Kommunales: Bedürfnisse und Anforderungen in Baugebieten haben sich geändert / Mehr Flexibilität gefragt

Die Gemeinderatssitzung begann ganz harmlos mit einer kleinen Änderung des Bebauungsplans im Gebiet "Burgäcker-Äuble II". Dann debattierten die Rottenburger Räte am Dienstagabend grundsätzlich über Wohnungsnot und Bauvorschriften.

Rottenburg. Das klassische geräumige Einfamilienhaus der Wohlstandsjahre hatte eine zusätzliche Einliegerwohnung und eventuell noch Ausbauplatz im Dachgeschoss. Nicht nur der Rottenburger Baubürgermeister Thomas Weigel weiß, dass sich die Bedürfnisse und Anforderungen über die Jahre und Jahrzehnte geändert haben.

Der Erste Bürgermeister kam am Dienstagabend mit einem schlichten Änderungswunsch in den Gemeinderat: Statt zweier Wohneinheiten pro Haus sollen im 1982 entstandenen Baugebiet Burgäcker-Äuble – westliche Kernstadt oberhalb der Kalkweiler Steige – künftig drei Wohnungen zulässig sein.

Die Aussprache eröffnete Elmar Zebisch von den Freien Bürgern mit einer schlichten Frage: "Warum drei, warum nicht vier?". Thomas Weigel hatte schon darauf hingewiesen, dass "so etwas dort schon ohne Genehmigung vielfach gemacht" werde. Er nannte die Dreierlösung einen "pragmatischen Weg". Auch wegen des Stellplatz-Nachweises fand er vier Wohneinheiten planungsrechtlich zu viel. Die Gemeinderäte Werner Vogt und Peter Cuno aus der WiR-Fraktion nahmen das zum Anlass für eine Generalkritik und zwei Anträge. Pfusch sei das, schimpfte Cuno und wies auf einen "kommenden Generationswechsel" in den Wohngebieten hin.

Baurechtlicher Diskussionsbedarf

Für seine benachbarte Rostocker Wohnstraße forderte er "keine Flachdach-Pflicht mehr". Auch Vogt nannte den Vorschlag "halbherzig" und sprach sich für eine Freigabe der Dachneigung auf bis zu 35 Grad (statt wie bisher 25 bis 30 Grad) sowie für eine Anhebung der zulässigen Traufhöhe um einen Meter aus. Das brachte die WiR-Fraktion als Anträge ein, über die Oberbürgermeister Stephan Neher zunächst abstimmen ließ. Mehr als sechs Stimmen bekamen die Freigabe-Befürworter aber nicht zusammen.

Allerdings zeigte auch das Abstimmungsergebnis für den Verwaltungsantrag, dass der Wohnungsmangel und Generationswechsel baurechtlichen Diskussionsbedarf mit sich bringt. Drei Gegenstimmen und fünf Enthaltungen kamen von Grünen, Linken und aus der WiR-Fraktion.