Der Wechsel hat im Stillen stattgefunden Reinhold Baur hat sein Amt als Ortsvorsteher an seine Nachfolgerin Diana Quintana Leiva übergeben. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: Reinhold Baur hat sein Amt als Ortsvorsteher von Ergenzingen an Daniela Quintana Leiva übergeben

Die Ära von Ortsvorsteher Reinhold Baur ist zu Ende. Nach Alfred Thurner, Peter Creuzberger, Meinrad Grammer und Hans Beser geht er als fünfter Ortsvorsteher nach der Kreisreform, verbunden mit der Eingliederung in die Große Kreisstadt Rottenburg in die Ortsgeschichte ein.

Rottenburg-Ergenzingen. Der 63-jährige Kriminalbeamte hat sein Amt an die 47-jährige Verwaltungsfachfrau Daniela Quintana Leiva, die mit Beginn der nächsten Woche ihre Tätigkeit als hauptamtliche Ortsvorsteherin aufnehmen wird, übergeben. Dem Ortschaftsrat bleibt er als Mitglied erhalten.

Baur selbst ist mit sich im Reinen. Er hätte gerne noch fünf Jahre weiter gemacht, sagte er in einem Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, aber es ist wie es ist, so Baur: "Als Kommunalpolitiker muss man auch mit einer Niederlage rechnen, auch wenn man selbst ein gutes Wahlergebnis erreicht hat."

Themen Bahnhof und VVS verlangten viel Zeit

Reinhold Baur war ein ehrenamtlicher Ortsvorsteher aus dem Ort, für seinen Ort und das mit viel Herzblut. Das kann und wird ihm auch niemand streitig machen. Fünf Jahre und neun Monate war er im Amt, wobei er anderthalb Jahre davon ohne Verwaltungsstellenleiter auskommen musste, was zusätzliche Arbeit bedeutete. Die vergangenen neun Monate war er kommissarischer Ortsvorsteher.

Viel Zeit verlangten vor allem die Themen Bahnhof und VVS ab. Mehrfach war er zusammen mit Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU) bei den Planern in Stuttgart, als es darum ging, aus mehreren Entwürfen die Barrierefreiheit am Ergenzinger Bahnhof umzusetzen. Da war zunächst an eine Unterführung der Bahnlinie gedacht, dann an eine Verlegung der Haltestelle in Richtung Gewerbegebiet und letztlich gab es dann die heutige Lösung mit den Aufzügen. Hier habe sich zunächst die Bahn quer gelegt, da die Ergenzinger Fahrgastzahlen zu gering waren, so Baur. Die CDU Bundestagsabgeordnete Annette Wiedmann-Mauz sei dann maßgebend daran beteilgt gewesen, dass der gordische Knoten bei der Bahn gelöst werden konnte.

Die Aufzüge, so Baur, werden wohl noch vor Ostern offiziell in Betrieb genommen. Die Bahnsteige dann erst im nächsten Jahr höher gelegt. Knackpunkt sei allerdings derzeit der ausgedünnte Fahrplan. Hier hegte Baur die Hoffnung, dass mit der geplanten Anbindung von Nagold, Ergenzingen profitieren könnte.

Vom Eis ist mittlerweile auch der einst von der BfE (Bürger für Ergenzingen) ins Spiel gebrachte Beitritt zum VVS. Die Tür ging zum einen deshalb auf, weil Calw in den VVS aufgenommen wurde und sich das sogenannte "Eintrittsgeld" erheblich verringerte, zum anderen, weil man bei der Landesregierung in Stuttgart hart geblieben sei, sagte Baur. Man wollte nämlich, dass die Rottenburger den Antrag für den Beitritt zum VVS zurücknehmen. Dieses hätten OB Neher und er selbst aber vehement abgelehnt.

Viele der innerörtlichen Maßnahmen, die im Ortschaftsrat abgesegnet wurden und als Empfehlung an den Gemeinderat gegangen waren, wurden während Baurs Amtszeit vollzogen. Die größten Brocken waren: Die Umgestaltung des vorderen Bahnhofsareales, die Errichtung einer zweigruppigen Kinderkrippe, die Sanierung des Starenwegs und die Schaffung neuer Parkplätze an der Grundschule, die Sanierung von Grundschule und Gymnastikhalle, der Bau der Kreisverkehre (innerörtlich und zwischen den Gewerbegebieten), die Ausweisung des Baugebiets Öchsner II (hier hatte Baur sämtliche Grundstücksverhandlungen geführt) und die Abrundung des Baugebiets Baisinger Weg. Dazu gesellt sich noch die Sanierung des Friedhofs, die sich derzeit im vierten Bauabschnitt befindet.

Was Reinhold Baur zumindest als Ortsvorsteher nicht mehr erleben darf, ist der Bau des Pflegeheimes im Baugebiet Öchsner II. Erst als ein privater Investor Interesse bekundet habe, machte die Stadt ihrerseits Interesse an diesem Vorhaben geltend, so Baur. Er stellte auch klar, dass das Pflegeheim nur im Baugebiet Öchsner zwei gebaut werden könne und dieses erlange erst zum Jahresende Baureife. In einem Suchlauf sei auch der freie Platz zwischen der Wohnbebauung und den Sportanlagen ein Thema gewesen. Bedingt durch den dortigen Lärmpegel sei dieses Gelände aber durch das Raster gefallen. So bringe man jetzt das Pflegeheim verzögert auf den Weg. Derzeit werde noch die Digitalisierung der Schulen im Innenbereich vorangetrieben und in der Grundschule stehe noch die Sanierung von sechs Klassenzimmern an.

Die Rathaussanierung drückte Baur durch

Reinhold Baurs fast alleiniges Kind aber ist die Rathaussanierung, die er durchdrückte, obwohl diese zumindest bei OB Neher noch nicht auf der Agenda stand. Da nämlich die gemeindeeigenen Räume im ehemaligen Notariat frei waren, hatte er die Idee, doch mit der Verwaltung dorthin umzuziehen und mit der Sanierung des Rathauses im Bezug auf die Barrierefreiheit zu beginnen. Dazu bedurfte es allerdings den Gemeinderat, den Baur allerdings überzeugen konnte. Eines steht fest, Baur sparte der Stadt mit dieser Idee eine Stange Geld, denn das ehemalige Notariatsgebäude ist mittlerweile verkauft und die Stadt hätte dann für längere Zeit zur Unterbringung der Verwaltung während der Sanierungsmaßnahmen teure Räume anmieten müssen. Die Innenrenovierung des Rathauses wurde im Mai 2019 abgeschlossen. Die energetische Sanierung von Dach und Außenfassade soll noch dieses Jahr verwirklicht werden.

Letztlich erinnerte Baur noch an die in einer Nacht- und Nebelaktion eingerichtete Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge im Jahr 2015, in die er von Anfang an eingebunden gewesen sei. Damals habe er sogar sofort die Genehmigung für einen Fußgängerüberweg beim Friedhof bekommen, erzählte Baur lachend und weiter: "Man hat das einfach mit der Verkehrssicherheit für die vielen Menschen begründet, die damals unterwegs waren und die Fahrbahn überquerten."