und weiteres Instrumentarium braucht es, um in den Umbaupausen das Publikum zu unterhalten. Ihre Auftritte gehören zwischenzeitlich so zum ROA wie die harten Töne und die Balladen. Wenn’s so weitergeht, müssen sie bald auch ins Autogrammhäuschen, das immer von einem Pulk von Menschen umlagert war, die sich eine Unterschrift ihres Stars holen wollten. Worauf – auf Poster, Karten, T-Shirt oder Oberschenkel, das war egal. Ein Publikum, das immer einfallsreicher wird, was die Unterlage auf der großen Wiese anbelangt. Neben Decken und Isomatten kamen ein paar ganz Pfiffige auf die Idee, sich ihre alten Luftinseln vom letzten Urlaub mitzubringen. Sie hatten so ihre eigene kleine Insel im Getümmel der Rockfans.