Günter Maurer verabschiedet sich beim Herbstkonzert vom Musikverein Wurmlingen. Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder Bote

Blasmusik: Günter Maurer verlässt nach 20 Jahren den Musikverein Wurmlingen / Herbstkonzert als Abschied

Rottenburg-Wurmlingen. Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Günter Maurer an seinem 66. Geburtstag von der Bühne des Musikvereins Wurmlingen. 20 Jahre lang hatte er das Aktive Blasorchester dirigiert. Jetzt, sagt er, sei es Zeit für den Ruhestand.

Der Schwarzwälder Bote erreicht Maurer am späten Nachmittag, etwa drei Stunden vor Beginn des Herbstkonzerts des Musikvereins Wurmlingen. Das letzte Konzert für den Dirigenten, der sich danach in den Ruhestand verabschiedet. Ihm zu Ehren heißt das Motto des Abends "Thank you for the music – Das Beste aus 20 Jahren mit Günter Maurer". "Ich ziehe gerade meinen Smoking an", sagt er. Etwas nervös wird Maurer dabei schon, gibt er zu. "Aber das gehört dazu."

Wenige Stunden später steht er sprachlos im Foyer der Uhlandhalle in Wurmlingen. Seine gesamte Familie sowie einige Freunde sind gekommen, um ihm bei seinem letzten Konzert zuzuhören und ihm zum 66. Geburtstag zu gratulieren, den er just an diesem Tag feiert. Eine Überraschung, die seine Ehefrau Kerstin Maurer organisiert hat. Und die offenbar gelungen ist. "Mir ist das Gesicht runtergefallen", schmunzelt er.

Noch hat Maurer aber Zeit, um nach der Überraschung kurz durchzuatmen. Denn als erstes tritt beim Herbstkonzert die Jugendkapelle des MV Wurmlingen unter der Leitung von Arno Horn auf. Die Lieder von Bon Jovi, die die jungen Leute auf ihren Blasinstrumenten spielen, sind schon nach wenigen Takten zu erkennen. Und auch Fans von Howard Carpendale kommen bei einem Medley bekannter Werke auf ihre Kosten. Bei dem Stück "Die beiden kleinen Finken" stehen die Piccolo- und die Querflöten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, während sich bei "Fascinating Drums", wie der Name schon sagt, alles um das Schlagwerk dreht.

Auswahl aus rund 150 Liedern der gemeinsamen Zeit

Dann haben das Aktive Blasorchester und damit auch Maurer ihren großen Auftritt. Vor einem großen Banner mit den Worten "Wunschkonzert – Danke Günter". Ein beinahe nicht enden wollender Strom an Musikern tritt auf die Bühne und zeigt mit "Fanfare for the Common Man", wie klanggewaltig eine Blaskapelle sein kann. Mit "Fate of the Gods" und "Oregon" haben sich die Mitglieder des MV Wurmlingen gleich zwei Stücke ausgesucht, die mit ihren wechselnden Tempi und verschiedenen Stimmungen keinen Raum für Langeweile lassen.

Übrigens: Die Stücke, die beim Herbstkonzert vom Blasorchester gespielt werden, dürften zumindest den Stammgästen im Publikum bekannt vorkommen. Denn getreu dem Motto "Das Beste aus 20 Jahren mit Günter Maurer" haben die Musiker vor rund einem halben Jahr aus den etwa 150 Liedern, die sie in den vergangenen beiden Jahrzehnten einstudiert hatten, eine Auswahl getroffen. Ebenso unter die beliebtesten geschafft haben es der Soundtrack der Actionfilm-Reihe "Mission Impossible", "Gladiator" aus dem gleichnamigen, oscarprämierten Film, die "Phil Collins Collection" und das Lied "Beauty and the Beast" aus dem Disney-Klassiker "Die Schöne und das Biest". Gerade letzteres, mit seiner anrührenden Melodie, trifft die Zuhörer mitten ins Herz.

Und dann ist es schon Zeit für den (vorerst) letzten Titel unter dem Dirigat von Günter Maurer: Ein Medley von Deep Purple, der "lautesten Rockband der Welt", wie es der Moderator ankündigt. Kein leiser Abschied also für den langjährigen Dirigenten. Aber einer mit Herz, das zeigt die Rede des Verwaltungs-Vorsitzenden Egon Gäntzle, der Mühe hat, seine Emotionen zurückzuhalten. "Wir hatten mit dir keinen Stillstand in der musikalischen Entwicklung", sagt er. "Du warst nicht nur als Dirigent ein Gewinn, sondern auch als Mensch." Und gewiss einer der größten Lehrmeister in der Geschichte des Vereins.

Dankbar für die vergangenen zwei Jahrzehnte

Helmut Vöhringer, erster Vorsitzender des Blasmusikverbands Neckar-Alb, lobt Maurer für die "großartige Leistung", dem Verein so lange treu geblieben zu sein. Dafür überreicht Vöhringer Maurer die Dirigentennadel in Gold.

"Es war eine wunderschöne Zeit hier", sagt der scheidende Dirigent, sichtlich gerührt. "Ich durfte miterleben, wie aus jungen Männern Familienväter und aus Mädchen Frauen und Mütter wurden."

Als Vorgeschmack auf den nahenden Ruhestand wird Maurer gebeten, auf einem flugs hereingetragenen Sessel Platz zu nehmen, samt Beistelltisch und einem Gläschen Wein. Dann folgt gleich die nächste Überraschung: Das Aktive Blasorchester hat – wie sollte es anders sein – das Lied "Mit 66 Jahren" eingeübt. Zum Schluss darf Maurer sich aber doch noch einmal von seinem Sessel erheben, um – diesmal wirklich das letzte Mal – die Zugabe, den "Kaiserin Sissi-Marsch, zu dirigieren.

Tosender Applaus, teils stehende Ovationen, dann tritt der Lehrmeister von der Bühne. Froh, dass alles gut gegangen ist. Aber auch wehmütig. Ganz sicher aber dankbar für die vergangenen 20 Jahre.