Hellmut G. Haasis erzählt Geschichten vom Heisel Rein

Von Marly Scharnowski

Rottenburg-Seebronn. Frauke Grammer, Inhaberin des Haarstudios Rapunzel in Seebronn, hatte zur Lesung mit dem Betzinger Schriftsteller Hellmut G. Haasis eingeladen. Grammer hatte als Verfechterin der Kleinkunst eine ähnliche Lesung vergangenes Jahr mit Erfolg veranstaltet. Und warum sollte der Veranstaltungsort nicht auch ein Friseursalon sein?

Vor interessiertem Publikum, das sich in fast familiärer Atmosphäre zusammengefunden hatte, verlas Haasis Szenen aus seinem Buch: "Heisel Rein, der Gscheide Narr". Der Heisel Rein war ein Schlitzohr beziehungsweise Eulenspiegel, der in Betzingen von 1879 bis 1940 gelebt und gewirkt hat. Leidenschaftlich trug Haasis einzelne Passagen aus dem Leben von Heisel vor. So wollte beispielsweise der Betzinger Buckelschultes den Rein in die Arrestzelle im Rathaus einsperren, weil er im Dorf herumgegrölt hatte. Vor der geöffneten Zellentür gab der Rein dem Schultes einen Stoß und der Ortsvorsteher selbst war nun der Gefangene. Heisel Rein schloss die Zelle sorgfältig ab, nahm auch noch die Tabakspfeife und den Hut des Bürgermeisters an sich und begab sich in dessen Dienstzimmer. Dort rauchte er unter dem Gelächter der Bevölkerung die Pfeife des Bürgermeisters zum Fenster hinaus, die Leute fröhlich mit dem Hut des Ortsvorstehers grüßend.

Das Publikum, mit hauseigenem Most und Butterbrezeln verwöhnt, genoss die Atmosphäre und die Lesung, es wurde geplaudert und viel gelacht. Manche Episoden aus früheren Seebronner-Zeiten kamen so wieder an den Tag, vielleicht werden diese auch einmal aufgegriffen, wie die Geschichten vom Heisel Rein.