Beim Energiewendetag in Rottenburg ist unter anderem der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) zu Besuch. Foto: Baum

 Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller besucht Energiewendetag in Rottenburg

Rottenburg - Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) ließ es sich am Samstag nicht nehmen, bei den Nachhaltigskeits- und Energiewendetagen in Rottenburg vorbeizuschauen.

Eingeladen hatte die Genossenschaft für erneuerbare Energie und deren Vorstandschaft. Der stellvertretende Kreistagsvorsitzende Klaus Lambrecht (Grüne) begrüßte den baden-württembergischen Minister und gemeinsam mit Winfried Santura und Klaus-Jürgen Lehman von der Vorstandschaft der Genossenschaft für erneuerbare Energie malte er ein düsteres Bild von der derzeitigen Klima- und Energiewende. So sei etwa der Kohleausstieg für Baden-Württemberg nicht einfach, erklärte Untersteller. Denn die Steinkohlekraftwerke seien häufig mit lokalen Wärmenetzen kombiniert. Daher kämpfe er als Umweltminister für Verbesserungen beim Kohleausstieg.

Solapark und Photovoltaik beeindrucken

Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei unumgänglich, weshalb er sehr gerne nach Rottenburg zum Infostand der Genossenschaft für erneuerbare Energie gekommen sei. Diese Genossenschaft gibt es seit 2009, berichtete Winfried Santura den rund 50 Zuhörern auf dem Metzelplatz. Heute zählt die Genossenschaft 230 Mitglieder, die derzeit 1,6 Millionen Euro Kapital der Genossenschaft zeichnen. Der Vorstand der Genossenschaft für erneuerbare Energie ist seit der Gründung im Jahr 2009 aktiv.

Untersteller und Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher zeigten sich beeindruckt von der Arbeit der Genossenschaft, die den beiden Politikern ihre Projekte vorstellte. So wurde in Denkingen ein Solarpark mit Photovoltaikanlagen erstellt. Dies habe die Kw-Leistung der Genossenschaft im Bereich Photovoltaik verdoppelt. Das größte Projekt in Rottenburg selbst ist das Photovoltaikdach auf der Volksbank-Arena. Santura erklärte, dass die Genossenschaft stolz sei, das große Projekt in Denkingen gestemmt zu haben. "Wir treiben auf eine große Klimakatastrophe zu, jeder muss etwas tun, jeder an seinem Platz", bilanzierte Santura. Es gelte, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. So tue die Genossenschaft für erneuerbare Energie viel, auch und gerade im Bereich Windkraft und Photovoltaik.

Ein Ausnahmesommer

Untersteller erklärte, dass es seit vielen Jahren den Engergiewendetag gebe. In diesem Jahr sei er aufgrund der Coronakrise mit den Nachhaltigkeitstagen zusammengelegt worden. Man müsse zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen, so Untersteller. Im Rahmen der Energiewendetage gebe es über 200 kleinere Veranstaltungen. Bei vielen der Veranstaltungen sei er auch dabei.

Der Sommer 2020 sei ein "Ausnahmesommer", ebenso wie 2017, 2018 und 2019. "Wir werden künftig noch mehr dieser besonders heißen und extrem trockenen Sommer erleben", prognostizierte Untersteller. Dies werde aufgrund der Klimakatastrophe zur Regel. Probleme bereite dies besonders im Bereich der Landwirtschaft, im Bereich der Wasserwirtschaft und im Bereich Waldwirtschaft sowie bei der Energiebewirtschaftung. Gerade im Schwarzwald sei das Waldsterben extrem verbreitet. "Wir müssen runterkommen von unseren hohen CO2-Emissionen." Zudem müsse der rasante Anstieg der durchschnittlichen Temperatur gestoppt werden. Daher sei er froh, dass es Institutionen wie die Rottenburger Genossenschaft für erneuerbare Energie gebe. Die Autofahrer würden auch noch aufwachen, auch die Heizungsbetreiber von Ölheizungen, da die CO2-Abgabe ab Januar dazukomme und dann Kraftstoffe und das Öl teurer würden. Wenn die Pandemie vorbei ist und sich die Wirtschaft von der Pandemie erholt, dann würde gerade der erhöhte Ölpreis zuschlagen.

Untersteller setzt sich derzeit für eine Solarpflicht für Industriegebäude ein: OB Neher betonte, dass man auf denkmalgeschützte Gebäude auch Photovoltaikanlagen bauen solle. Man brauche Solaranlagen und auch die Landwirtschaft, daher solle es eine Ständerbauweise für Photovoltaikanlagen geben, die etwa eine landwirtschaftliche Nutzung erlaube.