Kommunales: Gemeinderat hat der Erschließung der Wirtschaftsflächen Galgenfeld/Herdweg zugestimmt

Der Gemeinderat Rottenburg hat dem Gewerbegebiet Galgenfeld/Herdweg zwischen Kiebingen und Rottenburg grünes Licht gegeben. Fast 200 Interessierte und Demonstranten hatten den Weg zur Sitzung gefunden.

Rottenburg. Sehr emotional waren in den vergangenen Wochen die Diskussionen um das Gewerbegebiet Galgenfeld/Herdweg. Eingebettet ist es in einen ganzen Strategie- und Handlungsplan für Rottenburgs wirtschaftliche Entwicklung.

Nicht weniger emotional war die Entscheidung dann am Dienstagabend im Gemeinderat. So kamen zahlreiche Bürger zur Gemeinderatssitzung. Doch nur ein Teil, etwa 80 Interessierte, hatte im neuen Sitzungssaal Platz. Rund 100 weitere Personen mussten vom Sicherheitsdienst vor der Tür gehalten werden. Grund dafür waren Bestimmungen zum Brandschutz. "Wir wollen rein", skandierten sie lautstark. Und äußerten ihren Unmut und ihre Wünsche durch Zwischenrufe und Applaus.

Oberbürgermeister Stephan Neher mahnte immer wieder: Zwischenrufe seien weder von draußen noch von der Empore gestattet. Die Gemeinderäte dürften in ihrer Entscheidung nicht unter Druck gesetzt werden. Nach einer Stunde ließ er die Tür dann schließen. Durch die Übertragung über Lautsprecher konnten die Bürger den Diskussionen der Gemeinderäte dennoch folgen.

Am Ende stimmten 20 Gemeinderäte für und elf gegen den "Strategie- und Handlungsplan". Dafür sprachen sich die Abgeordneten der CDU, SPD, Ja-Fraktionen und der Oberbürgermeister selbst aus. Dagegen stellten sich die Vertreter der Linken, Grünen, FDP/FB und WiR.

Bürgermeister Hendrik Bednarz betonte, dass es sich um eine "Gesamtstrategie, keine Flächenstrategie" handle. Weiter erläuterte er mehrmals: "Wir brauchen jetzt Handlungsmöglichkeiten, um handeln zu können, wenn Bedarf besteht." Eine Aufschiebung der Entscheidung sei deshalb keine Lösung. Die Stadt müsse so rasch wie möglich den Bedarf an Gewerbeflächen dem Regionalverband melden. "Sonst werden wir von Horb, Nagold oder Reutlingen überholt."

Dass insgesamt Bedarf besteht – darin zeigte sich OB Neher überzeugt. Das erstellte Gutachten der Imakomm Akademie aus Ulm hatte dies ergeben. "Wir brauchen Arbeitsplätze für die Menschen, die hier wohnen. Nur dann sind wir zukunftsfähig." Denn nur etwa 21 Prozent der in Rottenburg Lebenden arbeiten auch hier. Damit nimmt Rottenburg im Vergleich zu anderen großen Kreisstädten einen hinteren Rang ein.

Mitglieder der SPD- und Ja-Fraktion äußerten sich zu den Entwicklungen der vergangenen Wochen. "Es ist eine demokratische Entscheidung des Gemeinderats, teilweise war die Debatte unsachlich", so die Empfindungen. Reinhold Baur als Vertreter aus Ergenzingen mahnte, dass nicht alle wirtschaftlichen Lasten und Einnahmen nur von seinem Teilort gestemmt werden könnten.

Volkmar Raidt aus Kiebingen sprach sich gegen den Herdweg aus. Stattdessen bat er darum, "neue Wege zu suchen, um Rottenburg voran zu bringen". Seine Fraktion FDP/FB, ebenso WiR und Grüne stellten mehrere alternative Anträge im Rahmen der Gewerbestrategie. Darin kamen beispielsweise weitere Gewerbestandorte zur Sprache, etwa die Ähneshalde oder das Queck-Areal. Diese Vorschläge wurden allerdings abgelehnt.

Befürwortet wurde ein Antrag der Grünen. Demnach wird es im neuen Gebiet Nachhaltigkeitskriterien für mögliche Bewerber geben. Außerdem sollen alle schon ausgewiesenen Brachflächen in den existierenden Gewerbegebieten dargestellt werden und Anreize zur Nachverdichtung geschaffen werden.