Schule: Paul-Klee-Gymnasium zieht Bilanz für Förderprojekt / Unterstützung kommt von Regierungspräsidium

Am Paul-Klee-Gymnasium in Rottenburg läuft das sprachintegrierende Projekt "LEIF". Es ermöglicht besonders leistungsstarken und motivierten Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, zusätzliche Förderstunden. Dadurch soll auch eine schrittweise Integration in den altersgerechten, regulären Unterricht gelingen.

Rottenburg. Drei Herzen zieren das kleeblattförmige Logo des Paul-Klee-Gymnasiums und repräsentieren laut Schulleiter Andreas Gathmann die Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern. An der Stelle des vierten Blatts steht der Schulname selbst. "Mit Herz dabei sein" möchten Gathmann und sein Kollegium auch, wenn es um die Integration von Schülern geht, die noch nicht lange in Deutschland leben, aber jede Menge Motivation und Engagement zeigen würden.

Isabel Platz ist Deutschlehrerin und "Lotsin" des Projekts "Förderung leistungsstarker und leistungsmotivierter Schüler mit nicht deutscher Herkunftssprache und mit geringen Deutschkenntnissen", kurz "LEIF". In ihrer sogenannten Vorbereitungsklasse, dem staatlichen Regelangebot für migrierte Schüler mit geringen Deutschkenntnissen, sind aktuell 15 Schüler. Sie werden dank des Projekts mit zehn zusätzlichen Unterrichtsstunden gefördert. Dabei setzten Isabel Platz und ihre Kollegen auf ein selbst erarbeitetes, fünfstufiges Modell, das nach und nach die Unterrichtsstunden der Vorbereitungsklasse durch Stunden im regulären Unterricht ersetzt. Am Ende des Prozesses steht die vollständige Integration der Schüler.

Schüler zeigen ihr großes Potenzial in Hospitationsstunde

Die projektbedingte Begrenzung der Förderung auf zwei Jahre wünscht sich Isabel Platz als Regelfall: "Momentan beträgt das reguläre Stundenkontingent für eine Vorbereitungsklasse nur 25 Wochenstunden. Fünftklässler in einer normalen Regelklasse haben dagegen schon 31,5 Stunden, später werden es 35 Stunden in der zehnten Klasse." Die durch das Projekt ermöglichten zusätzlichen Stunden seien eine Notwendigkeit, um nicht nur die Sprache, sondern auch das Wissen in anderen Fächern deutlich zu verbessern, sagt die Pädagogin. "Mit dem zusätzlichen Stundenkontingent ist es theoretisch möglich, einen Schüler innerhalb einen Jahres vollständig in den Regelunterricht zu integrieren", erklärt Isabel Platz, zwei ihrer Schüler wären bereits auf dem besten Weg dorthin.

Bei einer Hospitationsstunde in Deutsch demonstriert die Lehrerin das Können ihrer im Projekt eingebundenen Vorbereitungsklasse. Die Schüler, alle zwischen elf und 14 Jahre alt, sind teilweise erst seit ein paar Monaten in Deutschland. Sie haben schon Gymnasien oder äquivalente Schulmodelle in ihrer Heimat besucht. Deswegen sei man bemüht, ihnen das gleiche Niveau auch hier zu ermöglichen. Ein Lieblingsfach teilen sie alle miteinander: Mathematik. Fran Zezelj, der aus Kroatien nach Deutschland kam, weiß auch warum: "Ich mag das Fach und bin gut darin, die Lehrer sagen auch, dass ich Potenzial habe." Von dem Können ihrer Schüler scheint nicht nur Isabel Platz begeistert zu sein, auch ihre Kolleginnen am Gymnasium zeigen sich überrascht. So auch Birgit Zimmermann, ebenfalls Deutschlehrerin: "Es ist einfach beeindruckend, mit welcher Motivation die Kinder alles tun, um hier Fuß zu fassen".

Projekt bekommt Rückenwind von Regierungspräsidium

Rückenwind bekommt das Projekt auch von Klaus Tappeser, Präsident des Regierungspräsidiums Tübingen. Bei der Vorstellung wirbt er für mehr und effizientere Integrationspolitik an den Schulen und lobt das Engagement des Kollegiums am Paul-Klee-Gymnasium: "Der Umgang mit Sprachförderung ist der Schlüssel zum Erfolg für die Integration. Wir können nicht auf die besten Köpfe verzichten, die da zu uns kommen."

Dabei dürfe man aber auch nicht vergessen, so sind sich Tappeser und Gathmann einig, dass es primär um das Wohlergehen der zugezogenen Schüler gehe. Darum müsste man sich allerdings keine Sorgen machen, so Isabel Platz, denn die migrierten Schüler nähmen neben den Förderstunden auch an schulischen Projekte und an Feiern teil. Förderung sei wichtig, doch den Schülern solle auch das Gefühl gegeben werden, angekommen zu sein.

Hendrik Bednarz, Bürgermeister in Rottenburg, hat bereits Pläne für die Zukunft. Er möchte das Projekt im Integrationsbeirat vorstellen, dort sei das Thema "muttersprachlicher Unterricht" gerade sehr aktuell. Die praktische Vorgehensweise von Isabel Platz wäre für den Beirat hilfreich, um ein Gespür dafür zu entwickeln, wie solch ein Unterricht praktisch verlaufen könne, so Bednarz. Er fügt hinzu, dass eine Verlängerung des Projekts am Paul-Klee-Gymnasium zwar Landessache wäre, auf kommunaler Ebene könnte man aber durch solche Vernetzungen ebenso Impulse Richtung Land geben.

Gathmann ist zufrieden. "Die Vernetzung ist da. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir die Projektstunden auf Dauer nutzen könnten, aber auch mit dem Regelsatz von 25 Stunden wird hier schon gute Arbeit geleistet."