Foto: Annika Rath

Irischer Sänger bringt Eugen-Bolz-Platz zum Beben. Besucher sind beim Open-Air mit Gummistiefeln und Schirmen bewaffnet.

Rottenburg - Die Scheinwerfer gehen an. Im Licht sieht man den starken Regen, dazu ein schlichtes Bühnenbild. Die ersten Klänge ertönen, die tiefe, klare Stimme Rea Garveys setzt ein. "Oh my love" tönt über den Platz. Erst ruhiger, nur mit der Akustikgitarre. Dann setzen E-Gitarren und das Schlagzeug ein, es wird rockiger. Ein Meer aus bunten Schirmen und grünen Hüten beginnt sich zu bewegen.

Manche sind mit Gummistiefeln und Schirmen bewaffnet

Einige Minuten vor dem Konzert: Der Bereich vor der Bühne am Eugen-Bolz-Platz füllt sich weiter. Die anfänglichen kleinen Regentropfen werden immer größer, es regnet sich ein. Manche haben auf die Wettervorhersage gehört und sind in gelben Gummistiefeln da und mit einem Schirm bewaffnet. Andere bleiben in Sommerstimmung und haben noch Sandalen und kurze Hosen an. Die Regen-Jacken aus Plastik sind schnell ausverkauft. Auch die grünen Hüte vom AOK-Stand sind der Renner des Abends.

Nach den anfänglich meist missmutigen Blicken in den Himmel scheint sich das Publikum an das Wetter zu gewöhnen. "Jetzt sind wir da, jetzt machen wir halt das Beste draus", grinst Manuel aus Tübingen. "Der Rea macht heute Abend einfach ein noch besseres Konzert und gut ist", so die positive Einschätzung seiner Freundin Christina.

Und der aus Irland kommende Rea Garvey lässt sich nicht zwei Mal bitten. Zuvor hellt aber noch die Vorband "Lions Hand" die Stimmung auf. Der Münchner Produzent Filip Bakaija und der aus New York kommende Ignacio Uriarte machen eine Mischung aus ruhigen Gitarrenklängen und Disco-Beats, manchmal sind auch Latino-Klänge zu hören. Als ein "Miracle" - "ein Märchen" bezeichnen die beiden die Rottenburger Altstadt.

Im Mittelpunkt des Konzerts steht eindeutig Rea Garvey: Bis auf die Lichtshow ist da sonst nichts Aufwändiges oder Ablenkendes. Ein schlichtes Bühnenbild, das sich nicht ändert. Die Bandmitglieder bleiben an den ihnen zugeteilten Plätzen. In der Mitte des Konzerts wagt sich der Sänger sogar mitten ins Publikum und schüttelt hier eine Hand und sagt dort seinen Zuhörern "Hallo."

Immer wieder bedankt der 42-Jährige sich beim Rottenburger Publikum fürs Ausharren im Regen. Mitleid hat er mit den kleinsten Konzertgängern: "Gibt es hier Kinder unter acht Jahren?", will er nach den ersten beiden Liedern wissen. Mithilfe der Security holt er sie kurzerhand an den einzigen trockenen Raum des Abends: Auf die Bühne. "Geht es euch gut? Eure Eltern werden klatschnass, ihr nicht", sorgt er sich um seine jungen Ehrengäste.

Den Hit "Supergirl" schrieb Sänger Rea Garvey für seine Frau

Trotz des anhaltenden Regens verliert Rea Garvey nicht seinen Humor. Nach all den Jahren Bühnenerfahrung spielt er und seine Band das erste Mal im Regen. "Ich habe die ganze Zeit Angst, dass ich ausrutsche. Aber ihr merkt das gar nicht, denn ich tanze auch so", schmunzelt er.

Seit 1998 lebt Garvey in Deutschland. Bekannt wurde er mit seiner Band Reamonn – die Bandmitglieder hatte er über die Zeitung gesucht. Den gemeinsamen Hit "Supergirl" gibt er auch am Sonntagabend in Rottenburg zum Besten. "Den habe ich für meine Frau geschrieben. Viel Liebe und ein kleines bisschen Kritik ist auch dabei", gibt er Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Songtexte. Seit 2010 ist er als Solokünstler unterwegs, veröffentlichte seitdem zwei Alben.

Momentan lebt er zwar mit seiner Frau und seiner Tochter in Berlin, aber in seinen Anfangszeiten in Deutschland war er am Bodensee zuhause. Auch sonst ziehe es ihn immer wieder nach Süddeutschland. Fasziniert zeigt er sich von der deutschen Sprache: "Da hat alles eine Bedeutung. Nur der Name Rottenburg irgendwie nicht? Ich komme nächstes Jahr wieder, bis dahin lasst ihr euch was einfallen."