Roland Doschka stellt sein Gartenparadies in Dettingen am Freitag in der Zehntscheuer vor. Fotos: Kurz Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Gärtnerikone spricht über die Entstehung von "Doschkana" und das dort herrschende Mikroklima

Rottenburg. Ein Kunstwerk ist der Garten von Roland Doschka im 1700 Einwohner zählenden Dettingen zu jeder Jahreszeit. Vor seinem Vortrag am Freitag, 30. November, in Rottenburg spricht Doschka über seine Leidenschaft des Gärtnerns und gibt Tipps für den Winter.

Herr Doschka, kommen Sie und Ihr Garten jetzt im Winter etwas zur Ruhe?

Richtig, hinter uns liegt eine sehr arbeitsintensive Zeit. Das Laub musste gerecht werden und die Zwiebeln mussten für das nächste Jahr alle neu gesetzt werden. Schuld ist die außergewöhnliche Trockenheit in diesem Jahr. Dadurch sind die Zwiebeln von Tulpen, Osterglocken und beispielsweise Zierlauch alle vertrocknet. 30 000 Zwiebeln mussten wir jetzt nachsetzen. Wer die Chance noch nutzen will: Vier Wochen bleiben noch Zeit dafür.

Was ist Ihr Experten-Tipp für einen winterfesten Garten?

Da kann ich nur raten auf die Tiere acht zu geben. Laub und Gestrüpp sollte nicht vollständig entsorgt werden, sondern einen Teil für Igel, Insekten oder auch Waldmäuse aufhäufen in einem Teil des Gartens, damit die Tiere die Möglichkeit haben, sich ein Winterquartier anzulegen.

Wie sind Sie zu Ihrem Garten in Dettingen gekommen?

Der Garten ist umgeben vom Waldgebiet Rammert, das zwischen Rottenburg und Tübingen liegt. Schon als 13-jähriger Gymnasiast habe ich dort gearbeitet und mir ein Taschengeld dazu verdient: Pflegepfade angelegt, das Unterholz entrümpelt und Hügepflanzungen vorgenommen. Dabei habe ich die Pflanzen kennengelernt. Im Studium in der Provence hat mich der französische Garten fasziniert. Die Provence ist ja im Grunde genommen ein großer Garten. In England habe ich dann den englischen Garten für mich entdeckt. Als sich in Dettingen dann die Möglichkeit anbot, habe ich erst den französischen und danach den englischen Gartenteil angelegt.

Was unterscheidet diese beiden Gartenformen voneinander?

Die französischen Gärten sind kleine, in sich geschlossene Räume. Beim englischen Garten hat man dagegen große Räume mit Sichtachsen. Dafür braucht man viel mehr Platz. Zudem sind sie viel naturnaher.

Gehörten Ihnen die sechs Hektar dort schon immer oder haben Sie Land dazu gekauft?

Angefangen hat alles mit einem Bauplatz mit 20 Ar, den ich gekauft hatte. Ab 1975 kam dann immer wieder etwas mehr dazu. Vor allem von Landwirten habe ich Parzellen erworben, bis diese große Fläche zusammen kam.

Was ist die Besonderheit von "Doschkana"?

So einen Garten wie meinen gibt es bundesweit nur einmal. Es ist ein völlig neuer Ansatz des Gärtnerns. Denn ich bin auch Kunstexperte und habe so Werke von Künstlern wie Claude Monet und Marc Chagall mit meinem Garten verbunden.

Wo sehen Sie als Kunstkenner und Gartengestalter die Verbindung zwischen Kunst und Natur?

Der Künstler kann nichts neu erfinden, er kann nur das wiedergeben, was die großartige Natur zu bieten hat. Ich habe die größten Künstler des 20 Jahrhunderts in meinen Garten transferiert. Es gibt einen expressionistischen und einen impressionistischen Teil. Und der Seerosenteich erinnert an die berühmten Seerosen-Gemälde von Claude Monet.

Welche klimatischen Bedingen herrschen in Dettingen? Welche Pflanzenarten eignen sich dafür besonders?

Wir sind am Rand der Schwäbischen Alb gelegen, auf 460 Meter. Es herrscht also ein relativ raues Klima. Allerdings haben wir durch den uns umgebenden Wald eine Art Mikroklima. So wachsen in meinem Garten sehr exotische Pflanzen, die es sonst nur im Mittelmeerraum gibt, wie beispielsweise die Sonnenschirmpinie, die sonst nur in der Gegend um Cannes, Nizza und St. Tropez zu finden ist.

Wie viele Besucher kommen jährlich nach Dettingen? Sind das alles Garten-Fans oder schauen auch normale Touristen bei Ihnen vorbei?

Rund 5000 kommen jedes Jahr. Die kommen auch nur wegen des Gartens. Dettingen hat sonst nicht wirklich etwas zu bieten. Besonders schauen Garten-Freunde vorbei. Auch internationale Besucher. Vor allem aus der Schweiz, Österreich und dem Elsass.

Wer unterstützt Sie bei diesem riesigen Projekt?

Finanziell habe ich keine Unterstützung. Der Garten finanziert sich durch den Eintritt und verkaufte Bücher. Außerdem habe ich drei festangestellte Gärtner. Die einen kaufen sich halt einen Ferrari und ich habe meinen Garten.

Stehen im Gartenjahr 2019 Neuheiten an?

Ich bin europaweit immer auf der Suche nach besonderen Pflanzen. Auch die Staudenfelder lege ich immer neu an. Das wiederholt sich nicht und es gibt jedes Jahr neue Arten und neue Farbzusammensetzungen – eine ständige Metamorphose also.

Planen Sie Erweiterungen?

Nein, wir sind an den Grenzen der Machbarkeit anbelangt. Das Arbeitspensum wird sonst einfach zu viel.

Was erwartet Besucher bei Ihrem Vortrag am 30. November?

Ich werde über neue Erkenntnisse zur Kunst des Gärtnerns sprechen. Thema ist auch mein neuestes Buch mit Monet, Van Gogh und Cezanne, das zum schönsten Gartenporträt 2018 bundesweit ausgezeichnet wurde. Zudem über Monet und die Beziehung zwischen der Stadt Rottenburg. Es wird auf jeden Fall spannend.

 Die Fragen stellte Lena Straub.

Am Freitag, 30. November, präsentiert Roland Doschka um 19 Uhr seine schönsten Gartenaugenblicke und -momente in der Zehntscheuer Rottenburg. Gemeinsam mit seinem Fotografen Hermann Kurz werden die schönsten Motive des Rottenburger Vorzeigegartens präsentiert und erläutert. Der Eintritt kostet 5 Euro. Karten gibt es vorab bei der WTG am Marktplatz 24 oder an der Abendkasse, solange verfügbar.