Die Ergenzingerin Lieselotte Göhring starb im Alter von 91 Jahren. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Lieselotte Göhring mit 91 Jahren gestorben / Stricken war ihre Leidenschaft

Rottenburg-Ergenzingen (kra). Lieselotte Göhring ist tot. Mit 91 Jahren starb die gebürtige und weitum bekannte Ergenzingerin am 18. August in der Einrichtung für Betreutes Wohnen in ihrem Heimatort, den sich ihre Eltern im Jahre 1922 als künftige Bleibe ausgesucht hatten.

Sie zählten zu damaliger Zeit zu den wenigen Protestanten im Ort. Diese erwarben in der ursprünglichen "Bronngasse" drei sogenannte "Armenhäusle", bauten diese um und richteten ein Geschäft mit Kolonialwaren ein. Später kamen noch eine Shell-Tankstelle und ein Toto/Lottogeschäft dazu. Die Tankstelle war im Übrigen zu dieser Zeit die Einzige zwischen Herrenberg und Horb, die an der B 14 lag. Von jung auf unterstützte die am 1. Juni 1928 geborene Tochter "Lotte", wie sie im Volksmund genannt wurde, ihre Eltern in Tankstelle und Geschäft.

Öffentlich trat sie nur selten in Erscheinung

Anfang der 1960er-Jahre wurde ein neues Haus gebaut und darin fand dann auch das Ladengeschäft platz. Allerdings hielt es Göhring dort nicht allzu lange aus und sie zog wieder zurück in ihr angestammtes Domizil.

Die Verstorbene trat öffentlich eigentlich nur selten in Erscheinung, aber wer in Ergenzingen von 1957 bis in das erste Jahrzehnt der 2000er-Jahre hinein Toto oder Lotto spielte, der kam an ihr nicht vorbei, denn sie führte während dieser Zeit die Annahmestelle für diese Glücksspiele in der damaligen Auberlinstraße 1.

Lieselotte Göhring war für viele im Gäu die "Toto- und Lottofee" schlichtweg. Der Satz "Ich geh noch schnell zur Lotte, ich muss noch meinen Tippzettel abgeben", war freitags Standard. Als ihr der ehemalige VfB-Profi Hermann Ohlicher, der eine Zeit lang Bezirksdirektor der staatlichen Toto-Lotto-Gesellschaft war, zum fünfzigjährigen Jubiläum gratulierte, zeigte er sich voll des Lobes über die damals 79-Jährige, der in ihrer Arbeit nie ein gravierender Fehler unterlaufen sei. Gerne hätte Göhring dem Einen oder Anderen ihrer Kundschaft einen "Sechser" im Lotto gegönnt, aber einen solchen hatte sie in ihrer Annahmestelle nicht zu vermelden. Diskret verriet sie aber trotzdem einmal, dass schon ansehnliche Summen gewonnen wurden.

Göhring wurde aber nicht nur durch Toto und Lotto bekannt, sondern auch durch selbst gebastelte Utensilien, Wolle, Strickwaren, Herrenhemden, Socken und Unterwäsche, die sie vertrieb. Wer mit der Strickerei nicht zu Rande kam, bekam auch gerne "Nachhilfe". Diverse Knüpftechniken beherrschte Göhring, die einmal selbst einen großen Teppich mit Ergenzinger Wappen fertigte, ebenfalls.

1955 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des DRK-Ortsvereins Ergenzingen und wurde 1979 für 25-jährige Aktivitäten ausgezeichnet. Gesungen habe sie immer gerne, sagen insbesondere ältere Mitbürger im Ort. Sie war auch einige Jahre aktives Mitglied im Liederkranz.

Nach zwei schweren Stürzen im fortgeschrittenen Alter – einer davon hatte einen Bruch des Lendenwirbels zur Folge – verbrachte die Verstorbene zunächst zu Hause. Da sie gut vernetzt war und immer wieder durch hilfsbereite Menschen unterstützt wurde, ging das einige Zeit lang gut. Irgendwann konnte sie sich aber nicht mehr selbst versorgen und so verbrachte sie die letzten Jahre im betreuten Wohnen in der Bismarkstraße.

Am Donnerstag, 29. August, um 14 Uhr wird Lieselotte Göhring auf dem Ergenzinger Friedhof beigesetzt.