Der Integrationsbeirat mit Bürgermeister Hendrik Bednarz (Fünfter von links) und Ourania Kougioumtzidou (städtische Integrationsbeauftragte, links)Foto: Jansen Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Integrationsbeirat wird für seine Arbeit / Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende April

"Wir hoffen auf viele Kandidaturen von Menschen mit Migrationshintergrund, die in unserer Stadt leben", erklärt Bürgermeister Hendrik Bednarz am Mittwochabend im Kaffee Stadtgespräch. Die Rede ist von den Wahlen zum Integrationsbeirat, die in zwei Monaten wieder stattfinden.

Rottenburg. Er betont: Die Politik soll Interessen vertreten. Deshalb sei es wichtig, dass sich auch Menschen mit Migrationshintergrund einbringen. Um für das Amt zu motivieren und über den Beirat zu informieren, findet ein Kulturabend mit dem Integrationsbeirat der Stadt Rottenburg statt. Denn viele wüssten nicht, was der Beirat überhaupt tut. Infostände in Ergenzingen bei Discountern und Läden wurden abgelehnt, bedauern zwei Zuständige.

Jedoch: "Wir sind überall", erklärt Beirätin Irina Abb mit einem Augenzwinkern. Der Beirat wird im Gemeinderat angehört, sie sind als Sachverständige dabei und sitzen in verschiedenen Ausschüssen. Auch in solchen, die auf den ersten Blick nichts mit Integration zu tun haben, wie der Arbeitsgruppe "Digitale Stadt". Sie beziehen Stellung zu aktueller Politik, diskutieren mit Politikern und bilden sich in Kursen weiter. "Wir möchten, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Staat wohl fühlen, dass sie hier bunt und frei leben. Wir möchten, dass Kinder einen guten Schulabschluss und Sprachkenntnisse haben." Sie betonen zwei Dinge: "Integration ist nicht immer leicht. Und Integration bedeutet nicht Anpassung." Im Beirat werden Probleme aufgenommen und diskutiert. "Der Beirat stößt Veränderung an", erklärt Nadeshda Rudenko.

Dabei unterstützt der Integrationsbeirat unter anderem den Muttersprachenunterricht in der Schule. Jedoch betonen sie auch die Wichtigkeit, Deutsch zu lernen. Deshalb setzen sie sich für Deutschkurse ein.

Die Besucher des Abends können kulturelle Eindrücke sammeln. So spielt Berkan Tas auf der SAZ, – ein gitarren-ähnliches Instrument aus der Türkei – Irina Leahova und Michail Leahov begeistern mit einer Darbietung von moldawischer Geigenmusik. Zuletzt liest die Bosnierin Aida Djulic Gedichte vor. Diese handeln von Flucht und Heimatverbundenheit, wie das Gedicht "Ein ungewöhnlicher Baum": "Ich bin ein ungewöhnlicher Baum", ließt Djulic vor. "Mein Stamm ist in Deutschland, meine Zweige möchten die Welt umarmen. Doch meine Wurzeln sind in Bosnien."

Dafür erzählen drei Integrationsbeirätinnen von ihrer eigenen Motivation. "Ich wollte mich nicht nur beschweren, sondern aktiv etwas verbessern", erklärt Irina Abb. "Wer spricht für uns, wenn nicht wir?" fragt Snezana Volodjko. Die gebürtige Lettin lebt seit 20 Jahren in Deutschland und sitzt im Beirat, seit er existiert. Dieses Engagement ist ehrenamtlich, die Amtszeit dauert drei Jahre.

Bewerben kann man sich für den Integrationsbeirat, wenn man eine Migrationsgeschichte hat, volljährig ist und in Rottenburg lebt. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende April, die Wahl ist am 19. Mai.