Konzert: Gordon Kampe bringt beim "Tag für Neue Musik" ein abwechslungsreiches Programm zu Gehör

"Porträt Gordon Kampe" – unter diesem Titel fand am Samstag zum mittlerweile 32. Mal der "Tag für Neue Musik" statt, bei dem dieses Mal ein derzeit sehr gefragter deutscher Komponist mit seinen Werken im Mittelpunkt stand.

R ottenburg . Ist das Glas halb voll oder halb leer? Dass die Sitzreihen im großen Saal der Zehntscheuer nur knapp zur Hälfte besetzt waren, war sicher kein Zeichen für eine negative Einstellung gegenüber jener Art tönend bewegter Form, die sich weitestgehend den dissonanten Tonfolgen und Klängen verschrieben hat. Vielmehr dürfte den Besuchern der Name Gordon Kampe ein Begriff gewesen sein, und so Mancher ließ die Musik sogar mit geschlossenen Augen auf sich wirken, was bei Neuer Musik nicht immer gelingt.

Kampe hingegen gelingt es immer wieder in verblüffender Weise, die Neue Musik mit althergebrachter und auch Unterhaltungsmusik miteinander zu verquicken. Oft auch in Arrangements. Erst vor vier Wochen kam bei den weltweit beachteten Donaueschinger Musiktagen ein mit viel Lob bedachtes Werk namens "Remember Me" von ihm zur Uraufführung, das durchaus auch so was wie eine Ode an den deutschsprachigen Schlager darstellte.

Der in Herne geborene Komponist ist für seinen Kohlenpott-Humor bekannt, was sich auch bei den Vorgaben in den Partituren äußert. So stand auf den Notenblättern eines weiteren bei den Musiktagen bei einer live gesendeten Podiumsdiskussion aufgeführten Werks für Tuba und Harfe die Anweisung "schneller... völlig irre abgehen, ohne Rücksicht auf Verluste".

Beim am Samstag aufgeführten Werk "Knapp" stand hingegen passend: "Ohne viel Gedöns". In der Bühnenumsetzung des Werks reizten die Musiker vom Ensemble "Lux:NM contemporary music ensemble berlin" gewissermaßen die Klangmöglichkeiten aus. So führte die Cellistin den Bogen auch mal auf einem Schneebesen, der wiederum in Kontakt mit den Saiten stand, um so neue Klangfarben hervorzurufen. Die Bläser auf Bass- und Kontrabassklarinette sowie Saxofon zauberten da auch mal derart markant rhythmische Unisono-Artefakte aus ihren Instrumenten hervor, dass die obligate Posaune da nicht mithalten konnte.

Aufhorchen ließen auch die Arrangements Kampes über die "Vier Lieder" von Franz Schreker (1878 bis 1934). Der war einst ein erfolgreicher Opernkomponist, aber auch ein Meister der Instrumentation, und wird von Kampe neben anderen Altmeistern verehrt – wie bei einem von Michael Rebhahn vom SWR2 geführten Interview während der mehrstündigen Veranstaltung vernehmbar war. Was die Ausführungen dieser mit höchsten Ansprüchen an die im hell-feinen Timbre höchst flexibel intonierende Eva Resch angeht, da waren die schlichtweg makellos.

Insgesamt kam beim "Tag für Neue Musik" ein recht abwechslungsreiches Programm zu Gehör, das wohlwollend von den Besuchern aufgenommen wurde. Wie die höchst anspruchsvollen Arrangements entpuppten sich auch die weiteren aufgeführten Werke. Wie etwa "Füchse/Messer", das sich mit obligatem Akkordeon und eingestreuten Zuspielungen auf eine grausam endende japanische Legende bezieht.

Weitere Informationen: "Porträt Gordon Kampe" wurde aufgezeichnet und wird am 11. sowie 18. Dezember jeweils um 23.03 Uhr mit weiteren Aufnahmen von Werken Kampes vom SWR2 Jetztmusik gesendet.

Geboren 1976 in Herne, studierte er nach einer Ausbildung zum Elektriker Komposition sowie Musikwissenschaft und Geschichte. Über Märchenopern promoviert, lehrt er heute als Kompositionsprofessor an der Musikhochschule in Hamburg. Kampe ist Mitherausgeber einer Zeitschrift zur Musik der Gegenwart und erhielt verschiedene Stipendien sowie zahlreiche Preise.