Foto: Bartler-Team

Festival bietet drei Tage satten Sound. Tausende Besucher feiern Musiker und Bands. Kim Wilde sagt ab.

Rottenburg-Seebronn - Der Himmel über Seebronn in Rottenburg fasziniert mit einem wunderschönen Farbenspiel – doch das ist nur fades Beiwerk für die Besucher des Rock of Ages (ROA) am Freitagabend: Das letzte Einhorn alias Michael Robert Rhein betritt mit seinen Kollegen von In Extremo die Bühne und schmettert "Mein rasend Herz" in die Menge. Und diese tobt, wird durch reichlich Pyro beim zweiten Stück "Feuertaufe" weiter angeheizt und auf Betriebstemperatur gebracht.

"Immer wenn die Sonne untergeht, immer wenn der Mond am Himmel steht", schreit Rhein den Festivalgängern entgegen, die die Musik, sich und das Ambiente in vollen Zügen genießen. Alles ganz entspannt, so wie es sich das zweite Festival von Horst Franz - neben dem Balinger Bang Your Head - auf die Fahnen geschrieben hat.

Das Familienfest der etwas anderen Art geizt dabei nicht mit seinen Vorzügen. Alles beim Rock of Ages ist etwas langsamer, gediegener, aber alles andere als langweilig und von gestern. Im Gegenteil: Selten kann man Musik unter freiem Himmel so entspannt genießen. Dafür sorgt natürlich auch der Bandmix.

Bevor die Mittelalter-Rocker von In Extremo den ersten Festivaltag beschließen, sollten Graham Bonnet Band, Saga und Axel Rudi Pell für Stimmung sorgen. Den Samstag dürfen dann die "local heroes" von Cucumber eröffnen: Chris Thompson zeigt einmal mehr seine Qualitäten und die des Line Ups: Der Brite war die legendäre Stimme von Manfred Mann’s Earth Band sowie von Alan Parsons Project und hat über die vergangenen vier Jahrzehnte nichts an seiner musikalischen Genialität eingebüßt.

Ebenfalls ein ganz Großer seiner Zunft ist Bob Catley, Frontmann von Magnum. Der begnadete Geschichtenerzähler und seine Band spielen dabei nicht nur Klassiker aus Alben wie "On a Storyteller’s Night", sondern haben auch beeindruckendes Material von ihrer CD "Escape from the Shadow Garden" dabei. Ihre größten Erfolge hat die Gruppe Blue Öyster Cult zwar Mitte der 1970er-Jahre gefeiert, doch die Faszination der Hardrock-Band ist auch heute noch präsent.

Mit Avantasia entert am Samstagabend einer der erfolgreichsten deutschen Metal-Musiker der vergangenen Jahre die ROA-Bühne: Tobias Sammet. Der Fuldaer hat mit seinem Metal-Oper-Projekt etwas Einmaliges geschaffen, feiert Erfolge auf der ganzen Welt. Und wird auch in Seebronn von seinen Anhängern frenetisch begrüßt: Mit dem Stück "Mystery of a blood red Rose", mit dem Sammet und seine Mitstreiter beim deutschen Vorentscheid fast das Ticket zum Eurovision Song Contest in Schweden gelöst haben, beginnt die Show. Michael Kiske, Helloween-Urgestein und Unisonic-Sänger, kommt im zweiten Song dazu und eröffnet damit den Reigen der hochkarätigen Gastsänger, die bei ROA an diesem Abend zu sehen sein werden: Ronnie Atkins, Frontmann von Pretty Maids, Eric Martin (Mr. Big) und Bob Catley sind weitere Gesangspartner, die mit Sammet und seinem Publikum durch die Nacht rocken.

Sammet ist dabei gleichermaßen angetan von Ambiente und Fans: "Dieses Festival ist einfach geil!" So geht es über zweieinhalb Stunden, bevor die Fangesänge langsam in der Nacht verstummen. Unter keinem guten Wetter-Stern steht der Familiensonntag. Auf der großen Festivalbühne geht es am späten Nachmittag trotzdem wieder rund – unter anderem mit der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV), Slade und Barclay James Harvest feat. Les Holroyd. Kim Wilde, Ikone der 1980er-Jahre, muss indes wegen des Unfalls auf dem Stuttgarter Flughafen ihren Auftritt absagen. Ihr Flug gehörte zu denen, die ausfielen.