Die Sippenchefs der Badener Vasallen und der Württembergischen Helfersteiner demonstrierten im ehemalig hohenbergischen Ergenzingen, sozusagen auf neutralem Boden Einigkeit. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

94 Recken sind derzeit auf dem Ergenzinger Festplatz zu sehen / Besonderheit zum zehnjährigen Bestehen der Kinderspielwoche

Rottenburg-Ergenzingen (era). "Seyd gegrüsset, ihr Bürger der modernen Welt, mein Name ist Justus, der Gerechte": So wird man derzeit auf dem Festplatz begrüßt, wo die badischen Vasallen und die Helfersteiner aus Württemberg das Rad der Zeit rund 800 Jahre zurückgedreht haben. Noch bis Samstagnachmittag, an dem ein großes Fest stattfindet, werden die beiden Sippen zusammen mit 94 begeisterten Kindern ihr mittelalterliches Dasein fristen.

Hintergrund dieser Geschichte ist, dass man auf Ergenzinger Seite das zehnjährige Bestehen der Kinderspielwoche feiern darf, die Hubert Wellhäuser vom Jugendbüro einst ins Leben rief und für die er auch heute noch verantwortlich zeichnet.

Man wollte zum Zehnjährigen etwas Besonderes machen, so Wellhäuser und so sei man auf das Mittelalter gekommen.

Gewänder zeigenviel Liebe zum Detail

Unterstützung hatte man sich für dieses Vorhaben bei den Rittersleuten aus Horb und Rottenburg erhofft, aber dort sei man mit diesem Anliegen glatt abgeblitzt. So habe man sich eben mit den Helfersteinern und den Vasallen, beides Vereine, die sich der regionalen Geschichte des Mittelalters verschrieben haben, in Verbindung gesetzt und diese hatten prompt ihre Unterstützung zugesagt.

Und so findet man auf der Breitwiese derzeit Menschen, die in altertümlichen, aber zweckmäßigen Gewändern mit viel Liebe zum Detail den Kindern das Leben im Mittelalter nahebringen. Dabei zeigte sich das eine oder andere Kind erstaunt, dass es in dieser Epoche eben nicht nur die stolzen Ritter gab, sondern auch das gemeine Volk.

Zeitreise in dieVergangenheit

So war es dann auch nicht ganz so einfach, Begeisterung zu wecken. Da bedurfte es zunächst einer Zeitreise rückwärts. Es wurden Kappen gefertigt, Wappen ausgesucht und nachdem dann die Initialzündung erfolgt war, begannen die sechs Workshops. Dabei ging es um die Themen Küche, Kräuter, Feuer, um das Herstellen von Spielen, um die Fingerfertigkeit beim Nähen und Anwenden der Fingerschlaufen–Webtechnik, um das Handwerk, um Waffen und Kampfkunst.

Natürlich standen auch der Umgang mit dem Pferd und das Reiten auf der Tagesordnung. Es wurde auch ein komplettes Schwein gegrillt und der Abend endete mit einem gemeinsam gesungenen mittelalterlichen Lied.

Betreut werden die Kinder durch zehn Akteure der beiden mittelalterlichen Vereine, 23 Helfern und dem Küchenteam von Beate Marschall, die für das leibliche Wohl sorgt. Chef des Ganzen ist einmal mehr der Leiter des Jugendbüros, Hubert Wellhäuser.

Besuch bekamen die "mittelalterlichen Recken" von Ortsvorsteher Hans Beser und Verwaltungsstellenleiter Lutz Strobel, die mit einem Glas süßem Met begrüßt wurden. Beide zeigten sich von Wellhäusers Idee begeistert und genossen das Lagerleben.