Die Ergenzinger "Lausbühlhexen" feiern am Samstag ihren 50. Geburtstag. Archivfoto: Ranft Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Lausbühlhexen feiern 50-jähriges Bestehen / Lokale Prominenz musste sich "Hexengericht" stellen

Rottenburg-Ergenzingen. 50 Jahre alt werden die Ergenzinger Lausbühlhexen 2019 und dieses Jubiläum feiert die Narrenzunft am Samstag, 26. Januar, ab 17 Uhr mit einem Hexenspektakel auf dem Festplatz. Ab 19 Uhr ist in der herrlich herausgeputzten "Narrhalla" an der Breitwiese "Hexerei" unter der Prämisse "Brauchtum, Show, Unterhaltung" angesagt.

Ein Kuriosum im Zusammenhang mit diesem Hexengeburtstag ist, dass die Lausbühlhexen nicht von der Narrenzunft ins Leben gerufen wurden. Sie entstanden vielmehr ohne Zutun der Narrenzunft elf Jahre nach ihrem Entstehen – zur Fasnet 1969. Und so ging die "Geburt" vor sich: Die aus der Hexenhochburg Aulendorf zugezogene Schneiderin Hildegard Ruoff schneiderte ihrer Tochter Birgit ein Kostüm und entwarf eine Maske, die aus Pappmaschee hergestellt war. Die Figur gefiel den Gymnastikfrauen so gut, dass sie für die Fasnet 1969 dieses Narrenhäs wählten.

Einige Abende verbrachten die sportlichen Damen damit, die Masken aus Pappmaschee herzustellen. Bemalt wurden diese anschließend von Malermeister Christian Ruoff, dem Schwiegervater von Hildegard Ruoff. Im ersten Jahr umfasste die Gruppe knapp ein Dutzend Akteure, aber schon ein Jahr später kamen neue Mitglieder hinzu. Dass sich die Lausbühlhexen genau diesen Namen gaben, ist im Übrigen keinesfalls historisch begründet. Man suchte eben das Gewann "Lausbühl" aus und machte zur Sage, dass sich dort angeblich Hexen herumgetrieben haben sollen.

Bei der Narrenzunft betrachtete man diese Gruppe damals eher skeptisch und mit argwöhnischen Augen. Zunächst waren es auch nur Frauen, die sich im Hexenhäs tummelten. 1970 nahmen die Lausbühlhexen dann zum ersten Mal am Brauchtumsabend teil, 1972 mit einem Wagen am Ergenzinger Umzug und 1973 wurde die Gruppe schließlich in die Narrenzunft aufgenommen. Maria Schäfer und Astrid Weipert vertraten die Hexen im Narrenrat.

Als dann zum Ringtreffen 1975 der Aulendorfer Maskenschnitzer Alfred Kiefer eine Holzlarve entwarf und schnitzte, zogen sich nach und nach auch Männer das Hexenkostüm über. Bei der Schlüsselübergabe 1976 war der erste Hexentanz zu bewundern und 1978 waren es bereits mehr als 30 Zunftmitglieder, die der "Hexerei" frönten. Kurzum: der Hexenboom ging lustig weiter und so gab es 1989 sogar einen Hexenstopp. Heute bestehen die Lausbühlhexen aus rund 120 Narren.

Zwei Jahrzehnte Hexenboss

Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde Bernhard Baur, im Volksmund auch "Bätscher" genannt, für zwei Jahrzehnte unangefochtener Hexenboss, der sich in Personalunion zugleich als Zunftkoch große Verdienste um die Zunft erwarb. Derzeit ist Harald Eipper Hexenmeister und führt die Gruppe umsichtig.

Die Gründerhexen trugen ihr Hexenhäs sehr lange und nachdem es sich für sie dann "ausgehext" hatte, ließen sich die Damen etwas Neues einfallen: Sie traten alljährlich in Ergenzingen und Rottenburg als freie Laufgruppe auf. Angefangen von Musketieren über "süße Früchtchen", "Rollerhexen", Hunde, himmlische Clowns und Cleopatras bis hin zu "Paradiesvögeln" – mit dieser Kostümierung traten sie sogar beim Carneval in Venedig auf – verkörperten sie mit den von Hildegard Ruoff gefertigten Kostümen Geschichte und Fantasie.

Eine Besonderheit der Lausbühlhexen ist seit Langem das traditionelle Hexengericht, das alljährlich beim großen Brauchtumsabend über die Bühne geht. Das Ritual und die Texte stammten ursprünglich vom unlängst verstorbenen Josef Mayer, der viele Jahre für den Inhalt zuständig war. Natürlich wechselten die Autoren im Laufe der Zeit. Trotzdem blieb in der Regel streng geheim, wer von der närrischen Gerichtsbarkeit abgeurteilt werden sollte.

Der Überlieferung nach fanden die ersten "Hexengerichte" im "Sonnensaal" statt. Erika Grammer war die erste Richterin. Ihr Opfer war damals der Ergenzinger Tierarzt Klaus Eisele. Ihr folgte dann 14 Jahre lang Astrid Weipert, die ihr Amt wiederum an ihre Tochter Heike und an Thea Frank übergab. Prominente Opfer waren unter anderen Rottenburgs ehemaliger Oberbürgermeister Klaus Tappeser und Klaus Maier, der damalige Rektor der Grund- und Hauptschule.