Der Rottenburger Verein Mokka setzt sich für alle Kinder und Jugendlichen ein. Besonders wichtig ist den Verantwortlichen das Thema Inklusion. Foto: Mokka Foto: Schwarzwälder Bote

Verein: Mokka setzt auf Freizeitangebote, an denen Menschen mit Behinderung teilhaben

Seit 40 Jahren gibt es den Verein Mobile Kinder-Kulturarbeit (Mokka) in Rottenburg. Vor drei Jahren haben die Verantwortlichen nun einen anderen Weg eingeschlagen und sich das Thema Inklusion auf die Fahne geschrieben.

Rottenburg. Ziel war einst ein Verein für Kinder und Jugendliche. Ende der 70er-Jahre gab es noch kein Jugendhaus in Rottenburg, berichtet die Geschäftsführerin des Vereins, Catrin Kläger. Damals wurde unter anderem eine Kernzeitbetreuung an Schulen angeboten. Immer mehr Freizeitangebote kamen dazu. Mittlerweile arbeiten 60 Mitarbeiter für Mokka, darunter auch Sozialpädagogen, Jugend- und Heimerzieher, aber auch Mitarbeiter, die vom Verein selber gecoacht wurden, sowie 15 Ehrenamtliche.

Sozialpädagogin Monika Wiedmaier stieß vor drei Jahren zum Verein. "Sie hat uns für das Thema Inklusion sensibilisiert", sagt Kläger. Wiedmaiers berufliches Vorwissen ließ man in die Vereinsarbeit einfließen und öffnete alle Gruppen und Projekte für Menschen mit Behinderung. Eine Satzungsänderung fehlte noch und so setzte sich Mokka neue Schwerpunkte. Durchbruch sei auch eine großzügige Spende der Firma Bitzer aus Ergenzingen gewesen. "Im Jahr 2017 hat die Firma 20 000 gespendet und damit meine Stelle finanziert", erklärt Wiedmaier.

"Ich habe bei der Lebenshilfe gearbeitet und dort die Erfahrung gemacht, dass man schwer Menschen ohne Behinderung dazu bewegen kann, in die Gruppen zu kommen", sagt Wiedmaier. Nun könne sie das Thema von der anderen Seite angehen. Denn Inklusion sei leider noch nicht alltäglich. Auch Sozialpädagogin Catrin Kläger sagt: "Es ist ganz wichtig, dass Inklusion zur Normalität wird. Zu oft haben wir noch Reaktionen von Kindern, die sich zuerst ekeln oder sogar Angst haben." In Rottenburg würden bisher nur drei bis vier Kinder am Unterricht in Regelschulen teilnehmen. Die Berührungspunkte würden deshalb einfach fehlen.

Das will Mokka ändern und vor allem durch Freizeitangebote diese Berührungspunkte schaffen. Ziel sei es, wahre Inklusion zu ermöglichen. Wenn "Kinder mit Unterstützungsbedarf", wie Wiedmaier es ausdrückt, an den Freizeitangeboten teilnehmen würden, sei dies ein Gewinn für beide Seiten. "Die anderen Kinder lernen dabei richtiges Sozialverhalten", ist sie sich sicher. Auch die Mitarbeiter würden immer wieder betonen, wie bereichernd die Arbeit sei. Wiedmaier hat selber einen Bruder mit Down-Syndrom. Die 50-Jährige erzählt, dass als Kind ihren Bruder als eine Art "junge Inklusionshelferin" im Kindergartenalltag begleitete, was sie nachhaltig prägte.

Neu ist auch der Freizeitclub Rottenburg, den Mokka in diesem Jahr gründete. Das inklusive Gruppenangebot für Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren findet einmal im Monat statt. Unter anderem werden Freizeiten organisiert. Zusammen mit diesem Angebot stehe Mokka auf drei Säulen. Dazu kommen noch die weiteren Angebote von Mokka wie Hausaufgabenbetreuung und als dritter Punkt die Beratung und Alltagsbetreuung. Dabei helfen Mitarbeiter Familien zu entlasten, die ein Kind mit Behinderung haben.

Neben der Inklusion ist es Mokka auch ein Anliegen, Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken. So bietet der Verein seit rund sieben Jahren die Gruppe "Sprache macht Mütter stark" an. "Das richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund, die aus klassischen Kursen rausfallen, da sie noch sehr kleine Kinder haben", sagt Kläger. Inzwischen gibt es sogar eine Analphabetengruppe mit fünf Teilnehmerinnen. Danach folgt die fortgeschrittenere Gruppe mit zwölf Frauen. Einmal pro Woche findet ein Treffen statt, nebenher ist Kinderbetreuung. "Hier ist dann unser Ziel, dass die Frauen und auch deren Kinder noch in den weiteren Freizeitangeboten Anschluss finden." Schließlich habe man selber viele Mitarbeiter, die einen Migrationshintergrund hätten. "Unsere Projekte sollen deutliche machen: Ich darf so sein wie ich bin", hebt Kläger hervor.

Inzwischen stehe der Verein auf stabilem Fundament. "Wir müssen nicht mehr bangen", berichten die Verantwortlichen. Die Suche nach neuen Räumlichkeiten beschäftigt Mokka derzeit. Die Zentrale befindet sich seit zehn Jahren in der Klausenstraße 25 im ehemaligen Bauhof. Doch die Angebotsvielfalt wächst. Für Rottenburg etwas bieten, damit auch Menschen mit Behinderung und auch alle anderen einen Anlaufpunkt haben und am Alltag teilnehmen können. Das sei oberste Priorität. Aber auch die Teilorte wolle man ansprechen, ebenso über die Grenzen hinaus. Für das kommende Jahr plant Mokka einen Leseclub, zudem soll das Thema Kinderarmut imFokus stehen.

  Was macht Mokka?

Der Verein setzet sich ein für Kinder, Jugendliche und Familien unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, mit und ohne Behinderung oder Beeinträchtigungen.

  Was sind die Angebote?

Spielmobil Knallifax, Nachbarschaftshilfe, Integrationsprojekte, Freizeitprogramme, Schulsozialarbeit, Soziale Gruppenarbeit, Schulkindbetreuung, Schülerhort

  Was ist das Ziel?

Mokka will alle Angebote inklusiv gestalten und noch weitere Angebote für Familien und Kinder mit Behinderung entwerfen. Ziel der Arbeit ist die Unterstützung der Teilnehmer zu einem möglichst selbst bestimmten und eigenverantwortlichen Leben. Betroffeme Familien werden individuelle unterstützt und begleitet. Bestehende Möglichkeiten sollen geöffnet werden und neue Angebote geschaffen.