Wettergott hat ein Einsehen mit den Festivalfans: Viereinhalbtausend Besucher feiern in Seebronn.
Rottenburg-Seebronn - Am frühen Sonntagmorgen, weit nach Mitternacht, ging das 8. "Rock of Ages" in Seebronn zu Ende. War man in den letzten Jahren nicht unbedingt vom Wetter verwöhnt - meist musste man in Gummistiefeln übers Festivalgelände waten - so schien der Wettergott endlich ein Einsehen mit den Fans zu haben.
Trotz subtropischer Hitze, insbesondere am Samstag, ließ sich keiner der etwa viereinhalbtausend Besucher am Samstag und viertausend am Freitag sein "ROA"-Feeling vermiesen. Dunkle Metal-Klamotten gelten als Dress-Code auch bei 40 Grad im Schatten, und deshalb war Schwarz die dominierende Farbe auf dem Gelände.
Da wollten auch die Musiker nicht zurückstehen. Egal, wie stark der Planet und die Scheinwerferbatterien sticht, die schicke Wollmütze bleibt auf dem Kopf, der Schal um den Hals und das Jackett am Mann. Die Fans sollen halt auch den optischen Eindruck mit nach Haus nehmen, und für die Show tun die Stars alles.
Apropos Stars - die heimlichen Helden von ROA waren auch in diesem Jahr die "Saibronner Schotten", die mit schottischer Folklore während der Umbaupausen die Fans vor dem großen Zelt unterhielten. Werden gerade die Herren der Band wegen ihrem Schottenrock, dem Kilt, oft belächelt, so wurden sie in diesem Jahr glühend dafür beneidet. Wer hätte bei der Affenhitze nicht auch gerne so ein luftiges Röckchen an? Wo der Seebronner Clan auftauchte, im Nu waren sie von Fans, Fotografen und Neugierigen umringt und bekamen jedes Mal viel Lob für ihren Auftritt.
Freute man sich im Festivalgelände an den kleinen Tönen, so war auf der großen Bühne volle Lautstärke und großes Kino angesagt. Der Freitag ging mit den mystischen Klängen von "Subway to Sally" und dem Auftritt eines echten Weltstars, dem Pop-Dino Alan Parson zu Ende. Dieser wurde nicht nur mit Superhits wie "Don’t Answer Me" oder "Music" berühmt, sondern auch als Produzent von Pink Floyd oder als Tontechniker der Beatles schrieb er ein Stück Musikgeschichte.
Viele der Besucher schlugen ihr Zelt auf dem Campingplatz auf, wobei es mit Ausschlafen am Samstag nichts wurde: Die Gewinner der Publikumsbefragung, den Local Heroes "Razzmattazz" rissen die Camper bereits um 11.30 Uhr mit hartem Rock ‘n‘ Roll-Sound aus dem Schlaf.
Metal-Rock-Opera "Avantasia" als Sahnestück
"Head up me Night" hieß der erste Song, der am Samstag übers ROA-Gelände tönte. Er erzählte eine Geschichte aus dem harten Leben eines Rock ‘n‘ Rollers, der abends ein tolle Blondine abschleppte, die sich später als Bub herausstellt.
Eine echte Lady ist dagegen die "Mother’s Finest" Sängerin Joyce "Baby Jean" Kennedy, die mit ihrer Südstaatenband eine Show ablieferte, bei der man schon vom Hingucken ins Schwitzen kam.
Auch die Schweizer Oldies von "Krokus" um ihren immerhin 63-jährigen Sänger Marc Storace gaben alles. Selbst ein Sturz am Anfang seines Auftritts konnte ihn nicht bremsen.
Mit dem umjubelten Auftritt von Doro, der deutschen "Queen of Metal", die bereits 2009 die ROA-Besucher in ihren Bann zog, strebte das diesjährige Sommer-Festival dem Höhepunkt zu, der Metal-Rock-Opera "Avantasia". Mit diesem Opus feiert Produzent Tobias Sammet, der als Sänger der Band "Edguy" bekannt wurde, derzeit weltweite Erfolge.
Zum Sammet-Auftritt kam sogar Festival-Chef Horst Franz mit seinem Töchterchen auf dem Arm in den Fotograben vor der Bühne und freute sich sichtlich und tiefenentspannt über den tollen Auftritt seines Freundes Tobias. Aber auch über den tollen Coup, den er mit der Verpflichtung dieses Rock-Spektakels gelandet hat. Für ihn war "Avantasia" die Krönung des diesjährigen "Rock of Ages", das sich mit seiner gut eingespielten Infrastruktur, den vielen freundlichen Helfern und einer großartigen Gesamtleistung aller auftretenden Bands als echten Höhepunkt der laufenden Festivalsaison präsentierte.