Oberbürgermeister Stephan Neher führt die Radtour durch die Gewerbegebiete an. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Gewerbe-Radtour: Ergenzinger Höllsteig könnte Beispiel sein für das Gewerbegebiet Herdweg

Rund 50 interessierte Radfahrer radelten mit der Rottenburger Verwaltungsspitze zu Gewerbestandorten der Stadt. Während der Fahrradtour erfuhren die Teilnehmer Wissenswertes zur Rottenburger Gewerbestrategie.

Rottenburg-Ergenzingen. Wohnen und Arbeiten sollen bei künftigen Gewerbeentwicklungen der Stadt Rottenburg eine Einheit sein. Das Gewerbegebiet Höllsteig in Ergenzingen könne beispielhaft sein für ein künftiges Gewerbegebiet Herdweg, erklärte Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU) bei der Gewerbe-Radtour, die auch Halt machte in Ergenzingens Gewerbegebieten Höllsteig und Ergenzingen-Ost.

Eine Etappe war der Standort der Firma Magra im Junghansring. Hier habe man keine 350 Meter Abstand zum Ortsrand eingehalten, dennoch funktioniere laut Neher alles sehr gut. Der Gewerbebetrieb werde von der Bevölkerung nicht als störend empfunden.

Höllsteig und auch der Herdweg zwischen Rottenburg und Kiebingen hätten die Kleinzelligkeit der Grundstücke für Betriebe gemeinsam. Dräxlmaier hatte Bestandsschutz, hier sollen kleinere Betriebe angesiedelt werden, wenn das Gelände von der Firma nicht mehr gebraucht wird. Im Höllsteig seien Gewerbe und Wohnen eine gute Einheit geworden, lobte der Oberbürgermeister. Viele Neubauten seien entstanden und die Firmen seien interessiert, dass ihr Firmensitz einladend aussehe.

Neher erklärte, dass vom Regionalplan aus die kompletten 160 Hektar im Gewerbegebiet Ergenzingen-Ost bis hin zur Autobahn entwickelt werden könnten. Dies wolle man aber seitens der Stadt den Ergenzingern nicht zumuten. Man setze eher auf ein interkommunales Gewerbegebiet mit Eutingen auf dem Baisinger Flugplatz. Dies müsse allerdings erst noch alle Hürden nehmen, auch bei den Regionalversammlungen Neckar-Alb und Nordschwarzwald.

Rottenburg. Die Gesamtlänge der Gewerbe-Radtour betrug 32,6 Kilometer, geradelt wurde in mehreren Etappen. Einige der Radler hatten auch E-Bikes dabei, was besonders an den Aufstiegen von Vorteil war.

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU) erklärte an der ersten Station – den Stadtwerken und später auch im Elsäser-Areal –, dass derzeit viel über Gewerbegebiete diskutiert wird. Es werde überlegt, wo Flächen sind, die für Gewerbe zur Verfügung stehen könnten. Neher: "In Siebenlinden I und II stehen derzeit keine Flächen mehr für Gewerbe zur Verfügung. Hier gibt es nur noch private Flächen, die die Firmen für ihre eigene Erweiterung benötigen." Die Firmen müssen sich auch so aufstellen, dass sie am Markt bestehen können. Daher sei es wichtig, Flächen in einem kernstadtnahen Gewerbegebiet wie etwa dem Herdweg zu haben. Frei sind in Siebenlinden I derzeit 1,63 Hektar, die Firmen gehören, und in Siebenlinden II 0,31 Hektar.

Der Ratschlag, mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen, wurde und wird von den ehemaligen Bürgermeistern Stemmler und Volker Derbogen sowie jetzt auch von Bürgermeister Hendrik Bednarz beherzigt. Doch die Firmen, so Neher, "gehen in die Bevorratung".

Ein klassisches Beispiel dafür sei die Firma Somfy. Somfy habe sich schon unter Alt-Oberbürgermeister Winfried Löffler Flächen gesichert und diese erst vor wenigen Jahren bebaut. Es wäre daher fatal, wenn die Stadt die Freiflächen rund um die in Siebenlinden ansässigen Firmen für anderes Gewerbe nutzen wolle, denn dann wäre Erweiterungen der betroffenen Firmen nicht mehr möglich.

Neher erinnerte: "Wir liegen, was neue Gewerbeflächen wie etwa den Herdweg betrifft, im Konkurrenzkampf mit anderen Städten." Dies komme dann zum Tragen, wenn sich Firmen neu aufstellen wollen. Wenn man dann keine Flächen anbieten könne, springen sie ab.

Auch bei der Gebundenheit an einen Standort sei es unumgänglich, für Erweiterungen weitere Flächen auszuweisen. In der Kernstadt gebe es derzeit keine freien Gewerbeflächen in städtischer Hand. Unter anderem habe sich die Ansiedelung von Einzelhandel auf dem DHL-Areal zerschlagen, weil sich der Gemeinderat entschied, dort Wohnungen zu bauen. Auch soll im DHL-Areal ein Gründerzentrum entstehen. Neher: "Daher wäre ein Haltepunkt der Regionalstadtbahn auf dem DHL-Areal von Vorteil."

Neher ging auch auf die Klausurtagungen zur Frage der Gewerbegebiete ein (wir berichteten). Im Elsässer-Areal gibt es einige relativ große Grundstücke, die die Erbengemeinschaft selbst vermarkten und verkaufen will. Hier soll eine Lidl-Erweiterung entstehen. "Vor vier, fünf Jahren war hier ein Sammelsurium von Flächen, heute ist ein kleiner Gewerbepark entstanden", freute sich Neher. In einer der großen Hallen sei eine Spedition untergekommen. Der Standort ist ein Ergänzungsstandort für den Einzelhandel. Randsortimente seien zulässig, ebenso großflächiger Einzelhandel. Die Firma Elsässer investiert selbst und vermietet auch selbst.

Neher warb dafür, am 21. Oktober mit Nein zu stimmen, damit Rottenburg ein kernstadtnahes Gewerbegebiet bekomme.