Kommunales: LSV-Gruppe Oberes Gäu-Tübingen äußert sich zum Schlachthof in Rottenburg / Arbeitsgruppe gewünscht

Rottenburg/Kreis Tübingen. Zur aktuellen Debatte um den Schlachthof in Rottenburgnimmt die LSV-Gruppe (Land schafft Verbindung) Oberes Gäu-Tübingen in einer Mitteilung nun Stellung.

"Die Landwirtschaft in Deutschland steht vor der größten Weichenstellung der vergangenen 150 Jahre. Schlagworte wie Düngeverordnung, Green-Deal, Agrarreform der Direktzahlungen und weitere kreisen wie ›Geier‹ über den Köpfen der Bauern" schreibt die LSV-Gruppe. Ebenfalls stehe die Selbstversorgung der Bevölkerung in Deutschland im Krisenfall auf dem Spiel. Und nun solle aus "wenig nachvollziehbaren Gründen (zum Beispiel angeblicher Kadavergeruch im Schänzle)" der Schlachthof in Rottenburg geschlossen werden. "Mehr Missachtung kann man in dieser Zeit der regionalen Bauernschaft nicht entgegen bringen", erklärt die LSV-Gruppe und weiter: "Fragt man nach dem geplanten Nutzungskonzept, kam bisher nichts wirklich Greifbares" und auch dem Gemeinderat sei bisher kein Konzept vorgelegt worden, kritisieren die Landwirte. "Ein Beschluss des Gemeinderates, den Schlachtbetrieb in 2021 zu beenden, ist uns nach der Pleite der Bewerbung um die Landesgartenschau ebenfalls nicht bekannt, auch wenn dies so suggeriert wird" schreiben sie weiter.

Frag lich sei, wer die notwendige Anpassung des Schlachthofes in Gärtringen bezahlen solle, denn laut dem dortigen Schlachthofbetreiber fielen jährlich zusätzliche Kosten in Höhe von 80 000 Euro für ein weiteres Kühlfahrzeug samt Personal an um die Auslieferung der Schlachtkörper an die Kunden des dann ehemaligen Schlachthofes Rottenburg durchzuführen. Weitere Kosten im sechsstelligen Bereich würden für den Bau weiterer Warteställe anfallen. Beim liefernden Landwirt sinke dadurch bei jährlich 1000 gelieferten Schweinen der Gewinn von gut 7500 Euro auf unter 6400 Euro, "wohlgemerkt vor Steuern und Versicherungen", meint die Gruppe.

"Wer soll denn einen Bullen mit 800 Kilogramm Lebendgewicht, der auf der Weide frei gelebt hat mit einem Auto-Anhänger mit 80 Stundenkilometern bedrängt von auffahrenden, hupenden Lastwagen zum Schlachthof nach Gärtringen fahren und im Falle eines schweren Unfalles auch noch alleingelassen, den Kopf dafür hinhalten?", fragt die LSV-Gruppe in ihrer Stellungnahme. Das Fazit sei: "Ob die bäuerliche regionale Landwirtschaft in naher Zukunft überhaupt noch eine Überlebens-chance hat, wird sich in den kommenden drei bis fünf Jahren zeigen." Die Schließung des Schlachthofes zum jetzigen Zeitpunkt werde diese Entscheidung vorwegnehmen, "dieser Verantwortung muss sich die Verwaltungsspitze und jeder Gemeinderat bewusst sein!"

"Uns wäre es viel lieber, man würde in einer Arbeitsgruppe nach Ideen suchen, die den Schlachtbetrieb bis auf weiteres am jetzigen Standort ermöglichen, vermeintliche Nachteile beseitigen und zusätzliche Nutzungen ermöglichen." Hierzu sollten Ideen aller Gesellschaftsteile gemacht, aufgenommen und abgewogen werden, teilt die LSV-Gruppe abschließend mit.