16 Landwirte aus Rottenburg und Umgebung demonstrierten mit 14 Traktoren gegen die Agrarpolitik. Foto: Raible

Demonstrationen gegen Agrarpolitik und für Erhalt einer Schlachtstätte. Protestaktion in Ergenzingen geplant.

Rottenburg - Gut 20 Bauern mit 14 Traktoren aus Rottenburg, Eutingen, Bondorf und Neustetten starteten am Sonntag – zusammen mit Bauern aus ganz Baden-Württemberg – zu einer Staffelfahrt nach Berlin. Organisiert wird die bundesweite Protestaktion vom Zusammenschluss "Land schafft Verbindung". Die Proteste richten sich gegen die Agrarpolitik des Bundes, der Länder und der Kommunen.

Auf dem Weg zum ersten Etappenziel in Tauberbischofsheim machten die Bauern am frühen Sonntagmorgen Station am Rottenburger Schlachthof, um für den langfristigen Erhalt einer ortsnahen Schlachtmöglichkeit und damit mehr Tierwohl zu werben.

Landwirt und Gemeinderatsmitglied Erwin Raible sagte: "Legt man die aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zugrunde, müssen für die Ernährung der Bürger in Rottenburg ›täglich‹ rund 60 Schweine und 3 Rinder geschlachtet werden. Hinzu kommt noch eine nicht unerhebliche Zahl von Schafen und Ziegen sowie Geflügel."

Würden mehr Bürger nach heimischem Fleisch verlangen, wären eine Auslastung und der wirtschaftlicher Betrieb einer Schlachtstätte vor Ort machbar, findet Raible. Gerade für eine Fair-Trade Stadt, die sich auch die Stärkung der Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben habe, wäre dies ein deutliches Zeichen der Glaubwürdigkeit.

Aktion bei Ergenzingen

"Gelingt es nicht, eine praktikable Schlachtmöglichkeit über das Jahr 2021 zu erhalten, wird die bäuerliche Landwirtschaft sowie die so wichtige Landschaftspflege der Schaf- und Ziegenhalter in Rottenburg und Umgebung bald Geschichte sein", meint der Landwirt. Und Fakt sei auch, dass nur kleinere Schlachtstätten Tiere aus bäuerlicher Haltung verarbeiten könnten, Großschlachthöfe bräuchten große, möglichst einheitliche Partien und die könne nur Massentierhaltung bereitstellen. "Entscheiden wird dies letztlich das Kaufverhalten der örtlichen Bevölkerung sowie die politischen Gremien in der Stadt und des Landkreises", findet Raible. Dazu müssten alle Beteiligten, die Landwirte, die örtlichen Metzger, der Lebensmitteleinzelhandel und auch Vertreter der Verbraucherverbände zusammen mit Politik und Verwaltung nach Lösungen suchen.

Weitere Informationen: www.landschafftverbindung.de

Im Zuge der bundesweiten Proteste der Landwirte gegen die Agrarpolitik, wird es am Dienstag, 26. November, eine Aktion bei Ergenzingen geben. Treffpunkt ist um 17 Uhr im Gewann Mönchweg (links beim Bahnhof in den asphaltierten Weg, diesem Weg folgen bis ganz auf die Höhe). Die Veranstalter wünschen sich einen Austausch zwischen Bürgern und Landwirten. Es werden auch Redebeiträge erwartet.