Papis Pumpels tauchten ab im Lichtermeer der Bühne.Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Veranstaltungsreihe: Rottenburger Autokult geht mit "Papis Pumpels" zu Ende / Jede Liedzeile sitzt

Den Abschied von der Rottenburger-Super-Veranstaltungsreihe "Autokult" zelebrierten die Schlagerbarden vom Bodensee, die unter dem Pseudonym "Papis Pumpels" die Bühnen der Gegend seit einigen Jahren unsicher machen.

Rottenburg. Von der Idee her treten die neuen Musiker wie einst Dieter Thomas Kuhn mit deutschen Schlagern auf und versetzen mit diesen Schnulzen vor allem die Damen in ungeahnte Hysterie. Doch bei den "Papis Pumpels" ist alles ein wenig anders. Schriller, schmalziger, noch einen Tick mehr auf Herzschmerz ausgerichtet als früher beim Tübinger Brusthaartoupetträger Kuhn.

Und die Fans feiern sich und "ein Festival der Liebe" in einem "ehrenwerten Haus" an diesem Abend selbst. Ihre Autos waren geschmückt mit Luftballons, blinkenden Lichterketten, Plakaten aller Art, Plastikblumen und vielem mehr. Das Ganze erinnerte sehr an ein Hippie-Happening der 1960er-Jahre. Entsprechend bunt waren auch die teilweise von weit her angereisten Besucher gekleidet. Ein Blumenkranz in den Haaren der Lady war fast schon obligatorisch. Keine der Fangruppen, die sogar im Doppeldeckerbus angereist kamen, ließ sich vom leichten Dauerregen auch nur für eine Sekunde die gute Laune verderben. Selbst das sonst so streng eingehaltene Verbot von Hubkonzerten wurde von den Fans an diesem Abschlussabend ignoriert. Was verboten ist, macht halt doppelt so viel Spaß und als der Pumpel am Saxofon von der Bühne herunter auch noch die Schiffssirene ertönen ließ, brachen alle Dämme selbstauferlegter Zurückhaltung.

Es wurde gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Autotüren wurden als Rhythmusinstrumente benutzt und die Hupen sorgten für den Groove. Da hielt es auch Heinrich del Core, der am Abend zuvor ebenfalls vor vielen Besuchern an gleicher Stelle aufgetreten war, nicht mehr im Auto. Auch er und seine drei Begleiter/innen schwoften neben ihrem Wagen und sangen fast jeden Titel mit.

Spätestens ab dem Moment, als Papi (Rainer Vollmer) schon beim dritten Lied feststellte: "Schlager ist ein Teil von uns" und Marianne Rosenbergs Superhit "Er gehört zu mir" anstimmte, hörte der Massenchor der Konzertbesucher nicht mehr auf mitzusingen. Sie kannten jedes Lied auswendig. Egal, ob sie mit Roger Whittaker durchs schottische Hochland stapften, um "Albany" zu besuchen, mit Karel Gott gemeinsam "Fang das Licht" sangen oder mit Freddy Quinn und Lolita über die sieben Weltmeere schipperten. Jede Textzeile, jede Note saß mit traumwandlerischer Sicherheit. Der deutsche Schlager ist einfach ein Wiederholungstäter, der sich in das Langzeitgedächtnis der Fans einbrennt und auch nach vielen Jahren nicht mehr weggeht. Er ist wie die kleinen Duftproben, die man in der Drogerie geschenkt bekommt und die sich dann im Badezimmer-Schränkchen festkrallen, so dass man sie nur noch mit dem Brecheisen herausbekommt. Schlager sind Seelentröster, Begleiter in ganz unterschiedlichen Lebenslagen und meist ein guter Freund, der einen eine lange Zeit immer mal wieder besucht.

Der Auftritt von "Papis Pumpels", wie der kleine Sohn der Vollmers einst die Kumpels seines Vaters taufte, war der grandiose Abschluss einer genialen Veranstaltungsreihe. Nicht Autokino mit vorgefertigten Bild- und Tonkonserven, sondern durchweg Live-Veranstaltungen prägten diese dreiwöchige Open-Air-Veranstaltung, die von Andy Wachendorfer (EventSolutions) und Aico Horn (AhornEvents) und seinem Team vom Musikverein Wurmlingen freundlich und entsprechend der Corona-Vorgaben gemanagt wurde.

Da musste sogar der sehr von sich überzeugte Papi Vollmer am Schluss zugeben, dass dies eine ideale Auftrittsmöglichkeit in schweren Zeiten war und ist. "Ich wollte nie im Autokino auftreten. Deshalb habe ich auch viele Anfragen abgelehnt. Doch heute Abend bin ich eines Besseren belehrt worden", gab er unumwunden zu und tourte mit seinen Fans von "Mendocino" nach "Amarillo", um dort einem Teenager von "17 Jahr mit blondem Haar" hinterher zu pfeifen, denn "Es war Sommer" – obwohl es regnete.